Wo Norddeutschland wild und einsam ist
Kraniche an Lauenburgischen Seen – Baumkronenpfad bei tausendjährigen Eichen
Historische Rundlingsdörfer sind fürs Wendland charakteristisch. Die Luneplate gilt als „Hidden Place“.
Berlin – Auch die Heimat kann schön sein: In diesem Jahr dürften viele Deutsche ihren Sommerurlaub im eigenen Land verbringen. Angesichts einer schwelenden Pandemie aber eher nicht in trubeligen Städten und Eventhallen, sondern abseits der Massen. Deutschland hat zum Glück so einige Regionen zu bieten, die wild und ursprünglich oder besonders einsam sind – oder gleich beides. Eine Auswahl aus der „Nordhälfte“:
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Wer Eisvögel, Seeadler und Kraniche sehen möchte, ist im Naturpark Lauenburgische Seen richtig. Der älteste Naturpark Schleswig-Holsteins liegt südlich von Lübeck und östlich von Hamburg und bietet eine eiszeitliche Hügellandschaft aus Seen, Wäldern, Wiesen und Feldern – ein Sehnsuchtsort für Naturfreunde.
Der Park selbst wirbt mit einer Landschaft „wie auf Gemälden alter Meister, lieblich, weich und zugleich geheimnisvoll und mystisch, aufregend und mächtig“. Im Frühjahr blüht der Raps, Reetdächer und Fachwerke liefern pittoreske Fotomotive.
Eine Alternative in Deutschlands nördlichstem Bundesland ist das Naturschutzgebiet Geltinger Birk, ganz weit im Norden am Meer. Dünen, Sümpfe und lichte Wälder laden zum Wandern und Radeln ein. Hier wurde auch die alte Ponyrasse Konik ausgewildert.
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Die Mecklenburgische Seenplatte kennt jeder – aber warum nicht mal ein Küstenmoor kennenlernen? Das geht östlich von Graal-Müritz im Großen Ribnitzer Moor. Ein neun Kilometer langer Exkursionspfad mit Infotafeln führt durch die Landschaft. Wer Glück hat, bekommt den Blauen Moorfrosch zu Gesicht. Soll es doch die Seenplatte sein, empfiehlt der Tourismusverband MecklenburgVorpommerns die Ivenacker Eichen. Sie sind um die 1000 Jahre alt und zählen zu den ältesten Bäumen in Deutschland. Besucher finden dort auch einen der beliebten Baumwipfelpfade.
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Aktivurlaub in der Natur ist nicht nur im Harz oder Erzgebirge angesagt, sondern zum Beispiel auch im Weserbergland. Dort wartet der Naturpark Solling-Vogler auf Wanderer und Erholungsbedürftige. Gäste können einen 40 Meter hohen „Klimaturm“im Wald erklimmen, während eine Erdhöhle den Blick auf Baumwurzeln freigibt. Zudem gibt es unter anderem Klöster, Ausgrabungsstätten, wildlebende Exmoor-Ponys, Moun
Tierische Begegnung: Wasserbüffel im Naturschutzgebiet Luneplate in Bremerhaven.
tainbike-Trails Wildpark.
Für wildromantische Gefühle sorgt in Niedersachsen alternativ der Naturpark Elbhöhen-Wendland mit reichlich Wald-und-WiesenCharme, Heideflächen und Streuobstwiesen. Charakteristisch für die Region sind die gut erhaltenen, historischen Rundlingsdörfer.
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Freunde des deutschen Waldes werden in der Uckermark ihre Freude haben. Der idyllische Buchenwald Grumsin im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin zählt zum UNESCO-Weltnaturerbe. Vielleicht kein Geheimtipp mehr, aber empfehlenswert.
Eine geschützte Flussaue hat Brandenburg im Nationalpark Unteres Odertal zu bieten. Dort zeigen sich viele Wasservogel-Arten.
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Für Großstädter ist es natürlich nicht so leicht, einsame und weitläufige Landschaften zu finden, ohne ins grüne Umland zu fahren. In der Hauptstadt empfiehlt Visit
Berlin den Natur-Park Schöneberger Südgelände als noch weniger überlaufenes Erholungsziel. Auf dem Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofs Tempelhof ist hier über die Jahre ein dschungelartiger Wald entstanden, der sich auf Spaziergängen erkunden lässt. Lok-Halle, Brückenmeisterei und Wasserturm erinnern an früher.
Die angeblich „längste Grünfläche Berlins“liegt im Bezirk Marzahn-Hellersdorf: Der Wuhletalweg führt dort über 15 Kilometer von Ahrensfelde bis zur Mündung der Wuhle in die Spree.
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In Hamburgs erstreckt sich wiederum die Wildnis des Duvenstedter Brooks – ein Naturschutzgebiet aus Mooren, Heidefläche und Bruchwäldern, das zum Spazieren und Radeln einlädt. Die Landschaft entstand vor rund 15 000 Jahren nach der letzten Eiszeit.
Für Hamburger mit Sehnsucht nach dem Grünen empfiehlt sich außerdem das Alte Land, eines der größten Obstanbaugebiete Europas. Zur Apfelblüte ist es dort besonders