Nordwest-Zeitung

In digitalen Rennen kommt’s auf Watt an

Marcel Fröse und Felix Dierking fahren zu Hause Bundesliga-Rennen – Gute Abwechslun­g

- VON MATHIAS FREESE

Der Radsport geht neue Wege und bietet virtuelle Bundesliga-Rennen an. Renntaktik spielt dabei kaum eine Rolle – dafür muss man seine PowerUps geschickt einsetzen.

OLDENBURG/ZETEL – Für die meisten Sportler ist die Saison beendet, für viele Individual­sportler schon bevor sie überhaupt richtig angefangen hat. Bis Ende August sind wegen der Corona-Pandemie erstmal fast alle Wettkämpfe abgesagt. Und trotzdem fahren die Radsportle­r Felix Dierking und Marcel Fröse vom RSC Oldenburg am Wochenende ein Bundesliga-Rennen. Und dafür müssen sie nicht einmal ihre Wohnung verlassen. Denn der Bund Deutscher Radfahrer hat eine Serie von fünf Rennen bei der virtuellen Plattform „Zwift“eingetrage­n.

Jeden Samstag können sich die besten Radfahrer Deutschlan­ds, zunächst bis zum 16. Mai, so von zu Hause aus mit der Konkurrenz messen – in dem sie auf einem Rollentrai­ner fahren, der die Leistungsd­aten live übermittel­t. Auf dem Bildschirm sehen die Fahrer sich und ihre Gegner als virtuelle Figuren in Echtzeit durch New York, London, Innsbruck oder die Fantasiewe­lt Watopia radeln.

Bekanntes Starterfel­d

Einer der 400 Teilnehmer der ersten zwei Rennen war Marcel Fröse aus Zetel, der lange beim RSC Oldenburg aktiv war. Der 27-Jährige, der in seinem ersten Profijahr 2013 zweimal schwerer stürzte und sich dann für ein Studium entschiede­n hatte, wollte in diesem Jahr noch einmal richtig angreifen. Seit 2017 fährt Fröse wieder Rennen, seit 2018 ist er beim Matrix Racing Team und feierte im vergangene­n Jahr mit einem Etappensie­g bei der Tour de la Guadeloupe, einer Rundfahrt auf Weltcup-Niveau in der Karibik, seinen größten Erfolg. „Ich hätte gerne noch eine vernünftig­e Saison drangehäng­t“, sagt der studierte

Auf der Terrasse der Eltern in Zetel: Marcel Fröse ist beim Rennenfahr­en immerhin an der frischen Luft.

Wirtschaft­singenieur – doch daraus wird nun wohl nichts.

Zumindest nicht wie geplant. „Zwift ist eine schöne Alternativ­e“, sagt Fröse. Auch die Rennserie findet er gut. „Es ist schon spannend, auch in diesen Zeiten in einem Starterfel­d mit bekannten Namen zu stehen. Und es ist nett zu sehen, dass man da zu den besten gehört“, erzählt Fröse, der im ersten Rennen Zehnter von 225 Männern wurde. Im zweiten Rennen verlor er an einem Anstieg den Anschluss an die Spitze. „Man wird zur Belastung gezwungen, so intensiv würde man sonst im Training nicht fahren“, meint

der 27-Jährige: „Man wächst über sich hinaus – und sieht, wie fit man ist.“

Keine Kurven und Taktik

Das geht auch Felix Dierking so. Der 17-jährige Oldenburge­r ist 2019 schon in der Klasse U 19 Bundesliga-Rennen gefahren und war sofort angetan von der Idee der virtuellen Rennen. „Das ist ein neuer Anreiz. Man trainiert ja gerade ziemlich ins Leere“, sagt Dierking mit Blick auf den wohl gestrichen­en Rennkalend­er im Sommer: „Die Bundesliga-Rennen geben einen neuen Fokus.“Dabei hatte der

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BILD: FRÖSE
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BILD: DIERKING

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