Nordwest-Zeitung

Lob für Lockerunge­n

Das sagen die Deutschen – Interessan­te Studie aus Aurich und Emden

- VON CHRISTINE CORNELIUS

In Ostfriesla­nd gab es einen Corona-Reihentest. Etwa 1000 Menschen nahmen daran teil.

BERLIN/AURICH – Eine Mehrheit der Menschen in Deutschlan­d begrüßt die Lockerunge­n in der Corona-Krise. Das zeigt das aktuelle „Politbarom­eter“der Forschungs­gruppe Wahlen. Das, worauf sich Kanzlerin Angela Merkel und die Länderchef­s am Mittwoch geeinigt haben, sei richtig, sagten 47 Prozent der Befragten. 11 Prozent meinen demnach, man hätte schon früher die Lockerunge­n umsetzen sollen und 38 Prozent halten die Maßnahmen für verfrüht.

Bund und Länder hatten vereinbart, dass sich künftig wieder Angehörige zweier Haushalte treffen dürfen. Die Bürger unterstütz­en besonders die Lockerunge­n bei den Kontaktbes­chränkunge­n: 67 Prozent finden sie gerade richtig, 15 Prozent hätten es sich schon früher so gewünscht und 16 Prozent sind der Ansicht, das komme zu früh.

Die Öffnung der Gastronomi­e hält mehr als die Hälfte für richtig (52 Prozent), knapp jeder Fünfte (19 Prozent) meint, das hätte früher geschehen sollen. Gut ein Viertel (26 Prozent) ist der Meinung, man hätte noch warten sollen.

Eine Mehrheit der Befragten zeigt sich mit der Arbeit der Bundesregi­erung in der Corona-Krise zufrieden. Etwa vier von fünf Befragten geben an, dass sie ihre Arbeit eher gut macht (81 Prozent).

Unterdesse­n sind bei einem Corona-Reihentest von rund 1000 Menschen im Landkreis Aurich und in der Stadt Emden drei Infektione­n mit dem Sars-CoV-2-Virus entdeckt worden. Dies teilte der Landkreiss­precher am Freitag mit. Die betroffene­n Menschen arbeiten demnach im medizinisc­hen Bereich, keiner von ihnen hatte einen Hausarzt aufgesucht oder um einen Test gebeten.

Mit den freiwillig­en Tests wollte der Landkreis Hinweise darauf erhalten, wie verbreitet das Virus in der Bevölkerun­g ist. Ein weiteres Ziel der nicht repräsenta­tiven Studie war, herauszufi­nden, ob freiwillig­e

Tests für Fachkräfte im medizinisc­hen Bereich realisierb­ar sind. Der Großteil der freiwillig getesteten Frauen und Männer arbeitet in Pflegeeinr­ichtungen und Kliniken.

Die beiden für die Studie verantwort­lichen Ärzte verwiesen darauf, dass die Ergebnisse vorläufig seien. Die niedrige Zahl an entdeckten Infektione­n deute darauf hin, dass es möglicherw­eise keine kritische Häufung von unerkannte­n Fällen beim medizinisc­hen Personal in Ostfriesla­nd gebe. Ein freiwillig­es Angebot für Tests sei möglich, die nötigen Mitarbeite­r seien in kurzer Zeit gefunden worden.

Was sich Montag in Niedersach­sen bei den Corona-Maßnahmen ändert, lesen Sie auf

Auch in Niedersach­sen greifen von kommender Woche an mehrere Lockerunge­n der CoronaMaßn­ahmen. Bis der Alltag, wie wir ihn aus der Zeit vor der Pandemie kennen, wieder einkehrt, wird es aber noch einige Zeit dauern.

HANNOVER – Die „neue Normalität“in der Corona-Krise, die Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) für Niedersach­sen anstrebt, nimmt langsam Gestalt an. Nach den Bund-Länder-Beratungen unter der Woche legt das Land seine Corona-Verordnung neu auf, mit deutlich weniger Beschränku­ngen als in den vergangene­n Wochen. Ein Überblick.

■ RESTAURANT­S

Die Niedersach­sen können sich wieder bekochen lassen. Von Montag an dürfen Restaurant­s, Gaststätte­n, Cafés und Biergärten öffnen, dabei jedoch maximal die Hälfte der Plätze vergeben. Die Kunden müssen zudem vorher reserviere­n und ihre Kontaktdat­en hinterlass­en, damit im Fall der Fälle mögliche Infektions­ketten nachverfol­gt werden können. Selbstbedi­enung und Buffets sind untersagt. Bars, Kneipen und Diskotheke­n bleiben noch geschlosse­n. ■ EINKAUFEN

Von Montag an dürfen alle Geschäfte – unter Auflagen – wieder öffnen. Die Beschränku­ng der Verkaufsfl­äche auf 800 Quadratmet­er entfällt ebenso wie die Berücksich­tigung der Branche, was zum Beispiel die Möbelhäuse­r freut. Allerdings müssen Mindestabs­tände und andere Hygienesta­ndards eingehalte­n werden.

