Wenn der Tennissport zum Lebenselixier wird
Daniel Greulich spricht über seinen Weg, Folgen der Corona-Krise und den OTeV-Traum von der 2. Bundesliga
Dass der Tennisbetrieb wieder anlaufen kann, freut Daniel Greulich, für den die Plätze seit 47 Jahren so etwas wie ein zweites Zuhause sind, natürlich besonders. Die Corona-Krise könnte seine OTeV-Männer vielleicht sogar beflügeln.
OLDENBURG – Während Deutschland im Gesamten und die nationale Tennis-Szene im Speziellen versucht, den CoronaAlbtraum langsam hinter sich zu lassen, kann auch einer etwas aufatmen, der vor drei Jahrzehnten einen Traum für sich realisiert hat: Daniel Greulich. Der 54Jährige vom Oldenburger TeV hat Ende der 80er sein Hobby zum Beruf gemacht und verdient seit nunmehr 31 Jahren seinen Lebensunterhalt als lizenzierter Tennistrainer.
Keine Einnahmen
„Es ist für viele Tennistrainer derzeit finanziell nicht so einfach, da wir wochenlang keine Trainerstunden geben durften, so dass die Einnahmen aus selbstständiger Tätigkeit wegfallen“, erklärt Greulich: „Mir geht’s da etwas besser, da ich größtenteils durch den Tennisverband NiedersachsenBremen bezahlt werde, wo ich angestellt bin.“
Ihm kommt zugute, dass er sich bei weitem nicht nur auf das Männertraining beim OTeV konzentriert, sondern auch als Verbandstrainer im Jugendbereich tätig ist. Wie alle Kolleginnen und Kollegen
Mattis Wetzel freut er sich aber darüber, jetzt wieder auf dem Tennisplatz stehen zu können.
Die Anlagen in Oldenburg und der Region sind nunmehr seit 47 Jahren so etwas wie Greulichs zweites Zuhause. Schon als Siebenjähriger schwang er erstmals den Tennisschläger – damals noch beim OTB, wo er es bis zum Oberliga-Spieler bringen sollte. Die Trainerlaufbahn startete Greulich als 21-Jähriger. Es sollte nicht lange dauern, ehe er als Kreiscoach Wesermarsch/Ammerland erstmals für Auswahltalente zuständig war.
Vivian Heisen
Vorteil in Aufstiegsduell?
Nach der EWE-Ausbildung zum Industriekaufmann begann mit 24 die Karriere als hauptberuflicher Trainer. Zunächst im Ammerland bei TSG Westerstede und SVE Wiefelstede, ehe er ein Jahr später zum VfB Oldenburg ging und eine schlagkräftige Truppe formierte, der ab 1997 der Durchmarsch von der Verbandsliga in die 2. Bundesliga gelang.
In dieser Zeit wurde der 1996 zum DTB-A-Trainer ausgebildete Greulich auch zum Stützpunkttrainer Oldenburg und Leer
(bis 2005) berufen. Der ZweitligaAufstieg sollte aber der letzte große Erfolg für ihn beim VfB sein. 2001 wechselte er mit einigen Leistungsträgern zum
OTeV, für den er bis heute erfolgreich tätig ist.
Im vergangenen Winter holte die erste Männermannschaft zum vierten Mal den Titel des Nordostdeutschen Meisters in der höchsten deutschen Hallen-Spielklasse. Im Sommer spielten die Oldenburger von 2014 bis 2017 in der 2. Bundesliga, landeten dreimal in der oberen Tabellenhälfte und stiegen dann als Letzter ab. In den vier Jahren kamen größtenteils Eigengewächse sowie Spieler aus der Region zum Einsatz. „Für die 1. Liga reicht das nicht“, sagt Greulich zu dieser Philosophie: „Aber wir setzten weiter wie in den vergangenen 20 Jahren auf unsere gute Nachwuchsarbeit und haben das Ziel, wieder zurück in die 2. Bundesliga zu kommen.“
Bei der Umsetzung könnte die Corona-Krise dem OTeV in die Karten spielen. „Sollte es in diesem Jahr noch eine Saison geben, könnte uns das sogar zum Vorteil gereichen“, sagt Greulich und fügt erklärend hinzu: „Da wir anders als andere RegionalligaTeams, die Spieler aus dem Ausland im Kader haben, mit unserem kompletten Kader antreten können.“
Mit gebotenem Abstand
Bei der Arbeit mit dem ProTeam kümmert sich Greulich „mittlerweile mehr um das Organisatorische, da viele der Jungs schon seit der Jugend bei mir trainieren, teilweise selbst als Trainer aktiv beziehungsweise beruflich auswärtig sind“, erklärt der 54Jährige. Bei den anderen drei Männerteams gibt’s hingegen normalerweise drei- bis vier Trainingseinheiten pro Woche, die jetzt mit gebotenem Abstand wieder regelmäßig angegangen werden können.
Der Übergang von der Jugend, „für die ich im Leistungsbereich ja auch zuständig bin“, zu den Erwachsenen erfolge sehr fließend, erklärt der Trainer: „So ist unsere vierte Mannschaft zum Beispiel identisch mit den B-Junioren.“Neben der Tätigkeit bei TNB und OTeV ist Greulich
Lasse Muscheites
Der Tennissport als Lebenselixier: Daniel Greulich ist seit 31 Jahren hauptberuflich als Trainer aktiv.
seit 2012 als Regionstrainer Jade-Weser-Hunte aktiv, nachdem er zuvor sieben Jahre lang Bezirkstrainer Weser-Ems war.
„Ein super Trainer“
Zu den erfolgreichsten Schützlingen gehören Michel Dornbusch, Mattis Wetzel und Lasse Muscheites, die dem OTeV die Treue halten, obwohl sie zum Teil sehr viel im Inund Ausland unterwegs waren oder sind, sowie auch Vivian Heisen. „Daniel ist ein super Trainer, von dem ich alle Grundlagen – vor allem im technischen Bereich – gelernt habe“, sagt die Profi-Spielerin, die mit kurzen Unterbrechungen seit dem neunten Lebensjahr bei Greulich trainiert.
Als einen der wichtigsten
Faktoren für den Erfolg sieht Greulich den großen Rückhalt im Verein. „Die tolle Unterstützung der Trainerkollegen beim OTeV ist Grundlage der Existenz eines Leistungsbereichs in Oldenburg – ebenso die kollegiale Zusammenarbeit auf Regionsebene. Sonst würde das Ganze nicht seit Jahrzehnten klappen!“
Dass er aufgrund der Corona-Krise 2020 erstmals seit drei Jahrzehnten mit den Athleten nicht zur Saisonvorbereitung nach Mallorca fliegen konnte, kann er verschmerzen – immerhin geht’s jetzt endlich auf den Tennisplätzen wieder richtig los, auf denen er seit 31 Jahren seinen Lebensunterhalt verdient und die seit bald einem halben Jahrhundert sein Lebenselixier sind.