Durch Corona-Krise herrscht Ebbe in der Kasse
Im schlimmsten Fall macht Dangast 700 000 Euro zusätzliches Minus – Hoffen auf 2021
DANGAST – Auch wenn das Kontaktund Beherbergungsverbot allmählich gelockert wird: Die Corona-Krise hat ein tiefes Loch in die Kasse der Kurverwaltung Dangast (Stadt Varel, Kreis Friesland) gerissen. Zeigte der Umsatztrend zu Jahresbeginn im Vergleich zu 2019 noch leicht nach oben, schlug der Lockdown ab Mitte März kräftig ins Kontor.
Wie hoch das zusätzliche Defizit für 2020 ausfällt, ist laut Kurdirektor Johann Taddigs nicht konkret vorhersagbar. „Es liegt je nach Szenario zwischen 400 000 und 700 000 Euro“, sagte er in seinem Bericht vor dem Eigenbetriebsausschuss „Tourismus und Bäder“: „Diese Zahlen beruhen aber nur auf Annahmen.“
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Der Umsatz in diesem April ist komplett eingebrochen. Er belief sich laut Johann Taddigs auf genau 7897 Euro. Im Vergleich: Der Umsatz im April 2019 betrug 220 000 Euro. „Das große Geschäft, vor allem zu Ostern, hat nicht stattgefunden“, konstatierte der Kurdirektor.
Im Februar gab es im Vergleich zum vergangenen Jahr noch ein Plus von 10 500 Euro, der März brachte mit den Einschränkungen ab dem 16. des Monats ein Minus gegenüber 2019 von knapp 53 000 Euro. „Wir waren auf einem guten Weg“, führte Taddigs aus.
Der Umsatzverlust im Vergleich zum Vorjahr beläuft sich auf etwa 150 000 Euro. Setzte der Eigenbetrieb von Januar bis April 2019 insgesamt 650 000 Euro um, waren es dieses Jahr 500 000 Euro.
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Durch die dynamische Entwicklung bei den Lockerungsmaßnahmen gebe es nur „sehr weiche Zahlen“, sagte Johann Taddigs. Deshalb entwarf der Kurdirektor drei „Defizit-Szenarien“.
■ Worst-Case-Szenario: Im schlimmsten Falle drohe der Kurverwaltung ein zusätzliches Defizit von 600 000 bis 700 000 Euro. Und zwar dann, wenn die komplette Saison verloren geht, das heißt, auch die aktuellen Lockerungen zum Beispiel beim Camping
Ohne Touristen kein Geld in der Kasse: In Dangast sind die Umsätze wegen der Corona-Krise eingebrochen.BILD:
werden wieder zurückgenommen. „Höher fällt es aber nicht aus, weil wir dann auch massiv Kosten sparen, zum Beispiel durch die Kurzarbeit der Mitarbeiter“, sagt Taddigs.
■ Mittlere Variante: Läuft die Campingsaison bei maximaler Belegung mit Saisongästen und reduziertem Tagesgaststrom weiter und öffnen die Bäder verspätet, droht ein zusätzliches Defizit von 500 000 bis 600 000 Euro. Johann Taddigs: „Das ist derzeit der aktuelle Stand.“
■ Günstigster Ausblick: Ab dem 30. Juni sind wieder Tagesgäste zugelassen, ab Anfang Juni könnte zudem der Strand wieder bewirtschaftet
werde und es gibt Lockerungen im Bäderbetrieb. Bei diesem Szenario würde das Minus „nur“zwischen 400 000 und 500 000 Euro betragen.
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„Die Kosten im Vergleich zum Vorjahr sind fast identisch“, sagte Johann Taddigs. Das liegt an den geringeren Aufwendungen für die Mitarbeiter, die seit dem 27. April in Kurzarbeit sind. Allerdings wurden Instandsetzungsarbeiten vorgezogen. „Das Quellbad ist komplett überholt worden, der Sommerbetrieb ist bereits hergestellt“, berichtete der Kurdirektor.
Auch die Sanierung der Sanitäranlagen auf dem Campingplatz ist beendet. Vorgesehen war das erst für den Herbst. Während der Kontaktsperre bleiben die Toiletten und Duschen allerdings weiter geschlossen. Bis auf Weiteres müssen alle Camper eine autarke sanitäre Versorgung an Bord haben.
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Die Saison 2020 ist kaum noch zu retten. Für das kommende Jahr ist Kurdirektor Johann Taddigs aber zuversichtlich. In Abstimmung mit den Experten erwartet er, dass Urlaub in Deutschland 2021 zunehmen wird. „Und das ist eine sehr gute Chance für Dangast“, sagt er mit der Hoffnung, dann wieder normal arbeiten zu können. „Derzeit machen wir aus der Not eine Tugend“, betonte Taddigs. So sollen die Erdarbeiten auf dem Campingplatz bereits Ende November beendet und die modernisierte erste Reihe mit teuren Stellplätzen fertig sein. „Unsere Perspektive ist es, 2021 mit einem erweiterten Angebot und qualitätssichernden Maßstäben an den Start gehen zu können.“