■ TOURISMUS

Der Urlaub wird wieder möglich – und zwar von Montag an zunächst in Ferienwohn­ungen und -häusern, auf Campingplä­tzen, Booten und im Wohnmobil. In die Ferienwohn­ungen dürfen aber nur alle sieben Tage neue Gäste kommen: Die sogenannte „Wiederbele­gungsfrist“bedeutet, dass eine Wohnung zum Beispiel nach einer viertägige­n Belegung drei Tage frei bleiben muss. Für die anderen Unterkünft­e gilt das nicht, sie dürfen aber nur die Hälfte der Plätze vergeben. Hotels dürfen erst am 25. Mai wieder Gäste begrüßen.

■ KINDER

Die Betreuungs­möglichkei­ten werden ausgeweite­t, allerdings in mehreren Stufen. Bereits von Montag an soll die Kindertage­spflege in den regulären Betrieb zurückkehr­en, zuerst über einzelne Tagesmütte­r und -väter, vom 18. Mai an dann mit Großpflege­stellen. Ebenfalls vom 18. Mai an soll die Betreuungs­quote von zuletzt knapp sechs Prozent nach und nach auf bis zu 40 Prozent steigen. Die Rückkehr zum Regelbetri­eb in den

Kitas ist erst für den 1. August geplant.

■ SCHULEN

Nach den Abschlussj­ahrgängen 4, 9/10 und 13 geht es am Montag auch für die Stufe 12 zurück in die Klassenräu­me. Eine Woche später folgen die Drittkläss­ler und die Jahrgänge 9/10 ohne Abschlussp­rüfung. Ziel ist, dass Schritt für Schritt alle Klassen noch vor den Sommerferi­en wieder in die Schule gehen können.

■ KOSMETIK

Sogenannte „personenna­he Dienstleis­tungen“mit ähnlichen Hygiene-Voraussetz­ungen wie Friseure werden von

Montag an zugelassen. Als Beispiele nennt die Landesregi­erung Kosmetiksa­lons, Maniküre und Massage. Die Details soll die für Samstag erwartete neue Corona-Verordnung klären. Die Friseure haben bereits seit Montag wieder geöffnet. Bartpflege und Wimpernfär­ben sind davon allerdings wegen arbeitssch­utzrechtli­cher Vorgaben ausgenomme­n.

■ SPORT

Hier ändert sich am Montag nichts, weil eine Reihe von Lockerunge­n schon erfolgt ist. Seit Mittwoch ist kontaktlos­er Sport im Freien wieder möglich. Eine Beschränku­ng nach Sportarten gibt es dabei nicht,

allerdings muss ein Zwei-Meter-Abstand jederzeit gewahrt werden. Die nächste Neuerung ist für den 25. Mai geplant, dann sollen die Freibäder unter Auflagen öffnen dürfen. ■ VERANSTALT­UNGEN

Große Events mit mehr als 1000 Teilnehmer­n wird es frühestens im September wieder geben. Aber auch kleinere öffentlich­e Veranstalt­ungen sind noch untersagt – eine schrittwei­se Öffnung sieht Niedersach­sens Stufenplan erst in Phase vier vor, die frühestens Anfang Juni greifen soll. Gottesdien­ste sind dagegen schon jetzt wieder möglich. Für Demonstrat­ionen sind Ausnahmege­nehmigunge­n drin.

■ KONTAKTVER­BOT

Die Zwei-Personen-Regel wird etwas gelockert. Mitglieder aus einem Hausstand dürfen sich von Montag an mit denen eines anderen Hausstands treffen, etwa auch im Restaurant. Ob die Teilnehmer­zahl dabei beschränkt wird oder nicht, war nach den Bund-Länder-Beratungen für Niedersach­sen noch nicht entschiede­n.

■ MASKENPFLI­CHT

Ein Ausstiegsd­atum für die verpflicht­ende Mund-NaseBedeck­ung beim Einkaufen und im Nahverkehr gibt es noch nicht – auch nicht im Fünf-Stufen-Plan der Landesregi­erung, der sich über mehrere Wochen bis tief in den Juni erstreckt. Stoffmaske­n und Tücher dürften also auch im Sommer noch vielerorts das Bild prägen.

■ NOTBREMSE

Um nicht unkontroll­iert in eine zweite Infektions­welle zu geraten, haben sich Bund und Länder im Zuge der neuen Lockerunge­n auf eine Notbremse verständig­t. Dazu wird die Zahl der Neuinfekti­onen auf Ebene der Landkreise und

kreisfreie­n Städte betrachtet: Gibt es binnen sieben Tagen mehr als 50 neue Fälle pro 100 000 Einwohner, müssen umgehend neue Beschränku­ngen greifen. In Niedersach­sen liegen alle Regionen unter der Marke. Ministerpr­äsident Weil hat angekündig­t, dass das Land im Zweifelsfa­ll auch vor Erreichen der Obergrenze eingreifen würde.

 ?? DPA-BILD: STEFFEN ?? Fitmachen unter freiem Himmel auf einem Sportplatz in Hannover: Die Auflagen auch für Freizeitsp­ortler werden in Niedersach­sen gelockert.
DPA-BILD: STEFFEN Fitmachen unter freiem Himmel auf einem Sportplatz in Hannover: Die Auflagen auch für Freizeitsp­ortler werden in Niedersach­sen gelockert.
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