Wenn die Seele durchatmet
Bitte, Papa, bitte! Bitte, bitte, Mama! So bitten Kinder und schaffen es, Hände und Füße zur Erfüllung ihrer Wünsche in Bewegung zu setzen. Wir Erwachsenen tun uns meist schwer, dazu zu stehen, dass wir Hilfe nötig haben.
Lieber haben und können wir alles selbst. Selbstständigkeit – ein hohes Gut.
Aber auch Mutigere haben wir erlebt. Eine Dame zum Beispiel trat immer mal wieder mit einer intensiven Bitte an uns heran. Dann hieß es mit Nachdruck: „Ich bitte dich.“Wer könnte so etwas ablehnen? Natürlich haben wir uns mit allem, was in unserer Macht stand, um ihre Anliegen gekümmert.
Der morgige 5. Sonntag nach Ostern heißt „Rogate“(Betet!). Der Wochenspruch: Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet (Psalm 66,20). Wir brauchen uns nicht zu genieren. Wir sind aufgefordert, uns mit Bitten und Fürbitten
an Gott zu wenden, der „will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich Jesus, der sich selbst gegeben hat für alle zur Erlösung.“(1.Kor.2,4-6)
Das klingt kompliziert. Ist es aber nicht, sondern eine herzliche Einladung, ihm zu vertrauen, zu ihm zu beten. Jesu Jünger, seine Freunde, wollten gern so beten, wie sie es bei ihm erlebten. Lehre uns beten, sprachen sie ihn an, Und Jesus gab ihnen das Vaterunser – heute noch und alle Tage aktuell, zugleich eine Art Mustergebet, nach dem wir uns mit unseren eigenen Anliegen richten können.
Vater, Abba, Papa lässt spüren, dass wir im Gebet mit allem und als seine Kinder ankommen können – in vorgegebener Form oder mit freien Worten. Manchmal beten wir, auch wenn uns Worte fehlen. Beten heißt, ein Du als Gegenüber haben, Lebensbereiche mit Gott in Verbindung bringen, Atemholen der Seele.
Karola Onken ist Multiplikatorin in der Ev. Kirche Oldenburgs.