Bund soll Meyer Werft helfen
Immer mehr Rückdeckung für Unterstützung auch der Meyer Werft
PAPENBURG/HANNOVER/STI – Die niedersächsische Landesregierung will alles dafür tun, um den Werft-Standort Papenburg (Emsland) zu erhalten. Das machte Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) am Dienstag in Hannover deutlich. Die Meyer Werft sei von der Krise der Kreuzfahrtbranche aber schwer getroffen und benötige Finanzhilfen, die das Land nicht allein stemmen könne. Hier müsse das Hilfsprogramm des Bundes greifen. „Wir prüfen alle Instrumente“, sagte Althusmann. Denkbar sei auch die Förderung von neuen, alternativen Antriebssystemen.
Wie beim Runden Tisch zur Meyer Werft am 8. Mai in Hannover zugesagt, prüft das Land, für einen „einstelligen Millionenbetrag“die FreilandStromleitungen über die Ems höher zu legen, die die Überführung neuer Kreuzfahrtschiffe auf der Ems behindern. Auch ein weiteres Ausbaggern des Papenburger Hafens sei im Gespräch. Der „Ems-Plan“stehe aber nicht zur Disposition, erklärte Althusmann.
Die Häfen spüren „Corona“ebenfalls deutlich. Das gilt auch für Emden und Wilhelmshaven.
HANNOVER/EMDEN/LEER/WILHELMSHAVEN – In der CoronaKrise gerät der maritime Sektor in Deutschland unter gewaltigen Druck. Zwar hätten einige Werften noch Aufträge, berichtete Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) am Dienstag vor Landtagsabgeordneten in Hannover. Doch schon jetzt zeichne sich ein großer Preiskampf ab, vor allem wegen der hohen staatlichen Subventionen in Fernost.
Besonders betroffen sei die Kreuzfahrtbranche, die täglich einen Verlust von 160 Millionen US-Dollar einfahre. Die Meyer Werft in Papenburg sei für Niedersachsen „von höchster Relevanz“, wie Althusmann betonte. Das Land prüfe „alle denkbaren Instrumente“, um den Standort zu sichern. Denkbar sei auch die Förderung neuer Antriebssysteme.
Beim runden Tisch am 8. Mai in Hannover sei vereinbart worden, dass Meyer ein Personalkonzept aufstelle. Der Finanzbedarf lasse sich derzeit nicht abschätzen. Das Land werde das benötigte Volumen aber nicht abdecken können und hoffe auf den Bund.
Die Logistik in den niedersächsischen Häfen funktioniere zwar einwandfrei. Doch die Wertschöpfungskette sei unterbrochen. So ging der Automobilumschlag im Emder
Hafen um 95 Prozent zurück; bei Konsumgütern waren es 25 Prozent. Auch der Kohleumschlag in Wilhelmshaven kam zum Erliegen; Kraftwerke wurden abgeschaltet. Unproblematisch sei dagegen die Belieferung der Offshore-Windkraftanlagen. Die Ausflugsschifffahrt wiederum wurde bekanntermaßen komplett eingestellt.
Die Grünen-Landtagsabgeordnete Meta Janssen-Kucz aus Leer sagte, der Minister habe „keine klare Strategie“, um die Meyer Werft zu retten. „Es bleibt bei Hinweisen auf die in Arbeit befindlichen Schutzschirme des Bundes für Liquiditätsengpässe in der Schifffahrtsbranche.“Der SPDHafenexperte Matthias Arends (Emden) sagte: „Wenn die Maritim-Industrie in unserem Bundesland an die Kaimauer fährt, haben wir ein niedersächsisches Detroit.“
Es sei für längere Zeit mit einer äußerst geringen Nachfrage nach Schiffen aller Art zu rechnen, teilte der Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM/Hamburg) am Dienstag in Hamburg mit. Speziell zum Kreuzfahrtmarkt sagte VSMHauptgeschäftsführer Reinhard-Lüken: „Es ist (...) zu erwarten, dass neue Bestellungen in diesem Segment für einige Jahre vollständig ausbleiben.“Vielen Betrieben werde daher die Arbeit ausgehen.
Mit den Zulieferern in der komplexen Wertschöpfungskette stehe der deutsche Schiffbau für rund 200 000 Arbeitsplätze, sagte Lüken.