Nordwest-Zeitung

ZUR PERSON

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Einzigarti­ge Atmosphäre für Zuschauer und Künstler: Das Watt-en-Schlick-Fest in Dangast zieht über 5000 Musik- und Kultur-Fans an den Kurhausstr­and nach Dangast. In diesem Jahr wurde es wegen Corona abgesagt.

Krägeloh: Eine ganze Menge Menschen, die mit ihrer jeweiligen Profession und Leidenscha­ft zum Festival beitragen. Wir haben mittlerwei­le 55 Programmpu­nkte, das entspricht in etwa 250 Menschen, die die Bühnen bespielen. Hinzu kommt das ganze Team von etwa 200 Freiwillig­en, die Technik-Teams, die Gastronomi­e, Hotels, Ferienwohn­ungen, die komplette Infrastruk­tur wie Bühnen, Bauzäune, Toiletten und Security.

Die Politik spannt vor allem für die Wirtschaft Rettungssc­hirme. Wie kann sie das WES unterstütz­en? Krägeloh: Vor Ort hilft der Kreis unter der Leitung von Landrat Sven Ambrosy. Die SPD-Bundestags­abgeordnet­e Siemtje Möller setzt sich für uns ein und schafft Öffentlich­keit, auch Varels Bürgermeis­ter Gerd-Christian Wagner sowie Kurdirekto­r Johann Taddigs – alle helfen, wo sie können. Alle sind daran interessie­rt, dass es weitergeht. Natürlich sind auch Soforthilf­en und die Gutscheinl­ösung für das WES interessan­t.

Derzeit wird viel über Systemrele­vanz gesprochen. Welchen Stellenwer­t nimmt die Kultur ein?

Krägeloh:

Wir merken gerade

Hat das Fest zur Marke gemacht: Till Krägeloh.BILD:

jetzt, dass in gewisser Weise alles systemrele­vant ist, oder? Aber wer definiert das in so einer Krise? Wenn Kultur lediglich als Ablenkung vom Alltag gesehen wird, finde ich das fatal. Es ist doch viel mehr für unser Leben. Kultur ist ein wichtiger Kommentato­r der Gesellscha­ft und bietet Denkanstöß­e. Genauso gibt sie den Menschen Mut. Dies ist gerade in Krisenzeit­en wichtig.

Wie wichtig ist die Solidaritä­t der Kooperatio­nspartner in der Krise und wie kann sie aussehen?

Krägeloh: Die Solidaritä­t ist sehr wichtig! Alle, die Ihre Karte für das nächste Jahr behalten, die Karte spenden können

Till Krägeloh

ist Leiter des Watt-en-Schlick-Festes (WES) in Dangast. Er hob es 2014 aus der Taufe. Seitdem etablierte der 38-Jährige das Musik- und Kulturfest­ival für die ganze Familie. Es kommt sowohl bei Kritikern an als auch den Fans. Dreimal gewann das WES den renommiert­en SzenePreis „Helga!-Award“. Krägeloh achtet bei dem Fest auch auf Nachhaltig­keit.

oder sich an der Crowdfundi­ng-Kampagne beteiligen, tragen dazu bei, dass wir im nächsten wieder ein buntes Watt-en-Schlick-Fest feiern können. Es fördert seit Anfang an die Vielfalt. Hier kommen verschiede­ne Generation­en und soziale Milieus zusammen. Kinder bis 14 Jahren haben freien Eintritt und Menschen, die gesellscha­ftlich benachteil­igt sind, zahlen günstigere Eintrittsp­reise. Darüber hinaus achten wir auf moderate Preise und bieten dennoch Kultur auf einem Spitzenniv­eau. Dass wir das können, ist zu einem großen Teil auch unseren langjährig­en verlässlic­hen Partnern zu verdanken.

Aber auch sie leiden unter Einnahmeve­rlusten . . . Krägeloh: Wir stehen im engen Austausch und ich bin zuversicht­lich, dass sie uns trotz des Ausfalls auch in diesem Jahr finanziell weiter unterstütz­en. Glückliche­rweise sind dies starke Partner, die die Krise gut überstehen werden.

Kann man aus der Krise noch etwas Positives machen, möglicherw­eise gewinnbrin­gend? Krägeloh: Zunächst geht es darum, die Dinge und das Chaos, das entstanden ist, zu ordnen. Wenn man dann Perspektiv­en hat, kann man etwas planen. Wir haben viele Ideen im Kopf und wenn wir können und die Situation es zulässt, werden wir auch wieder neue Sachen entwickeln. Wir sind ja ein Haufen voller Kreativer und diese Situation ist nicht gerade befriedige­nd.

Die Bands für dieses Jahr waren gebucht, wird das Line-Up jetzt einfach für 2021 übernommen oder muss ganz neu verhandelt werden? Krägeloh: Wir versuchen, auch weil wir uns als Kulturunte­rnehmen verantwort­lich sehen, das Line-Up von 2020 in das Jahr 2021 zu schieben. Wir hätten in diesem Jahr ein wunderbare­s und internatio­nales Programm gehabt.

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