Nordwest-Zeitung

Wo Norddeutsc­hland wild und einsam ist

Kraniche an Lauenburgi­schen Seen – Baumkronen­pfad bei tausendjäh­rigen Eichen

- Von Philipp Laage

Historisch­e Rundlingsd­örfer sind fürs Wendland charakteri­stisch. Die Luneplate gilt als „Hidden Place“.

Berlin – Auch die Heimat kann schön sein: In diesem Jahr dürften viele Deutsche ihren Sommerurla­ub im eigenen Land verbringen. Angesichts einer schwelende­n Pandemie aber eher nicht in trubeligen Städten und Eventhalle­n, sondern abseits der Massen. Deutschlan­d hat zum Glück so einige Regionen zu bieten, die wild und ursprüngli­ch oder besonders einsam sind – oder gleich beides. Eine Auswahl aus der „Nordhälfte“:

Wer Eisvögel, Seeadler und Kraniche sehen möchte, ist im Naturpark Lauenburgi­sche Seen richtig. Der älteste Naturpark Schleswig-Holsteins liegt südlich von Lübeck und östlich von Hamburg und bietet eine eiszeitlic­he Hügellands­chaft aus Seen, Wäldern, Wiesen und Feldern – ein Sehnsuchts­ort für Naturfreun­de.

Der Park selbst wirbt mit einer Landschaft „wie auf Gemälden alter Meister, lieblich, weich und zugleich geheimnisv­oll und mystisch, aufregend und mächtig“. Im Frühjahr blüht der Raps, Reetdächer und Fachwerke liefern pittoreske Fotomotive.

Eine Alternativ­e in Deutschlan­ds nördlichst­em Bundesland ist das Naturschut­zgebiet Geltinger Birk, ganz weit im Norden am Meer. Dünen, Sümpfe und lichte Wälder laden zum Wandern und Radeln ein. Hier wurde auch die alte Ponyrasse Konik ausgewilde­rt.

Die Mecklenbur­gische Seenplatte kennt jeder – aber warum nicht mal ein Küstenmoor kennenlern­en? Das geht östlich von Graal-Müritz im Großen Ribnitzer Moor. Ein neun Kilometer langer Exkursions­pfad mit Infotafeln führt durch die Landschaft. Wer Glück hat, bekommt den Blauen Moorfrosch zu Gesicht. Soll es doch die Seenplatte sein, empfiehlt der Tourismusv­erband Mecklenbur­gVorpommer­ns die Ivenacker Eichen. Sie sind um die 1000 Jahre alt und zählen zu den ältesten Bäumen in Deutschlan­d. Besucher finden dort auch einen der beliebten Baumwipfel­pfade.

Aktivurlau­b in der Natur ist nicht nur im Harz oder Erzgebirge angesagt, sondern zum Beispiel auch im Weserbergl­and. Dort wartet der Naturpark Solling-Vogler auf Wanderer und Erholungsb­edürftige. Gäste können einen 40 Meter hohen „Klimaturm“im Wald erklimmen, während eine Erdhöhle den Blick auf Baumwurzel­n freigibt. Zudem gibt es unter anderem Klöster, Ausgrabung­sstätten, wildlebend­e Exmoor-Ponys, Moun

Tierische Begegnung: Wasserbüff­el im Naturschut­zgebiet Luneplate in Bremerhave­n.

tainbike-Trails Wildpark.

Für wildromant­ische Gefühle sorgt in Niedersach­sen alternativ der Naturpark Elbhöhen-Wendland mit reichlich Wald-und-WiesenChar­me, Heidefläch­en und Streuobstw­iesen. Charakteri­stisch für die Region sind die gut erhaltenen, historisch­en Rundlingsd­örfer.

und

einen

Freunde des deutschen Waldes werden in der Uckermark ihre Freude haben. Der idyllische Buchenwald Grumsin im Biosphären­reservat Schorfheid­e-Chorin zählt zum UNESCO-Weltnature­rbe. Vielleicht kein Geheimtipp mehr, aber empfehlens­wert.

Eine geschützte Flussaue hat Brandenbur­g im Nationalpa­rk Unteres Odertal zu bieten. Dort zeigen sich viele Wasservoge­l-Arten.

Für Großstädte­r ist es natürlich nicht so leicht, einsame und weitläufig­e Landschaft­en zu finden, ohne ins grüne Umland zu fahren. In der Hauptstadt empfiehlt Visit

Berlin den Natur-Park Schöneberg­er Südgelände als noch weniger überlaufen­es Erholungsz­iel. Auf dem Gelände des ehemaligen Rangierbah­nhofs Tempelhof ist hier über die Jahre ein dschungela­rtiger Wald entstanden, der sich auf Spaziergän­gen erkunden lässt. Lok-Halle, Brückenmei­sterei und Wasserturm erinnern an früher.

Die angeblich „längste Grünfläche Berlins“liegt im Bezirk Marzahn-Hellersdor­f: Der Wuhletalwe­g führt dort über 15 Kilometer von Ahrensfeld­e bis zur Mündung der Wuhle in die Spree.

In Hamburgs erstreckt sich wiederum die Wildnis des Duvenstedt­er Brooks – ein Naturschut­zgebiet aus Mooren, Heidefläch­e und Bruchwälde­rn, das zum Spazieren und Radeln einlädt. Die Landschaft entstand vor rund 15 000 Jahren nach der letzten Eiszeit.

Für Hamburger mit Sehnsucht nach dem Grünen empfiehlt sich außerdem das Alte Land, eines der größten Obstanbaug­ebiete Europas. Zur Apfelblüte ist es dort besonders

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Yorbiter Luftaufnah­men Ruhe und Idylle am Wasser: Das Naturschut­zgebiet Geltinger Birk an der Küste Schleswig-Holsteins.DPA-BILD:
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DPA-BILD: Carmen Jaspersen
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DPA-BILD: Bernd Wüstneck

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