Im Trauerland ist noch alles still
Verein freut sich über neues Domizil in Top-Lage und feilt am aufgelockerten Krisen-Konzept
Wie kann man trauernden Kindern aus der Ferne helfen? Der Verein Trauerland musste während der Corona-Krise kreative Lösungen finden. Zurzeit dreht sich alles um die Zukunftsperspektiven. So rosig sind die (noch) nicht.
OLDENBURG – Ein wahres Sahnestück! Auch beim Oldenburger Monopoly-Spiel ist das hier die erste Adresse: Im Haus am Schloßplatz 23 hat der Verein Trauerland sein neues Oldenburger Domizil gefunden. Gut erreichbar für Hilfesuchende ist man nun. Überglücklich wurde im Februar im ersten Stock mit der Arbeit begonnen. Auch für die offizielle Einweihung waren die Einladungen schon verschickt worden. Dann stoppte Corona alles.
Glück und Sorgen wechseln im Verein Trauerland stetig ab. Völlig unerwartet wurde ihm im Herbst 2019 der Mietvertrag für das Haus mit Garten am Beentweg in Krusenbusch gekündigt. Der Eigentümer hatte Eigenbedarf angemeldet. „Wir suchen, so schnell es geht, neue Räume“, hatte Pressesprecherin Silke Boos damals gesagt. Konkreter wurde Simin Zarbafi-Blömer vom Geschäftsführenden Vorstand: „Wir brauchen vier bis fünf Räume, möglichst Erd- oder Obergeschoss, mit einer Fläche von etwa 100 bis 120 Quadratmetern. Idealerweise ist der neue Standort etwas zentraler gelegen mit Parkplätzen und guter ÖPNV-Anbindung.“
Das große Glück
Und genauso ist es gekommen. „Ein wirklich großes Glück“, sagt Simin Zarbafi-Blömer strahlend. Im Hintergrund hätten Trauerland-Botschafter sich dafür eingesetzt, dass der Verein mit Sitz in Bremen auch weiterhin in Oldenburg wirken kann. „Eines Tages rief dann ein Makler an und bot uns diese Räume an.“Der Vermieterin gehe es darum, die Arbeit des Vereins zu unterstützen. „Sie akzeptierte die Miete, die wir bezahlen können. Sonst hätten wir uns
Ein imposantes Geschenk: Über den riesigen „Trauerbaum“freuen sich Simin Zarbafi-Blömer (links) und Silke Boos besonders. Die Kinder können später Karten mit ihren Erinnerungen an den verstorbenen Menschen hängen.
Zur Entspannung Ruhe finden: Hier kann man sich ausruhen, kuscheln, lesen, Musik hören...
solche Räume nicht leisten können.“
Mehr als 100 Quadratmeter stehen nun zur Verfügung. „Helle Räume mit hohen Wänden“, schwärmt Silke Boos. „Wir sind nun im Stadtbild sichtbar.“Das sei wichtig, um Hemmschwellen abzubauen.
Ein paar Mal hatten sich die drei Kindergruppen schon hier getroffen. Ab dem 16. März galt der Shutdown – wie in den Schulen. Seither befinden sich die hauptamtlichen Mitarbeiter-/innen (in Oldenburg vier) in Kurzarbeit. Die trauernden Familien wurden aber nicht im Stich gelassen. Das Beratungstelefon blieb erreichbar. Und mit der Videokampagne #wirsindda wurde ein neuer Weg beschritten.
Simin Zarbafi-Blömer erklärt:
„Wir möchten mit unseren Video-Clips den Betroffenen die Zeit der Kontaktsperre erleichtern.“Neben Übungen, die dabei helfen könnten, das Gefühlschaos zu sortieren, seien auch Anleitungen für kreative Bastelideen dabei. Die kleinen Filme sind auf dem Youtube-Kanal und der Facebook-Seite von Trauerland zu sehen.
Etwas „abgespeckt“
In den neuen Räumen ist es seither still. Wie lange wohl noch? „Wir orientieren uns da an den Schulen und arbeiten zurzeit an einem Konzept für den Wiedereinstieg“, sagt Zarbafi-Blömer. Es gehe um die besonderen Hygieneanforderungen aber auch darum, wie
Allerlei Spielzeug: Kaufmannsladen, Puppentheater und noch vieles mehr gibt es im Trauerland
man Treffen in zahlenmäßig „abgespeckten“Gruppen gestalten kann. Vor Corona trafen sich in Oldenburg zehn bis zwölf Kinder (3 bis 14 Jahre) auf einmal. Während Psychologen und Pädagogen grübeln, denkt den Vorstand auch an die finanziellen Zukunftsperspektiven, die nicht mehr so ganz rosig sind.
Denn die Trauerland-Arbeit wird seit 20 Jahren nahezu komplett spendenfinanziert. Seit 14 Jahren ist man in Oldenburg vertreten, seit Herbst 2018 auch in Verden. „Wir haben bisher starke Unterstützer an unsere Seite“, betont Simin Zarbafi-Blömer. Aber die Corona-Krise sei ja für alle nicht einfach, seufzt sie. Und strahlt auch gleich wieder beim Betreten des Spielzimmers.
Dort steht ein aus Holz geschnitzter „Trauerbaum“. Den schmucken Riesen hat die Oldenburger Firma Eikermann Bedachungen gespendet und vom Bürgersteig aus über den Balkon in den ersten Stock geliefert. An den Baum können die Kinder Karten mit Grüßen, Bildern und Gedanken an ihre Verstorbenen hängen.
sind die Aussichen darauf ja bald so gut wie die aus dem Fenster in dieser Top-Lage.
Kontakt: 920 580 20 oder 0421/69 66 72 80 sowie info-oldenburg@trauerland.org. www.trauerland.org
Filme von Trauerland unter www.bit.ly/trauerland-videos
@ Facebook-Seite: www.facebook.com/trauerland
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