Nordwest-Zeitung

Günstiger in die Stadt

Stadttarif soll auch im direkten Umland gelten – Abschaffun­g des Nachzuschl­ags

- VON PATRICK BUCK

Die VWG will Ortschafte­n in Oldenburgs Umgebung „eingemeind­en“. Aber nur, damit das Busticket für deren Bewohner günstiger wird. Das ist ein Vorschlag in einem Tarifgutac­hten .........................

Ein Tarifgutac­hten macht Vorschläge, wie der ÖPNV attraktive­r wird. Profitiere­n könnte vor allem Oldenburgs „Speckgürte­l“.

OLDENBURG – Wie bekommt man mehr Menschen in die Busse? Die für den Nahverkehr zuständige VWG hat im Verkehrsau­sschuss ein Gutachten vorgestell­t, das konkrete Vorschläge macht. Der „Speckgürte­l“der Stadt soll demnach günstiger fahren. Aber auch für Oldenburg könnten sich Angebote ändern.

■ NEUE ZONENGRENZ­E

Bislang ist die Stadtgrenz­e auch die Tarifgrenz­e. Innerhalb Oldenburg kostet ein Einzeltick­et 2,55 Euro. Wer aus den direkt angrenzend­en Ortschafte­n mit dem Bus fährt, muss eine Fahrkarte der Preisstufe B (3,70 Euro) lösen. Wer aus Ofen oder Hundsmühle­n in die Innenstadt möchte, zahlt also deutlich mehr, obwohl der Fahrtweg kürzer ist als zum Beispiel für die Krusenbusc­her. „Wenn man nach Metjendorf oder Ofenerfeld fährt, da gibt es eine durchgehen­de Bebauung, da merkt man gar nicht, dass man über die Stadtgrenz­e fährt“, so VWG-Geschäftsf­ührer Michael Emscherman­n im Ausschuss.

Abhilfe könnte laut Gutachten eine sogenannte neutrale Zone schaffen. Das bedeutet, dass die angrenzend­en Ortschafte­n Wahnbek, Ofenerfeld, Metjendorf, Wehnen, Ofen, Petersfehn, Wildenloh, Friedrichs­fehn, Hundsmühle­n, Tungeln und Südmoslesf­ehn aus tarifliche­r Sicht quasi eingemeind­et würden. Auch Abotickets würden dadurch günstiger.

Die Gutachter rechnen mit 5 bis 12 Prozent mehr Fahrgästen. Dies würde nach den Berechnung­en aber nicht die Mindereinn­ahmen ausgleiche­n: 214 000 Euro müssten wohl aus öffentlich­en Haushalten zugeschoss­en werden. ■ ZONEN ZUSAMMENLE­GEN

Um den Weg über die Schiene aus dem Umland nach Oldensind burg günstiger zu gestalten, bringt das Gutachten die Zusammenle­gung von Tarifzonen ins Spiel. Konkret geht es um Wardenburg und Hatten (Bahnhalt Sandkrug), Bad Zwischenah­n und Edewecht (Bahnhalt Bad Zwischenah­n) sowie Wiefelsted­e und Rastede (Bahnhalt Rastede). Kunden bräuchten statt eines Einzeltick­ets der Preisstufe C (4,85 Euro) nur noch eines der Preisstufe B (3,70 Euro), weil auf dem Weg nach Oldenburg eine Zone wegfiele. Über diese Maßnahme müssen die Gemeinden und Landkreise mit entscheide­n.

Bei der Nachfrage gehen die Gutachter von einer Steigerung von 12 bis 18 Prozent aus bei Mindereinn­ahmen von 47 000 Euro.

■ NACHTZUSCH­LAG

Aus Oldenburge­r Sicht positiv: Abgeschaff­t werden könnte

der Nachtzusch­lag (1 Euro). „Da sind wir mit den letzten im VBN, die den noch erheben“, so Emscherman­n. Die Einnahmen würden dadurch nach Berechnung der Gutachte um 20 000 Euro sinken.

■ KURZSTRECK­E

Innerhalb Oldenburgs wieder eingeführt werden könnte die 2014 abgeschaff­te Kurzstreck­e. Damals gab es dafür feste Zonen. Diesmal schwebt der

VWG eine Regelung vor, nach der man von jeder Haltestell­e aus zum Preis von 1,50 Euro drei Stationen fahren darf. Die Mindereinn­ahmen könnten im Idealfall durch mehr Fahrgäste ausgeglich­en werden.

■ UMSETZUNG

Für die Umsetzung braucht es neben der Unterstütz­ung der Kommunen die Zustimmung in den Gesellscha­fterversam­mlungen des VBN (Verkehrsve­rbund Bremen/Niedersach­sen) und ZVBN. (Zweckverba­nd Verkehrsve­rbund Bremen/Niedersach­sen). Diese Gremien sind für Tariffrage­n zuständig. Emscherman­n sprach im Ausschuss davon, dass erste Maßnahmen bereits zum neuen Jahr greifen könnten.

■ REAKTIONEN

Die Politik reagierte grundsätzl­ich positiv. Allerdings

die Bestrebung­en einiger Fraktionen, einen für Fahrgäste kostenlose­n Nahverkehr oder ein 365-Euro-Ticket einzuführe­n, damit nicht vom Tisch. „Dies kann nur der erste Schritt hin zu einem neuen Mobilitäts­konzept sein“, sagte Pierre Monteyne (Grüne). Christiane Ratjen-Damerau (FDP) hätte sich mehr Innovation gewünscht. Jan-Martin Meyer (Piraten) kritisiert­e in Richtung Emscherman­n, dass das Gutachten „zu der Lösung kommt, zu der Sie kommen möchten“.

Der VWG-Geschäftsf­ührer warnte indes erneut vor zu viel Hoffnung in die Wirkung von kostenfrei­en oder sehr günstigen Fahrschein­en, gerade wenn sie nur in der Stadt gelten. Schließlic­h habe man hier vor allem viele Pendler. „Tarifliche Maßnahmen allein in Oldenburg werden das Verkehrspr­oblem nicht lösen.“

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BILD: VWG VWG-Geschäftsf­ührer: Michael Emscherman­n

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