Nordwest-Zeitung

Unwürdiges Gezerre

- VON GERNOT HELLER, BÜRO BERLIN

Man kann nur noch den Kopf schütteln. Da hat sich das schwarz-rote Regierungs­bündnis vor ein paar Wochen nach einem langen Gezerre auf ein Konzept zur Grundrente geeinigt, und nun das. Eine unwürdiger Streit zwischen SPD und Union um diese Aufstockun­g von Mini-Renten für 1,3 Millionen Menschen, die ihr Leben lang Beiträge gezahlt haben und jeden Euro vor dem Ausgeben immer schon zwei Mal umdrehen mussten.

Dabei muss man sicherlich unterschei­den, warum der Konflikt nun wieder neu entbrannt ist und mit solcher Erbitterun­g zwischen den Koalitions­partnern geführt wird. Da steht zum einen der Vorwurf im Raum, Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil habe es bislang handwerkli­ch nicht hingekrieg­t, einen vernünftig­en Gesetzesvo­rschlag zu erarbeiten, der rasch, geräuschlo­s und ohne allzu große Kosten in der Praxis umgesetzt werden kann. Wenn das so ist, und darauf deuten immerhin Klagen der Rentenvers­icherung hin, muss das schnellste­ns gelöst werden. Dann ist der Minister gefragt.

Der andere Vorwurf von Unionsseit­e lautet, die Finanzieru­ng sei nicht gesichert und daher müsse das Vorhaben auf erst einmal auf Eis gelegt werden. Einige sagen gar mit Blick auf die massiv gesunkenen Steuereinn­ahmen, es sei nicht mehr für den Staat finanzierb­ar. Das kann doch wohl nicht wahr sein. Das werden seit Wochen Multimilli­arden-Pakete für alle die geschnürt, die unter der Corona-Pandemie ökonomisch leiden. Das ist auch richtig so. Dann aber bei der Grundrente mit einem vergleichs­weise geringen Kostenvolu­men von 1,3 Milliarden Euro plötzlich zu sagen: Finanzieru­ng unsicher, daher erst einmal aussetzen – das geht gar nicht.

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