Sieben Generationen purer Fahrspaß
Im Modelljahr 1975 schickte Porsche den ersten 911 Turbo ins Rennen
Nach der Ölkrise 1974 sollte der Porsche 911 Turbo den Spaß an Supercars zurückbringen. Mit Erfolg – inzwischen hat er es auf sechs Nachfolger gebracht.
Stuttgart – Dabei hatte der damals schnellste deutsche Straßensportwagen und sprintstärkste Sechszylinder einen schweren Start.
Blick zurück auf die Autowelt des Jahres 1974: Die Folgen des Ölkrisen-Winters mit rigiden Tempolimits – vielerorts nicht mehr als 90 oder 100 km/h – hatten besonders die Sportwagenbauer in eine Depression gestürzt, zumal die europäische Supercar-Klientel inzwischen gerne den Nerz nach innen trug, um Sozialneid zu vermeiden. Gleich mehrere prominente Sportwagen-Hersteller begaben sich in Insolvenz, und sogar Porsche hatte zum Jahresanfang einen dramatischen Absatzeinbruch hinnehmen müssen.
Ausgerechnet in dieser Zeit – im Modelljahr 1975 – zündeten die Schwaben den 260 PS starken Turbo: ein Coupé mit
Die erste Generation kam 1974 auf den Markt.
Ab 1987 gibt es auch eine Targa-Ausführung.
einem provozierend großen Heckflügel, dessen Anblick genügte, um jedem Leistungsfetischisten feuchte Hände zu bescheren. Auf dem Pariser Salon musste der Porsche-Stand fast wegen Überfüllung geschlossen werden, so dicht drängten sich die begeisterten Premierengäste um den neuen 250 km/h schnellen Superstar aus Zuffenhausen, der rasanter auf Tempo 100 sprintete als sämtliche V12-Ferrari oder Maserati Khamsin.
Noch heftiger zur Sache ging der Porsche Turbo ab
Anlässlich des Jubiläums „50 Jahre Porsche 911“gibt es 2013 auch einen neuen Turbo. 1977. Die Fahrspaßgranate knackte jetzt dank Ladeluftkühlung und auf 3,3 Liter Hubraum
vergrößerter Maschine die magische Zahl von 300 PS. Damit ging es in die technikund tempoverliebten 1980er, jener Dekade, in der Autos trotz Waldsterbens und Katalysatorpflicht nie genug Kraft und Vmax haben konnten. Auch die zweite Turbo-Generation (Typencode 964) setzte in den 1990er Jahren neue Ausrufezeichen mit bis zu 360 PS starken 3,6-Liter-Sechszylindern. Im Jahr 1995 erreichte der Hochleistungs-Athlet sogar erstmals über 400 PS (genau 408 PS). Drei Jahre später feierten die Porsche-Ingenieure den Abschied einer Ära mit einem wahren Asphaltbrenner: 450 PS leisteten die letzten luftgekühlten Boxer.
Auch wenn die Fans trauerten, der Verkaufserfolg gab Porsche recht: Der wassergekühlte 911 Turbo der Baureihe 996 war 305 km/h schnell und wurde im Jahr 2000 überraschend in den USA mit dem Prädikat des „weltweit saubersten Automobils“. 2006 dann feierte die fünfte Generation des Turbo (Baureihe 997) Weltpremiere als erstes Serienfahrzeug mit 480-PSBenzinmotor und variabler Turboladergeometrie.
Als 2013 der sechste 911 Turbo (Baureihe 991) debütierte, hatte die Turbotechnik Saugmotoren längst in fast allen Pkw-Segmenten in die Nische gedrängt. Trotzdem galt der inzwischen über 500 PS starke Porsche weiterhin als Speedsymbol des Turbo-Zeitalters. Ein Racer, der seinen TurboSound inzwischen via Symposer ins Cockpit übertrug, so konnte das Suchtpotential des Porsche Turbo sogar in tempolimitierten Ländern besser wirken. Andererseits geht nichts über den großen Kick in der Magengrube, weshalb die brandneue Generation 7 des 911 Turbo heute stolze 650 PS bereithält.