Lob für Lockerungen
Das sagen die Deutschen – Interessante Studie aus Aurich und Emden
In Ostfriesland gab es einen Corona-Reihentest. Etwa 1000 Menschen nahmen daran teil.
BERLIN/AURICH – Eine Mehrheit der Menschen in Deutschland begrüßt die Lockerungen in der Corona-Krise. Das zeigt das aktuelle „Politbarometer“der Forschungsgruppe Wahlen. Das, worauf sich Kanzlerin Angela Merkel und die Länderchefs am Mittwoch geeinigt haben, sei richtig, sagten 47 Prozent der Befragten. 11 Prozent meinen demnach, man hätte schon früher die Lockerungen umsetzen sollen und 38 Prozent halten die Maßnahmen für verfrüht.
Bund und Länder hatten vereinbart, dass sich künftig wieder Angehörige zweier Haushalte treffen dürfen. Die Bürger unterstützen besonders die Lockerungen bei den Kontaktbeschränkungen: 67 Prozent finden sie gerade richtig, 15 Prozent hätten es sich schon früher so gewünscht und 16 Prozent sind der Ansicht, das komme zu früh.
Die Öffnung der Gastronomie hält mehr als die Hälfte für richtig (52 Prozent), knapp jeder Fünfte (19 Prozent) meint, das hätte früher geschehen sollen. Gut ein Viertel (26 Prozent) ist der Meinung, man hätte noch warten sollen.
Eine Mehrheit der Befragten zeigt sich mit der Arbeit der Bundesregierung in der Corona-Krise zufrieden. Etwa vier von fünf Befragten geben an, dass sie ihre Arbeit eher gut macht (81 Prozent).
Unterdessen sind bei einem Corona-Reihentest von rund 1000 Menschen im Landkreis Aurich und in der Stadt Emden drei Infektionen mit dem Sars-CoV-2-Virus entdeckt worden. Dies teilte der Landkreissprecher am Freitag mit. Die betroffenen Menschen arbeiten demnach im medizinischen Bereich, keiner von ihnen hatte einen Hausarzt aufgesucht oder um einen Test gebeten.
Mit den freiwilligen Tests wollte der Landkreis Hinweise darauf erhalten, wie verbreitet das Virus in der Bevölkerung ist. Ein weiteres Ziel der nicht repräsentativen Studie war, herauszufinden, ob freiwillige
Tests für Fachkräfte im medizinischen Bereich realisierbar sind. Der Großteil der freiwillig getesteten Frauen und Männer arbeitet in Pflegeeinrichtungen und Kliniken.
Die beiden für die Studie verantwortlichen Ärzte verwiesen darauf, dass die Ergebnisse vorläufig seien. Die niedrige Zahl an entdeckten Infektionen deute darauf hin, dass es möglicherweise keine kritische Häufung von unerkannten Fällen beim medizinischen Personal in Ostfriesland gebe. Ein freiwilliges Angebot für Tests sei möglich, die nötigen Mitarbeiter seien in kurzer Zeit gefunden worden.
Was sich Montag in Niedersachsen bei den Corona-Maßnahmen ändert, lesen Sie auf
Auch in Niedersachsen greifen von kommender Woche an mehrere Lockerungen der CoronaMaßnahmen. Bis der Alltag, wie wir ihn aus der Zeit vor der Pandemie kennen, wieder einkehrt, wird es aber noch einige Zeit dauern.
HANNOVER – Die „neue Normalität“in der Corona-Krise, die Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) für Niedersachsen anstrebt, nimmt langsam Gestalt an. Nach den Bund-Länder-Beratungen unter der Woche legt das Land seine Corona-Verordnung neu auf, mit deutlich weniger Beschränkungen als in den vergangenen Wochen. Ein Überblick.
■ RESTAURANTS
Die Niedersachsen können sich wieder bekochen lassen. Von Montag an dürfen Restaurants, Gaststätten, Cafés und Biergärten öffnen, dabei jedoch maximal die Hälfte der Plätze vergeben. Die Kunden müssen zudem vorher reservieren und ihre Kontaktdaten hinterlassen, damit im Fall der Fälle mögliche Infektionsketten nachverfolgt werden können. Selbstbedienung und Buffets sind untersagt. Bars, Kneipen und Diskotheken bleiben noch geschlossen. ■ EINKAUFEN
Von Montag an dürfen alle Geschäfte – unter Auflagen – wieder öffnen. Die Beschränkung der Verkaufsfläche auf 800 Quadratmeter entfällt ebenso wie die Berücksichtigung der Branche, was zum Beispiel die Möbelhäuser freut. Allerdings müssen Mindestabstände und andere Hygienestandards eingehalten werden.
