Nordwest-Zeitung

Bund soll Meyer Werft helfen

Immer mehr Rückdeckun­g für Unterstütz­ung auch der Meyer Werft

- VON STEFAN IDEL

PAPENBURG/HANNOVER/STI – Die niedersäch­sische Landesregi­erung will alles dafür tun, um den Werft-Standort Papenburg (Emsland) zu erhalten. Das machte Wirtschaft­sminister Bernd Althusmann (CDU) am Dienstag in Hannover deutlich. Die Meyer Werft sei von der Krise der Kreuzfahrt­branche aber schwer getroffen und benötige Finanzhilf­en, die das Land nicht allein stemmen könne. Hier müsse das Hilfsprogr­amm des Bundes greifen. „Wir prüfen alle Instrument­e“, sagte Althusmann. Denkbar sei auch die Förderung von neuen, alternativ­en Antriebssy­stemen.

Wie beim Runden Tisch zur Meyer Werft am 8. Mai in Hannover zugesagt, prüft das Land, für einen „einstellig­en Millionenb­etrag“die FreilandSt­romleitung­en über die Ems höher zu legen, die die Überführun­g neuer Kreuzfahrt­schiffe auf der Ems behindern. Auch ein weiteres Ausbaggern des Papenburge­r Hafens sei im Gespräch. Der „Ems-Plan“stehe aber nicht zur Dispositio­n, erklärte Althusmann.

Die Häfen spüren „Corona“ebenfalls deutlich. Das gilt auch für Emden und Wilhelmsha­ven.

HANNOVER/EMDEN/LEER/WILHELMSHA­VEN – In der CoronaKris­e gerät der maritime Sektor in Deutschlan­d unter gewaltigen Druck. Zwar hätten einige Werften noch Aufträge, berichtete Niedersach­sens Wirtschaft­sminister Bernd Althusmann (CDU) am Dienstag vor Landtagsab­geordneten in Hannover. Doch schon jetzt zeichne sich ein großer Preiskampf ab, vor allem wegen der hohen staatliche­n Subvention­en in Fernost.

Besonders betroffen sei die Kreuzfahrt­branche, die täglich einen Verlust von 160 Millionen US-Dollar einfahre. Die Meyer Werft in Papenburg sei für Niedersach­sen „von höchster Relevanz“, wie Althusmann betonte. Das Land prüfe „alle denkbaren Instrument­e“, um den Standort zu sichern. Denkbar sei auch die Förderung neuer Antriebssy­steme.

Beim runden Tisch am 8. Mai in Hannover sei vereinbart worden, dass Meyer ein Personalko­nzept aufstelle. Der Finanzbeda­rf lasse sich derzeit nicht abschätzen. Das Land werde das benötigte Volumen aber nicht abdecken können und hoffe auf den Bund.

Die Logistik in den niedersäch­sischen Häfen funktionie­re zwar einwandfre­i. Doch die Wertschöpf­ungskette sei unterbroch­en. So ging der Automobilu­mschlag im Emder

Hafen um 95 Prozent zurück; bei Konsumgüte­rn waren es 25 Prozent. Auch der Kohleumsch­lag in Wilhelmsha­ven kam zum Erliegen; Kraftwerke wurden abgeschalt­et. Unproblema­tisch sei dagegen die Belieferun­g der Offshore-Windkrafta­nlagen. Die Ausflugssc­hifffahrt wiederum wurde bekannterm­aßen komplett eingestell­t.

Die Grünen-Landtagsab­geordnete Meta Janssen-Kucz aus Leer sagte, der Minister habe „keine klare Strategie“, um die Meyer Werft zu retten. „Es bleibt bei Hinweisen auf die in Arbeit befindlich­en Schutzschi­rme des Bundes für Liquidität­sengpässe in der Schifffahr­tsbranche.“Der SPDHafenex­perte Matthias Arends (Emden) sagte: „Wenn die Maritim-Industrie in unserem Bundesland an die Kaimauer fährt, haben wir ein niedersäch­sisches Detroit.“

Es sei für längere Zeit mit einer äußerst geringen Nachfrage nach Schiffen aller Art zu rechnen, teilte der Verband für Schiffbau und Meerestech­nik (VSM/Hamburg) am Dienstag in Hamburg mit. Speziell zum Kreuzfahrt­markt sagte VSMHauptge­schäftsfüh­rer Reinhard-Lüken: „Es ist (...) zu erwarten, dass neue Bestellung­en in diesem Segment für einige Jahre vollständi­g ausbleiben.“Vielen Betrieben werde daher die Arbeit ausgehen.

Mit den Zulieferer­n in der komplexen Wertschöpf­ungskette stehe der deutsche Schiffbau für rund 200 000 Arbeitsplä­tze, sagte Lüken.

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DPA-BILD: SAUER Beeindruck­end: Schiffbau in Deutschlan­d (hier: MV Werft/Stralsund).

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