„Cäcilie“wird am Osthafen zerschnitten
Stahl vom Überbau der Brücke landet später im Hochofen – Türme werden gesichert
Zwischen den Türmen klafft nun eine große Lücke. Der Termin für den Abriss der Bauwerke steht noch nicht fest.
OSTERNBURG – „Ritzeratze! Voller Tücke, in die Brücke eine Lücke!“heißt es im dritten Streich von Max und Moritz von Wilhelm Busch. Am Osthafen machen sich die Arbeiter nicht mit einer Säge an der altehrwürdigen Cäcilienbrücke zu schaffen, da hätten sie viel zu tun, sie bearbeiten den stählernen Überbau mit Schneidbrennern und bereiten ihn für den Transport zu einem Hochofen vor, wo der Stahl eingeschmolzen und weiterverarbeitet wird.
Am vergangenen Samstag ist der um 80 auf 200 Tonnen geleichterte Überbau der Cäcilienbrücke auf dem Schiff zum Osthafen gebracht worden. Dort liegt er nun auf dem Gelände von Rhein-Umschlag und wird zerteilt.
Planung seit Oktober
Marek von Atens (25) ist eine schwere Last von den Schultern genommen worden, als der Überbau Richtung Osthafen verschifft wurde. Er ist Bauleiter bei Thieling Bau in Augustgroden (Landkreis Wesermarsch, Gemeinde Stadland) und seit Oktober 2019 mit dem Projekt beschäftigt. Dazu gehörte auch der Bau der Fundamente sowie Auf- und Abgänge der Ersatzbrücke.
Unter hohem Termindruck eine große logistische Herausforderung, sagt von Atens. Ein Beispiel: Für die Gründung der Behelfsbrücke musste ein 100 Tonnen schweres Bohrgerät an den Rand des Kanals gefahren werden. Die Frage, die sich stellte: Halten die Spundwände den enormen Druck aus oder geben sie nach? Gaben sie bekanntlich nicht. Denn:
Für den Bohrer wurde ein eigenes Gerüst geschaffen, auf dem er stehen konnte. Der durch das hohe Gewicht ausgeübte Druck wurde so auf eine große Fläche verteilt.
Auch größere Probleme
Zwischendrin tauchten immer wieder kleinere, aber auch größere Probleme auf. So konnte zum Beispiel die Asphaltdecke nicht schnell mal eben abgefräst werden. Presslufthämmer kamen zum Einsatz, weil in der 35 Tonnen schweren Decke unvermittelt Schrauben und Bolzen auftauchten. Zurzeit sind zehn Arbeiter der Firma damit beschäftigt, Stahlträger und Sicherungen abzubauen, mit denen der Überbau bis zum Aushängen durch den
Trauriger Anblick: Auf dem Gelände von Rhein-Umschlag wird der Überbau der Cäcilienbrücke zerlegt.
Schwimmkran Triton gehalten wurde. Zwei Wochen werden die Restarbeiten laut von Atens wohl noch in Anspruch
nehmen. Zum Schluss werden die Zugänge und Fenster der Türme mit Holz verschlossen.
Das Wasserstraßen- und
Schifffahrtsamt (WSA) WeserJade-Nordsee behält die Türme, die dadurch, dass der Überbau nun fehlt, stärker in Bewegung geraten könnten, im Blick. Ein Datum für den Abriss steht noch nicht fest. Zunächst wird laut Fachbereichsleiter Rüdiger Oltmanns vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt der Antrag für das Planfeststellungsverfahren erarbeitet, der bei der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt in Bonn eingereicht wird.
Sollten die Türme allerdings in Bewegung kommen, könnte der Abriss der Verkehrssicherungspflicht wegen deutlich früher erfolgen als bisher gedacht.
Historische Bilder von der Brücke finden Sie auf Seite 17