Entscheidungen besonnen und gut beraten treffen
Typische Fehler können private Bauherren teuer zu stehen kommen
Neubau Oder Bestand? Bei der Antwort auf diese Frage ist nicht allein der Geschmack entscheidend. „In der Regel ist ein Neubau deutlich teurer“, sagt Jörg Koschate von der Postbank. „Ist das Budget begrenzt, scheidet der Neubau daher meist aus.“Ausschlaggebend für die hohen Kosten sei vor allem der Kaufpreis des Grundstücks. Für den Neubau spreche natürlich die Chance, alles nach eigenen Vorstellungen gestalten zu können und am Ende der Bauzeit ins (Traum-)Haus auf dem neuesten Stand der Technik zu ziehen. Wenn alles gut geht. Bestandsimmobilien dagegen hätten den entscheidenden Vorteil, dass sie bereits fertiggestellt sind, meint Koschate: „Der Käufer kann sie besichtigen und begutachten lassen und weiß, was er für sein Geld bekommt.“Meist sei es möglich, innerhalb von wenigen Wochen umzuziehen. „Eine eventuell nötige Modernisierung muss nicht sofort und auf einen Schlag realisiert werden, man kann sie in Etappen durchführen – so, wie es die finanzielle Situation erlaubt.“
Die Wertschätzung für ein Eigenheim mit Garten habe sich in den vergangenen Wochen im Lichte der CoronaPandemie verändert, sagt Achim Hannott, Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Fertigbau. Laut einer aktuellen Studie der GfK Marktforschung im Auftrag der Hausbau-Zeitschrift „mein schönes zuhause“wünscht sich fast jeder dritte Deutsche eine neue Wohnung oder ein Haus, jeder Fünfte möchte nach der Corona-Phase gerne in ein Haus im Grünen umziehen. Akut bauinteressiert sind 2,4 Prozent der Befragten. „Mehr Platz zum Leben, mehr Privatsphäre und Selbstbestimmung sowie ein eigener Garten sind typische Bauherren-Motive, die sich in den vergangenen Wochen gerade bei vielen Familien und Großstädtern noch verstärkt haben“, so Hannott.
Die Baufinanzierung darf nicht von der Stange kommen, warnt Florian Becker, Geschäftsführer des BauherrenSchutzbundes. „Häufig haben Bauträger, Architekten oder Makler mit den Objektunterlagen bereits ein Finanzierungskonzept im Gepäck“, so Becker. Kunden sollten aber darauf achten, dass ihre Baufinanzierung an ihre persönliche Lebensplanung und finanzielle Möglichkeiten angepasst ist. Wichtige Eckdaten sind das Lebensalter und der Zeitpunkt, zu dem sie wieder schuldenfrei sein wollen.
Ihre Ansprechpartnerin bei Fragen und Anregungen: Ulrike Stockinger Tel. 0441/99 88 2058 ulrike.stockinger@infoautor.de
Wie viel Haus bekomme ich fürs Geld? Oder wie viel Geld brauche ich fürs Haus? Das eigene Budget hat einen entscheidenden Einfluss darauf, wie viel Immobilie man sich leisten kann.
Berlin/Bremen/tmn – Wer sich den Traum vom eigenen Heim erfüllen möchte, muss seine finanzielle Situation realistisch einschätzen – und möglichst schon etwas auf der hohen Kante haben. „Man kann nicht früh genug anfangen, für das eigene Haus zu sparen“, meint Eva ReinholdPostina vom Verband Privater Bauherren (VPB).
„Zu welchen Preisen Immobilien angeboten werden, ist regional sehr verschieden“, sagt Dirk Eilinghoff vom Verbraucherportal Finanztip. „Interessenten sollten zuerst ausrechnen, wie viel Geld sie für die monatlichen Raten aufbringen können. Sind sie zum Beispiel Mieter, können sie sich an ihrer monatlichen Wohnungsmiete orientieren.“
Allerdings sollten sie dabei nicht die Warmmiete inklusive Betriebskosten, sondern die Kaltmiete zugrunde legen. Denn auch in einem Eigenheim fallen Betriebskosten an. „Die können sogar noch höher ausfallen als in der alten Mietwohnung, wenn die Wohnfläche größer ist.“Dann gilt es, zu prüfen, ob und wie viel Eigenkapital vorhanden ist. Dabei zählt alles Ersparte.
