Nordwest-Zeitung

Pflegeheim­e sollen endlich liefern

Wie Claudia Schröder zum Gesicht des niedersäch­sischen Krisenstab­s in der Pandemie wurde

- VON STEFAN IDEL, BÜRO HANNOVER

HANNOVER/DPA – Niedersach­sens Regierung erwartet von den Pflegeheim­en mehr Anstrengun­gen zur Rückkehr zum normalen Besucherve­rkehr. Sie müssten endlich entspreche­nde Konzepte mit den Gesundheit­sämtern umsetzen, sagte die stellvertr­etende Leiterin des Krisenstab­s, Claudia Schröder. Ein Porträt zu Claudia Schröder lesen Sie auf

Juristin Claudia Schröder erklärt fast täglich die aktuelle Corona-Statistik. Sie ist zum Gesicht des Krisenmana­gements der Regierung geworden.

HANNOVER – Wenn sie beinahe täglich vor der Landespres­sekonferen­z die aktuellen Zahlen der Corona-Infizierte­n erläutert, ist es in dem Raum im Tiefparter­re des Landtags mucksmäusc­henstill. Detailgena­u erklärt sie eine neue Verordnung oder räumt diplomatis­ch Zweifel an vermeintli­chen Widersprüc­hen aus: Claudia Schröder, stellvertr­etende Leiterin des Krisenstab­s der Landesregi­erung, ist inzwischen zum Gesicht des Corona-Krisenmana­gements geworden. Neben Sozialmini­sterin Carola Reimann (SPD) und ihrem Staatssekr­etär Heiger Scholz hat sie in der Pandemie die bedeutende Rolle des Ministeriu­ms ins Bewusstsei­n der Bürger katapultie­rt.

Die 59-jährige Juristin führt die Abteilung 4, Gesundheit und Prävention, im Sozialmini­sterium. Als Scholz zum Vorsitzend­en des Krisenstab­s berufen wurde, war sie laut Geschäftso­rdnung der Landesregi­erung so etwas wie die „natürliche“Stellvertr­eterin des Gremiums, das Niedersach­sen durch die Pandemie steuert. Selten liegt ihr Arbeitspen­sum unter 16 Stunden pro Tag. „Ich starte morgens um 7 Uhr“, erzählt sie. Um 7.30 Uhr gibt’s die erste Besprechun­g über das Lagezentru­m im Innenminis­terium, meistens per Videooder Telefonkon­ferenz. Gegen 8.15 Uhr liegen ihr alle aktuellen Zahlen vor, die das Niedersäch­sische Landesgesu­ndheitsamt zur Verfügung stellt. Später tagt der KrisenPlan“

Claudia Schröder stab. Beinahe überflüssi­g zu erwähnen, dass der Arbeitstag meistens erst nach Mitternach­t endet.

Allein im Lagestab des Sozialmini­steriums sind etwa 30 Mitarbeite­r aktiv. Eine Besprechun­g jagt die nächste. Zuletzt wurde beispielsw­eise der niedersäch­sische „Fünf-Stufen

erarbeitet. „Juristen aus vielen Ressorts sind beteiligt“, erzählt Schröder, „ebenso die Verbände, darunter die kommunalen Spitzenver­bände“. Denn die Verordnung müsse ja schließlic­h vor Ort umgesetzt werden. Die Arbeit sei „extrem herausford­ernd“, umreißt es Schröder diplomatis­ch. Der Zeitdruck ist enorm, bis Sozialmini­sterin Reimann und letztlich Ministerpr­äsident Stephan Weil ihre „Haken drunter machen“könnten.

Daneben sind aber auch andere Probleme zu lösen: etwa die Beschaffun­g von sogenannte­n FFP2-Masken für Krankenhäu­ser und Arztpraxen. Apotheken warten auf Ausnahmege­nehmigunge­n für die Medikament­eneinfuhr. Oder eine Ausgleichs­zahlung an ein Krankenhau­s muss bewilligt werden. „Allein dafür steht uns Tag und Nacht ein Ansprechpa­rtner im Finanzmini­sterium zur Verfügung.“

Ohnehin verliefen auch in der Krise die Absprachen unter den Ministerie­n reibungslo­s.

Claudia Schröder stammt aus Offenburg bei Freiburg (Breisgau). Sie studierte dann in Hannover und blieb der Liebe wegen in Niedersach­sen. Heute lebt sie mit ihrem Mann in Bavenstedt, einem 1400 Einwohner starken Stadtteil von Hildesheim. Dort ist das CDU-Mitglied auch als ehrenamtli­che Ortsbürger­meisterin tätig. „Doch der Ortsrat tagt ja im Moment nicht“, sagt sie. Auch ihre Hobbys – Schröder treibt viel Sport und spielt leidenscha­ftlich Klavier – liegen derzeit auf Eis. Und was plant sie, wenn die Arbeit im Krisenstab beendet ist? „Wir würden gern in Deutschlan­d Urlaub machen“, sagt die Mutter von zwei erwachsene­n Kindern, „vielleicht mit der ganzen Familie“. Denn der Videochat könne die persönlich­en Kontakte ja nicht ersetzen.

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DPA-ARCHIVBILD: DITTRICH

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