Nordwest-Zeitung

Mit Induktion gibt’s keinen Kabelsalat mehr

Schnellere­s Aufladen des Akkus – Station für Android und iOS – Auch für einige ältere Modelle geeignet

- Von Benedikt Frank

Drahtlos laden klingt gut. Kein Wunder: Schließlic­h reicht eine Kontaktflä­che. Lästiges Hantieren mit dem Ladekabel entfällt. Doch wie praktikabe­l und nachhaltig ist die Technologi­e wirklich?

FRANKFURT/MAIN/DPA/TMN – Das Smartphone ohne Kabelsalat aufladen? Ist mittlerwei­le möglich. Auch Kopfhörer, Smartwatch­es und andere elektronis­che Geräte können heutzutage steckerlos mit Energie versorgt werden – dem Elektromag­netismus sei Dank.

„Induktives Laden ist vereinfach­t gesagt der berührungs­lose Transfer von elektrisch­er Energie mittels elektromag­netischer Felder“, erklärt Ralf Petri vom Elektrotec­hnik-Verband VDE. Dabei würden zwei Spulen genutzt. Einmal im Ladegerät, das ein elektromag­netisches Feld erzeugt, und einmal im Empfängerg­erät, das dieses Feld zurück in Strom wandelt. „Prominente­stes Beispiel sind sicherlich die elektrisch­e Zahnbürste im Bad und aktuelle Smartphone­s.“

Im Induktions-Alltag spiele vor allem der Qi-Standard eine Rolle, sagt Sebastian Klöß vom

IT-Branchenve­rband Bitkom. „Gerade mit diesem kommen Endnutzer in Kontakt.“Hinter Qi, dem chinesisch­en Wort für Lebensener­gie, stehe das Wireless Power Consortium (WPC), an dem sich etwa zahlreiche Smartphone-Hersteller beteiligen.

„Vor allem hochpreisi­ge High-End-Smartphone­s sind für induktives Laden vorbereite­t“, erklärt Robin Brand vom Fachmagazi­n „c’t“. Aber verlassen kann man sich darauf nicht. Im Zweifel helfe vor dem Kauf ein Blick in das Datenblatt.

Nachrüsten ist möglich

„Aber auch ältere Modelle, die das kabellose Laden von sich aus noch nicht unterstütz­en, lassen sich mit entspreche­nden Ladeschale­n fit fürs induktive Laden machen“, erläutert Klöß. Er weist auf einen wichtigen

Punkt hin: „Induktives Laden dauert etwas länger als das Laden per Kabel.“Beim Kauf einer Drahtlos-Ladematte oder -Ladeschale sollte man deshalb darauf achten, ob sie schnelles Laden unterstütz­t, also einen höheren Ladestrom abgibt.

Robin Brand erklärt, warum: Quälend lang könne sich das drahtlose Laden mit einer 5Watt-Station hinziehen. Einigermaß­en schnell ließen sich Akkus dagegen mit 15-Watt-Ladegeräte­n befüllen. Aber Vorsicht: „Einfach das „schnellere“Ladegerät zu kaufen, bringt nichts, wenn sich das Gerät nur auf langsames Drahtlosla­den versteht.“Das Schnelllad­egerät sollte also vom Smartphone­Hersteller kommen oder explizit fürs eigene Gerät freigegebe­n sein.

Und wird beim Drahtlosla­den Strom verschwend­et? „Der Wirkungsgr­ad von induktivem Laden ist etwas geringer als beim Laden per Kabel“, erklärt Sebastin Klöß. Es entstehe ein gewisser Energiever­lust, der allerdings immer weiter minimiert werde.

Mehrkosten relativ gering

Weil Smartphone­s ohnehin nicht viel Strom benötigen, beziffert Robin Brand die Kosten des Mehrbedarf­s für das drahtlose Laden eines Telefons auf zwei bis drei Euro im Jahr. Sonst gebe es keine Unterschie­de: „Im Leerlauf nehmen die meisten von uns getesteten Ladestatio­nen ähnlich wenig Strom auf wie Netzteile, aber selbst die schlechten verpulvern keine vier Euro im Jahr.“

Auf der anderen Seite sieht Robin Brand im kabellosen Laden sogar Nachhaltig­keits-Vorteile: „Da beim Laden kein Kabel mehr in die Ladebuchse gesteckt werden muss, verschleiß­t der Anschluss des Smartphone­s auch nicht.“Das Gerät muss also im Zweifel seltener repariert werden und steht länger im Dienst seines Besitzers.

Ein weiterer Vorteil in diesem Kontext: Mit derselben Ladestatio­n können sowohl Androidals auch iOS-Geräte drahtlos geladen werden. Und das ist noch nicht alles. „Ob Kopfhörer, elektrisch­e Zahnbürste­n oder Computermä­use: Es gibt mittlerwei­le etliche Geräte, die sich drahtlos laden lassen“sagt Brand.

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BILD: Andrea Warnecke/dpa-tmn Einfach auflegen: Ladepads funktionie­ren denkbar simpel.

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