Das Eigenkapital sollte mindestens die Kaufnebenkosten decken, also Maklerkosten, Grunderwerbsteuer und Notargebühren. „Das sind zwischen 5 und 15 Prozent der Gesamtkosten.“Um Eigenkapital anzusparen, braucht es Zeit. „Für 60 000 Euro muss man etwa zehn Jahre lang jeden Monat 500 Euro beiseite legen“, rechnet er vor.
„Grundsätzlich empfehlen wir, die Finanzierung bis zum Rentenalter abzuschließen“, sagt Eilinghoff. „Das bedeutet meist kürzere Laufzeiten und eine höhere monatliche Belastung.“Aber es ist auch möglich, das Darlehen bei moderateren Monatsraten über länge
München/tmn – Von der Finanzierung bis zur Planung: Bei einem Hausbau müssen Privatpersonen viele Details entscheiden. Typische Fehler sollten sie kennen und versuchen zu vermeiden:
■ Blind vertrauen: Bunte Prospekte, attraktive Musterhäuser – davon sollten sich Bauherren nicht blenden lassen. „Beim Kauf eines Geschirrspülers oder eines Kühlschranks gucken die Kunden automatisch nach Details wie Leistung und Stromverbrauch. Bei einem Haus aber, für das sie sich über Jahre verschulden, vertrauen viele blind dem Anbieter“, kritisiert Hans Schröder, Leiter des Regionalbüros
Augsburg des Verbands Privater Bauherren.
■ Vorschnell kaufen: Das Grundstück sollten Bauherren nicht auf gut Glück kaufen. Denn nicht jedes Grundstück eignet sich für jeden Zweck, erklärt Klaus-Jürgen Edelhäuser von der Bayerischen Ingenieurkammer-Bau. Zudem spielt der Standort eine große Rolle. Verkehr, Lärm, Schmutz können die Wohnqualität später erheblich beeinträchtigen.
■ Verträge nicht prüfen: Schlüsselfertige Häuser sind praktisch. „Für den Bauherren haben sie den Vorteil, dass er sich die Komponenten nach seinen Wünschen zusammenstellen kann“, erläutert Udo
Bauherren sollten auch bei Details frühzeitig genau hinschauen.
vom Verein für Qualitäts-Kontrolle am Bau. Doch Käufer sollten nicht nur auf den Preis schauen, rät Edelhäuser. Ein günstiger Endpreis kann auch zustande kommen, „weil Produkte und Materialien eingebaut werden, die nicht die höchste Qualität haben.“Bei genauerem Lesen des Vertrags könne man feststellen, „dass oftmals wichtige Leistungen gar nicht enthalten sind“, erläutert Schröder. Fehlt etwa der Punkt „Anschluss des Gebäudes an die Kanalisation“, muss der Bauherr für diese Arbeiten extra zahlen.
■ An Beratung sparen: „Die allermeisten Bauherren sind Laien, die den Bauprozess nicht vollständig überblicken können“, sagt SchumacherRitz. Doch vor allem an den Schnittstellen zwischen den Gewerken gibt es Reibungspunkte, die zu Qualitätsverlusten führen können. „Wer siSchumacher-Ritz cher gehen will, muss sich einen kundigen Vertrauten suchen, der die Bauabschnitte überwacht“, rät Schröder. Ein Bausachverständiger kontrolliert die Baustelle in Etappen – etwa bevor Leitungen verputzt werden. Wichtig, denn werden Mängel zugebaut, kann dies später zu Streit führen.
■ Eigenleistungen überschätzen: Wer selbst Hand anlegt, kann sparen, etwa mit Malerarbeiten, Verlegen der Bodenbeläge, Gestalten der Außenanlagen. Doch: „Viele Bauherren muten sich zu viel zu“, warnt Schröder. Nicht jede Tätigkeit eignet sich zudem für Laien – das kann den Zeitplan durcheinander bringen.