Diakonie verärgert über Heim-Vorstoß
Vorstand Kollmann spricht von „Schnellschuss“aus dem Ministerium
OLDENBURG/HANNOVER – Der kaufmännische Vorstand der Diakonie im Oldenburger Land, Uwe Kollmann, hat die Ankündigung, dass ab diesem Mittwoch die niedersächsischen Altenheime wieder Besuche zulassen müssen, scharf kritisiert. Obwohl die entsprechende Verordnung noch in der Abstimmung sei, solle sie laut Sozialministerin Carola Reimann (SPD) bereits am 20. Mai in Kraft treten, erklärte Kollmann am Dienstag.
„Kein Träger weiß, was in dieser Verordnung genau stehen wird und worauf wir uns vorbereiten müssen“, sagte Kollmann. „Die Bewohner und Mitarbeiter haben nicht so viele Wochen an Entbehrungen ausgehalten, damit jetzt durch Schnellschüsse alles gefährdet wird.“
Kollmann forderte für die Heime mehr Zeit zur Vorbereitung. Die Träger der Einrichtungen seien am Montag von der Ankündigung der Ministerin überrascht worden. „Wir haben bereits Hygienekonzepte bei den Gesundheitsämtern vorgelegt, doch sie sind von den Behörden noch nicht genehmigt worden.“
Damit die Heimbewohner nicht vereinsamen, hätten die Heime der Oldenburger Diakonie sogenannte Besuchsfenster eingerichtet, erläuterte Kollmann. Bewohner und Besucher hätten sich eine halbe Stunde lang – getrennt von einer Fensterscheibe – sehen und über eine Gegensprechanlage miteinander reden können. Anschließend sei alles für den nächsten Besuch desinfiziert worden. Auch in extremen Situationen, etwa, wenn ein Mensch im Sterben lag, hätten die Heime Ausnahmen ermöglicht.
Die neue Verordnung werde den Mitarbeitenden in den Einrichtungen noch mehr als ohnehin abverlangen, sagte Kollmann. Bekannt sei, dass ein Beschäftigter während der Besuche auf die Einhaltung der Hygienevorschriften achten müsse. Damit falle mindestens eine Kraft für andere pflegerische Arbeiten aus.