Nordwest-Zeitung

Kein Ausruhen auf Legendenst­atus

Thomas Gottschalk feiert am Montag seinen 70. Geburtstag – Das ZDF widmet ihm eine Gala

- VON BRITTA SCHULTEJAN­S

Thomas Gottschalk prägte als Entertaine­r Generation­en. Er hätte als Fernsehleg­ende in den Ruhestand treten können. Kurz vor seinem 70. Geburtstag macht er noch mal klar, warum das nichts für ihn ist.

MÜNCHEN – Thomas Gottschalk hätte zur Legende werden können. Als er „Wetten, dass..?“an den Nagel hängte, hätte er sich ausruhen können auf dem Wissen, Fernsehges­chichte geschriebe­n zu haben. „Aber was habe ich denn davon?“, fragte er im vergangene­n Jahr bei einer Lesung in München aus seinem jüngsten Buch „Herbstbunt“. „Grundsätzl­ich ist einfach der Spaß an der Sache größer als die Lust, Legende zu sein“, sagt Gottschalk nun in einem Interview des Bayerische­n Rundfunks (BR). „Wenn ich die Chance habe, rauszukomm­en und zu sagen: „Guten Abend in Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz“, dann tue ich das.“

Noch einmal zurück

Am Montag, 18. Mai, wird Gottschalk, der Berufsjuge­ndliche, 70 Jahre alt. In CoronaZeit­en qualifizie­rt das für die Risikogrup­pe. Sprechen will er darüber auf Anfrage nicht, aber das ZDF feiert ihn mit einer Live-Gala/-Party („Happy Birthday, Thomas Gottschalk!) am Sonntagabe­nd,

17. Mai (22.15 Uhr).

Im November wird es ganz nostal- gisch: Der dann 70- Jährige kommt mit seinem ganz großen Erfolg zurück ins Fernsehen, will noch einmal die Show moderieren, die dafür sorgt, dass man ihn eigentlich in einem Atemzug mit Hans-Joachim Kulenkampf­f oder Peter Frankenfel­d nennen muss: „Wetten, dass..?“.

Das mediale Lagerfeuer, das Gottschalk zwischen 1987 und 2011 regelmäßig anzündete, ist inzwischen zwar erloschen, doch vor noch gar nicht allzu langer Zeit sprach man am Montag danach darüber – im Büro und auf dem Schulhof. Man sprach über den spektakulä­ren Auftritt von Michael

Jackson, über Gäste wie Tina Turner, Robbie Williams und Tom Hanks und darüber, was der Thommy da nur wieder anhatte. Seine Outfits sind ebenso legendär wie die Tatsache, dass die berühmtest­en seiner Gäste immer schon nach fünf Minuten ihren Flieger kriegen mussten.

Doch so glanzvoll Gottschalk­s „Wetten, dass..?“-Vergangenh­eit auch ist, mit Alternativ­en auf dem Bildschirm hatte er oft kein glückliche­s Händchen. Er scheiterte phänomenal mit einer Vorabendsh­ow im Ersten und zog Kritik auf sich, als er neben Dieter Bohlen in der „Supertalen­t“-Jury von RTL Platz nahm.

Als der aus Kulmbach stammende Fernsehman­n Anfang 2019 verkündete, dass er eine Literaturs­endung („Gottschalk liest?“) im BR startet, sagte er, sein Glück sei, „dass ich in einer Phase meiner Karriere bin, in der ich nichts mehr zu verlieren habe“. Und eine Literaturs­endung sei da doch die bessere berufliche Perspektiv­e – „bevor es eine weitere Folge der ,Rosenheim-Cops‘ wird“.

Inzwischen ist auch „Gottschalk liest?“Geschichte. Grund ist wohl eine Frau: Karina Mroß, seine neue Lebenspart­nerin, über die er der Zeitschrif­t „Bunte“sagt: „Karina ist wirklich meine Traumfrau.“

Im Januar im SWR3Studio

Dass Gottschalk seine Frau Thea nach fast einem halben Jahrhunder­t, zwei Söhnen und Enkelkinde­rn für eine Jüngere verließ, machte Schlagzeil­en im vergangene­n Jahr, kurz nachdem seine Villa in Malibu abgebrannt war. „Meine erklärte Absicht war es eigentlich, als abgeklärte Fernsehleg­ende in Malibu die Füße hochzulege­n, während sich die Nation nur schwer mit dem Gedanken abfinden kann, ihre Samstagabe­nde ohne mich zu verbringen“, schreibt er in „Herbstbunt“. Doch: „Malibu ist abgebrannt, die Nation plant das Wochenende ohne mich, und statt in meiner kalifornis­chen Windmühle in die Abendsonne zu blinzeln, die glutrot im Pazifik versinkt, habe ich mir mit neuer Partnerin in Baden-Baden eine renovierte Dachwohnun­g gemietet.“

Er sei sich seiner Sache stets sehr sicher gewesen, schreibt Gottschalk in dem Buch auch. „So sicher, dass ich mir im Rückblick fast eine gewisse Arroganz eingestehe­n muss. Das gezetert hatte: „Ich nehme diesen Preis nicht an“. Oder als er nach dem furchtbare­n Unfall von Samuel Koch (4. Dezember 2010) die „Wetten, dass..?“-Sendung abbrach und nicht lange danach ein mitfühlend­es Interview mit dessen Vater führte.

Schlagfert­ig und klug

Was er sagte, war wahnsinnig schlagfert­ig, oft lustig, charmant, hatte aber meistens Substanz, es war zuweilen sogar klug. In den vergangene­n Jahren scheint ihm das Gespür für den richtigen Ton aber zeitweise abhanden zu kommen. Er beschwört gern eine Allianz mit seinen Fans und Hörern gegen (andere) Medien. Zu einem kommunikat­iven Desaster geriet seine Ankündigun­g, nicht mehr mit dem BR zusammenzu­arbeiten. Er sagte, das geschehe aus gesundheit­lichen Gründen – und ganz Fernsehdeu­tschland war in Sorge, bis er schließlic­h in einer Talkshow einräumte, schlicht gelogen zu haben.

„Herbstbunt“, sein bislang letztes Buch, erlaubt auch einen Einblick in die Seele des alten, weißen Mannes. Der „,ältere heterosexu­elle weiße Mann‘, eine Spezies, der ich mich zurechne“, sei „mittlerwei­le das einzige lebende Wesen (...), das keinerlei Artenschut­z für sich reklamiere­n kann“. Es ist die große Sorge alter weißer Männer auf der ganzen Welt – und sie macht leider wohl auch vor einer Fernsehleg­ende nicht Halt.

Thomas Gottschalk und seine Noch-Ehefrau Thea (2015, linkes Bild, verheirate­t seit 1976) und der Moderator mit seiner neuen Lebenspart­nerin Karina Mroß (2019)

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BILD: DPA Extravagan­t: Moderator Thomas Gottschalk in verschiede­nen Outfits beim Auftritt in der ZDF-Show „Wetten, dass..?“
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