Schon erstes Quartal tief im Minus
Bruttoinlandsprodukt schrumpft um 2,2 Prozent – Es kommt noch schlimmer
83,85 23,49 19,03 64,26 84,10 31,82 121,24 59,40 43,86 74,04
77,00 130,90 19,78 2,88 5,94 7,49 39,84 69,45 8,89 2,70 +12,25% +10,13% + 8,43% + 6,36% + 5,99% + 4,19% + 4,14% + 3,92% + 3,84% + 3,84%
– 7,62% – 2,97% – 2,56% – 2,44% – 1,80% – 1,76% – 1,63% – 1,63% – 1,57% – 1,53%
Das Jahr startete ganz passabel. Im März begann der Einbruch. Der Grund heißt Corona.
FRANKFURT – Die Corona-Krise hat die deutsche Wirtschaft – wie erwartet – in eine Rezession gestürzt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte im ersten Vierteljahr gegenüber dem Vorquartal um 2,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Berlin mitteilte.
Der Rückgang sei im Quartalsvergleich der mit Abstand stärkste seit der globalen Finanzund Wirtschaftskrise 2009 und der zweitstärkste seit den 90-er Jahren. Volkswirte sind allerdings überzeugt, dass damit das Schlimmste noch nicht überstanden ist.
„Obwohl die Ausbreitung des Coronavirus die Wirtschaftsleistung im Januar und
Statistiker rechnen ständig aus, ob in Deutschland die Wirtschaftsleistung („Bruttoinlandsprodukt“oder „BIP“) wächst oder ob sie schrumpft. Schrumpft sie über zwei Vierteljahre in
Februar nicht wesentlich beeinträchtigte, sind die Auswirkungen der Pandemie bereits für das erste Quartal 2020 gravierend“, stellten die Wiesbadener Statistiker mit Blick auf den März fest. Ausgangsbeschränkungen, geschlossene Grenzen und Geschäfte brachten das Wirtschaftsleben ab Mitte März in großen Teilen zum Erliegen.
Die privaten Konsumausgaben und der Export brachen im ersten Vierteljahr ein. Unternehmen investierten
Folge, ist von einer „Rezession“die Rede. Dies wird für dieses Jahr fest erwartet, wegen der CoronaKrise. Das Wort geht auf das lateinische „recedere“(zurückweichen) zurück.
deutlich weniger in Maschinen, Geräte, Fahrzeuge und andere Ausrüstungen. Gestiegene Bauinvestitionen und Konsumausgaben des Staates verhinderten den Angaben zufolge einen noch stärkeren Absturz.
Bereits im Schlussquartal 2019 war die Wirtschaftsleistung nach neuer Berechnung der Statistiker gegenüber dem Vorquartal um 0,1 Prozent zurückgegangen. Sinkt die Wirtschaftsleistung zwei Quartale in Folge, sprechen Ökonomen von einer „technischen Rezession“.
Volkswirte rechnen fest damit, dass der Einbruch im zweiten Quartal noch heftiger ausfallen wird. Im Vergleich sei Deutschland zwar bislang glimpflich davongekommen, bilanzierte der Chefökonom der VP Bank, Thomas Gitzel. Aber: „Die deutsche Volkswirtschaft hat ihr Armageddon erst noch vor sich. Im zweiten Quartal wird es das BIP umso härter treffen. In Anbetracht der Wirtschaftsdaten mag tatsächlich so etwas wie Endzeitstimmung aufkommen.“
Der Konjunkturchef des Instituts für Weltwirtschaft, Stefan Kooths, sprach mit Blick auf das erste Vierteljahr von einem „milden Vorboten eines noch deutlich größeren Einbruchs im zweiten Quartal“. Auch Ifo-Konjunkturexperte Timo Wollmershäuser rechnet damit, dass ein Großteil der Auswirkungen erst im April zu Buche schlagen wird. „Der Rückgang der Wirtschaftsleistung im ersten
Quartal 2020 zeigt bei Weitem noch nicht das wahre Ausmaß der Krise.“Trotz der allmählichen Lockerung staatlicher Maßnahmen rechnen Volkswirte mit einem Einbruch des BIP im zweiten Vierteljahr um bis zu 14 Prozent.
Die Forderungen nach einem Konjunkturprogramm werden lauter. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Nachfrage aus dem Ausland nicht so schnell zurückkommt. Umso wichtiger ist es, die Nachfrage im Inland zu stärken“, mahnte der Konjunkturchef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), Claus Michelsen.
Im Gesamtjahr 2020 rechnet die Bundesregierung mit der schwersten Rezession der Nachkriegsgeschichte. Die Wirtschaftsleistung dürfte demnach um 6,3 Prozent schrumpfen, obwohl es im zweiten Halbjahr wieder aufwärts gehen soll. In der Finanzkrise 2009 war das deutsche Bruttoinlandsprodukt um 5,7 Prozent gesunken.