■ TOURISMUS
Der Urlaub wird wieder möglich – und zwar von Montag an zunächst in Ferienwohnungen und -häusern, auf Campingplätzen, Booten und im Wohnmobil. In die Ferienwohnungen dürfen aber nur alle sieben Tage neue Gäste kommen: Die sogenannte „Wiederbelegungsfrist“bedeutet, dass eine Wohnung zum Beispiel nach einer viertägigen Belegung drei Tage frei bleiben muss. Für die anderen Unterkünfte gilt das nicht, sie dürfen aber nur die Hälfte der Plätze vergeben. Hotels dürfen erst am 25. Mai wieder Gäste begrüßen.
■ KINDER
Die Betreuungsmöglichkeiten werden ausgeweitet, allerdings in mehreren Stufen. Bereits von Montag an soll die Kindertagespflege in den regulären Betrieb zurückkehren, zuerst über einzelne Tagesmütter und -väter, vom 18. Mai an dann mit Großpflegestellen. Ebenfalls vom 18. Mai an soll die Betreuungsquote von zuletzt knapp sechs Prozent nach und nach auf bis zu 40 Prozent steigen. Die Rückkehr zum Regelbetrieb in den
Kitas ist erst für den 1. August geplant.
■ SCHULEN
Nach den Abschlussjahrgängen 4, 9/10 und 13 geht es am Montag auch für die Stufe 12 zurück in die Klassenräume. Eine Woche später folgen die Drittklässler und die Jahrgänge 9/10 ohne Abschlussprüfung. Ziel ist, dass Schritt für Schritt alle Klassen noch vor den Sommerferien wieder in die Schule gehen können.
■ KOSMETIK
Sogenannte „personennahe Dienstleistungen“mit ähnlichen Hygiene-Voraussetzungen wie Friseure werden von
Montag an zugelassen. Als Beispiele nennt die Landesregierung Kosmetiksalons, Maniküre und Massage. Die Details soll die für Samstag erwartete neue Corona-Verordnung klären. Die Friseure haben bereits seit Montag wieder geöffnet. Bartpflege und Wimpernfärben sind davon allerdings wegen arbeitsschutzrechtlicher Vorgaben ausgenommen.
■ SPORT
Hier ändert sich am Montag nichts, weil eine Reihe von Lockerungen schon erfolgt ist. Seit Mittwoch ist kontaktloser Sport im Freien wieder möglich. Eine Beschränkung nach Sportarten gibt es dabei nicht,
allerdings muss ein Zwei-Meter-Abstand jederzeit gewahrt werden. Die nächste Neuerung ist für den 25. Mai geplant, dann sollen die Freibäder unter Auflagen öffnen dürfen. ■ VERANSTALTUNGEN
Große Events mit mehr als 1000 Teilnehmern wird es frühestens im September wieder geben. Aber auch kleinere öffentliche Veranstaltungen sind noch untersagt – eine schrittweise Öffnung sieht Niedersachsens Stufenplan erst in Phase vier vor, die frühestens Anfang Juni greifen soll. Gottesdienste sind dagegen schon jetzt wieder möglich. Für Demonstrationen sind Ausnahmegenehmigungen drin.
■ KONTAKTVERBOT
Die Zwei-Personen-Regel wird etwas gelockert. Mitglieder aus einem Hausstand dürfen sich von Montag an mit denen eines anderen Hausstands treffen, etwa auch im Restaurant. Ob die Teilnehmerzahl dabei beschränkt wird oder nicht, war nach den Bund-Länder-Beratungen für Niedersachsen noch nicht entschieden.
■ MASKENPFLICHT
Ein Ausstiegsdatum für die verpflichtende Mund-NaseBedeckung beim Einkaufen und im Nahverkehr gibt es noch nicht – auch nicht im Fünf-Stufen-Plan der Landesregierung, der sich über mehrere Wochen bis tief in den Juni erstreckt. Stoffmasken und Tücher dürften also auch im Sommer noch vielerorts das Bild prägen.
■ NOTBREMSE
Um nicht unkontrolliert in eine zweite Infektionswelle zu geraten, haben sich Bund und Länder im Zuge der neuen Lockerungen auf eine Notbremse verständigt. Dazu wird die Zahl der Neuinfektionen auf Ebene der Landkreise und
kreisfreien Städte betrachtet: Gibt es binnen sieben Tagen mehr als 50 neue Fälle pro 100 000 Einwohner, müssen umgehend neue Beschränkungen greifen. In Niedersachsen liegen alle Regionen unter der Marke. Ministerpräsident Weil hat angekündigt, dass das Land im Zweifelsfall auch vor Erreichen der Obergrenze eingreifen würde.