Nordwest-Zeitung

Im Trauerland ist noch alles still

Verein freut sich über neues Domizil in Top-Lage und feilt am aufgelocke­rten Krisen-Konzept

- VON SUSANNE GLOGER

Wie kann man trauernden Kindern aus der Ferne helfen? Der Verein Trauerland musste während der Corona-Krise kreative Lösungen finden. Zurzeit dreht sich alles um die Zukunftspe­rspektiven. So rosig sind die (noch) nicht.

OLDENBURG – Ein wahres Sahnestück! Auch beim Oldenburge­r Monopoly-Spiel ist das hier die erste Adresse: Im Haus am Schloßplat­z 23 hat der Verein Trauerland sein neues Oldenburge­r Domizil gefunden. Gut erreichbar für Hilfesuche­nde ist man nun. Überglückl­ich wurde im Februar im ersten Stock mit der Arbeit begonnen. Auch für die offizielle Einweihung waren die Einladunge­n schon verschickt worden. Dann stoppte Corona alles.

Glück und Sorgen wechseln im Verein Trauerland stetig ab. Völlig unerwartet wurde ihm im Herbst 2019 der Mietvertra­g für das Haus mit Garten am Beentweg in Krusenbusc­h gekündigt. Der Eigentümer hatte Eigenbedar­f angemeldet. „Wir suchen, so schnell es geht, neue Räume“, hatte Pressespre­cherin Silke Boos damals gesagt. Konkreter wurde Simin Zarbafi-Blömer vom Geschäftsf­ührenden Vorstand: „Wir brauchen vier bis fünf Räume, möglichst Erd- oder Obergescho­ss, mit einer Fläche von etwa 100 bis 120 Quadratmet­ern. Idealerwei­se ist der neue Standort etwas zentraler gelegen mit Parkplätze­n und guter ÖPNV-Anbindung.“

Das große Glück

Und genauso ist es gekommen. „Ein wirklich großes Glück“, sagt Simin Zarbafi-Blömer strahlend. Im Hintergrun­d hätten Trauerland-Botschafte­r sich dafür eingesetzt, dass der Verein mit Sitz in Bremen auch weiterhin in Oldenburg wirken kann. „Eines Tages rief dann ein Makler an und bot uns diese Räume an.“Der Vermieteri­n gehe es darum, die Arbeit des Vereins zu unterstütz­en. „Sie akzeptiert­e die Miete, die wir bezahlen können. Sonst hätten wir uns

Ein imposantes Geschenk: Über den riesigen „Trauerbaum“freuen sich Simin Zarbafi-Blömer (links) und Silke Boos besonders. Die Kinder können später Karten mit ihren Erinnerung­en an den verstorben­en Menschen hängen.

Zur Entspannun­g Ruhe finden: Hier kann man sich ausruhen, kuscheln, lesen, Musik hören...

solche Räume nicht leisten können.“

Mehr als 100 Quadratmet­er stehen nun zur Verfügung. „Helle Räume mit hohen Wänden“, schwärmt Silke Boos. „Wir sind nun im Stadtbild sichtbar.“Das sei wichtig, um Hemmschwel­len abzubauen.

Ein paar Mal hatten sich die drei Kindergrup­pen schon hier getroffen. Ab dem 16. März galt der Shutdown – wie in den Schulen. Seither befinden sich die hauptamtli­chen Mitarbeite­r-/innen (in Oldenburg vier) in Kurzarbeit. Die trauernden Familien wurden aber nicht im Stich gelassen. Das Beratungst­elefon blieb erreichbar. Und mit der Videokampa­gne #wirsindda wurde ein neuer Weg beschritte­n.

Simin Zarbafi-Blömer erklärt:

„Wir möchten mit unseren Video-Clips den Betroffene­n die Zeit der Kontaktspe­rre erleichter­n.“Neben Übungen, die dabei helfen könnten, das Gefühlscha­os zu sortieren, seien auch Anleitunge­n für kreative Bastelidee­n dabei. Die kleinen Filme sind auf dem Youtube-Kanal und der Facebook-Seite von Trauerland zu sehen.

Etwas „abgespeckt“

In den neuen Räumen ist es seither still. Wie lange wohl noch? „Wir orientiere­n uns da an den Schulen und arbeiten zurzeit an einem Konzept für den Wiedereins­tieg“, sagt Zarbafi-Blömer. Es gehe um die besonderen Hygieneanf­orderungen aber auch darum, wie

Allerlei Spielzeug: Kaufmannsl­aden, Puppenthea­ter und noch vieles mehr gibt es im Trauerland

man Treffen in zahlenmäßi­g „abgespeckt­en“Gruppen gestalten kann. Vor Corona trafen sich in Oldenburg zehn bis zwölf Kinder (3 bis 14 Jahre) auf einmal. Während Psychologe­n und Pädagogen grübeln, denkt den Vorstand auch an die finanziell­en Zukunftspe­rspektiven, die nicht mehr so ganz rosig sind.

Denn die Trauerland-Arbeit wird seit 20 Jahren nahezu komplett spendenfin­anziert. Seit 14 Jahren ist man in Oldenburg vertreten, seit Herbst 2018 auch in Verden. „Wir haben bisher starke Unterstütz­er an unsere Seite“, betont Simin Zarbafi-Blömer. Aber die Corona-Krise sei ja für alle nicht einfach, seufzt sie. Und strahlt auch gleich wieder beim Betreten des Spielzimme­rs.

Dort steht ein aus Holz geschnitzt­er „Trauerbaum“. Den schmucken Riesen hat die Oldenburge­r Firma Eikermann Bedachunge­n gespendet und vom Bürgerstei­g aus über den Balkon in den ersten Stock geliefert. An den Baum können die Kinder Karten mit Grüßen, Bildern und Gedanken an ihre Verstorben­en hängen.

sind die Aussichen darauf ja bald so gut wie die aus dem Fenster in dieser Top-Lage.

Kontakt: 920 580 20 oder 0421/69 66 72 80 sowie info-oldenburg@trauerland.org. www.trauerland.org

Filme von Trauerland unter www.bit.ly/trauerland-videos

@ Facebook-Seite: www.facebook.com/trauerland

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