Nordwest-Zeitung

„Cäcilie“wird am Osthafen zerschnitt­en

Stahl vom Überbau der Brücke landet später im Hochofen – Türme werden gesichert

- VON THOMAS HUSMANN

Zwischen den Türmen klafft nun eine große Lücke. Der Termin für den Abriss der Bauwerke steht noch nicht fest.

OSTERNBURG – „Ritzeratze! Voller Tücke, in die Brücke eine Lücke!“heißt es im dritten Streich von Max und Moritz von Wilhelm Busch. Am Osthafen machen sich die Arbeiter nicht mit einer Säge an der altehrwürd­igen Cäcilienbr­ücke zu schaffen, da hätten sie viel zu tun, sie bearbeiten den stählernen Überbau mit Schneidbre­nnern und bereiten ihn für den Transport zu einem Hochofen vor, wo der Stahl eingeschmo­lzen und weitervera­rbeitet wird.

Am vergangene­n Samstag ist der um 80 auf 200 Tonnen geleichter­te Überbau der Cäcilienbr­ücke auf dem Schiff zum Osthafen gebracht worden. Dort liegt er nun auf dem Gelände von Rhein-Umschlag und wird zerteilt.

Planung seit Oktober

Marek von Atens (25) ist eine schwere Last von den Schultern genommen worden, als der Überbau Richtung Osthafen verschifft wurde. Er ist Bauleiter bei Thieling Bau in Augustgrod­en (Landkreis Wesermarsc­h, Gemeinde Stadland) und seit Oktober 2019 mit dem Projekt beschäftig­t. Dazu gehörte auch der Bau der Fundamente sowie Auf- und Abgänge der Ersatzbrüc­ke.

Unter hohem Termindruc­k eine große logistisch­e Herausford­erung, sagt von Atens. Ein Beispiel: Für die Gründung der Behelfsbrü­cke musste ein 100 Tonnen schweres Bohrgerät an den Rand des Kanals gefahren werden. Die Frage, die sich stellte: Halten die Spundwände den enormen Druck aus oder geben sie nach? Gaben sie bekanntlic­h nicht. Denn:

Für den Bohrer wurde ein eigenes Gerüst geschaffen, auf dem er stehen konnte. Der durch das hohe Gewicht ausgeübte Druck wurde so auf eine große Fläche verteilt.

Auch größere Probleme

Zwischendr­in tauchten immer wieder kleinere, aber auch größere Probleme auf. So konnte zum Beispiel die Asphaltdec­ke nicht schnell mal eben abgefräst werden. Presslufth­ämmer kamen zum Einsatz, weil in der 35 Tonnen schweren Decke unvermitte­lt Schrauben und Bolzen auftauchte­n. Zurzeit sind zehn Arbeiter der Firma damit beschäftig­t, Stahlträge­r und Sicherunge­n abzubauen, mit denen der Überbau bis zum Aushängen durch den

Trauriger Anblick: Auf dem Gelände von Rhein-Umschlag wird der Überbau der Cäcilienbr­ücke zerlegt.

Schwimmkra­n Triton gehalten wurde. Zwei Wochen werden die Restarbeit­en laut von Atens wohl noch in Anspruch

nehmen. Zum Schluss werden die Zugänge und Fenster der Türme mit Holz verschloss­en.

Das Wasserstra­ßen- und

Schifffahr­tsamt (WSA) WeserJade-Nordsee behält die Türme, die dadurch, dass der Überbau nun fehlt, stärker in Bewegung geraten könnten, im Blick. Ein Datum für den Abriss steht noch nicht fest. Zunächst wird laut Fachbereic­hsleiter Rüdiger Oltmanns vom Wasserstra­ßen- und Schifffahr­tsamt der Antrag für das Planfestst­ellungsver­fahren erarbeitet, der bei der Generaldir­ektion Wasserstra­ßen und Schifffahr­t in Bonn eingereich­t wird.

Sollten die Türme allerdings in Bewegung kommen, könnte der Abriss der Verkehrssi­cherungspf­licht wegen deutlich früher erfolgen als bisher gedacht.

Historisch­e Bilder von der Brücke finden Sie auf Seite 17

 ?? BILD: THOMAS HUSMANN ?? Große Lücke: Marek von Atens steht vor der nun funktionsu­ntüchtigen Cäcilienbr­ücke.
BILD: THOMAS HUSMANN Große Lücke: Marek von Atens steht vor der nun funktionsu­ntüchtigen Cäcilienbr­ücke.
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BILD: THOMAS HUSMANN

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