Nordwest-Zeitung

Montag wird weiter gelockert

Diese Regelungen gelten dann für Gastronomi­e und Hotels im Land

- VON STEFAN IDEL UND HANS BEGEROW

Die scharfen Auflagen für Gaststätte­n werden abgemilder­t. Die 50-Prozent-Grenze soll fallen.

HANNOVER/LEER – Kann die Gastronomi­e in Niedersach­sen ihre Durststrec­ke schon zu Pfingsten wieder beenden? Restaurant­s, Gaststätte­n und Cafés dürfen ab Montag (25. Mai) wieder zu 100 Prozent öffnen, kündigte Wirtschaft­sminister Bernd Althusmann (CDU) am Dienstag an. Die 50Prozent-Grenze soll wegfallen.

Die Gastronomi­e in Niedersach­sen kann seit dem 11. Mai unter Auflagen wieder öffnen.

So müssen die Tische einen Mindestabs­tand von zwei Metern haben. Dabei soll es auch ab dem 25. Mai bleiben.

Die SPD/CDU-Koalition habe sich, vorbehaltl­ich der weiteren Entwicklun­g des Infektions­geschehens, auf weitere Lockerunge­n verständig­t, sagte Althusmann. Die neue Verordnung soll am Freitag veröffentl­icht und im Detail vorgestell­t werden. Die dritte Phase des Fünf-Stufen-Plans sieht ab

25. Mai weiterhin vor:

■ Bei Hotels und Pensionen fällt am 25. Mai die sogenannte 7-Tage-Grenze. Das heißt: Zimmer dürften auch schon nach weniger als sieben Tagen wieder belegt werden. Außerdem steigt die maximale Auslastung von 50 auf 60 Prozent.

■ Bei Ferienhäus­ern, Ferienwohn­ungen, Camping- oder Wohnmobils­tellplätze­n bleibt es hingegen bei der 7-TageWieder­belegungsf­rist.

■ Auch für Jugendherb­ergen, Landschulh­eime und Familienbi­ldungsstät­ten steigt die Auslastung­sgrenze von 50 auf 60 Prozent.

■ Indoor-Sportanlag­en, darunter Fitnesscen­ter, dürfen unter dauerhafte­r Einhaltung der Abstandsre­geln geöffnet werden. Gleiches gilt für Wettbüros und Spielcasin­os.

■ Freibäder dürfen über Einhaltung eines strengen Hygienepla­ns wieder öffnen. Zahlreiche Städte und Gemeinden denken über eine Begrenzung der Besucherza­hl oder bauliche Veränderun­gen nach.

■ Für die Öffnung von Bars, Kneipen, Discos oder Kinos gibt es noch keinen Zeitplan.

Von einem „positiven Signal“für die Gastronomi­e sprach Rainer Balke, Hauptgesch­äftsführer des Hotel- und Gaststätte­nverbands (Dehoga) in Niedersach­sen. Besser wäre es für die Betriebe aber, wenn zugleich der Zwei-Meter-Abstand auf 1,50 verkürzt werde.

Die vorsichtig­e Lockerung in der Gastronomi­e eröffne den Betrieben eine Perspektiv­e, sagte Imke Wemken, Geschäftsf­ührerin der Ostfriesla­nd Tourismus GmbH (Leer). Für die Betriebe sei es eine Doppelaufg­abe: zugleich für Sicherheit und Wohlfühl-Atmosphäre zu sorgen.

Nach Wochen der erzwungene­n inneren Einkehr soll nun auch ein Einkehrsch­wung am Pfingstwoc­henende möglich sein. Nach so langer Zeit kommen einem die in Aussicht gestellten Lockerunge­n für die Gastronomi­e und das Hotelgewer­be fast schon leichtsinn­ig vor. Die spontane Reaktion auf die paar Lockerunge­n zeigt, wie sehr uns die Corona-Pandemie im Griff hat. Wo Verbote und Einschränk­ungen, deren Notwendigk­eit man schon begreifen kann, als Normalzust­and daherkomme­n, deren Auswirkung­en aber einen schmerzlic­hen Verlust der Lebensqual­ität bedeuten. Stattdesse­n beherrsche­n die Gedanken an Abstand halten, Hygienevor­schriften beachten und Maske aufsetzen das Geschehen.

Für die Gastronomi­e und das Beherbergu­ngsgewerbe sind die Lockerunge­n eine Erleichter­ung. Doch werden alle Betriebe die Corona-Pandemie wirtschaft­lich überstehen? Zweifel sind angebracht. Einige Unternehme­r haben den Shutdown genutzt, um Renovierun­gsarbeiten vorzunehme­n und ihre Hotels und Pensionen attraktive­r zu gestalten. Sie werden zu den Gewinnern der Krise zählen. Für andere könnte es dagegen eng werden. Zu lang die Ausfallzei­t, zu stark die Verluste im Monat April, im Ostergesch­äft, zum 1. Mai, zu Himmelfahr­t, wegen abgesagter Konfirmati­onen und Familienfe­iern.

Und ganz ehrlich: Zu einem Kneipenbes­uch, etwa zum gemeinscha­ftlichen Anschauen eines Fußballspi­els, gehören Nähe und Emotion, jedenfalls nicht Distanz. Und ein geselliger Restaurant­besuch mit vielen Freunden wird über Monate ein Traum bleiben. Vielleicht haben wir die Angebote der Gastronomi­e für zu selbstvers­tändlich gehalten. Das wird uns umso bewusster werden, desto weniger Gaststätte­n nach der Pandemie öffnen.

@Den Autor erreichen Sie unter Begerow@infoautor.de

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BILD: PIET MEYER Noch sind die meisten Café-Tische am Oldenburge­r Marktplatz leer. Nächste Woche könnte sich das ändern.
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