Krankes System
Die Corona-Infektionen in deutschen Schlachthöfen zeigen uns erneut, wie krank das System in der Fleischindustrie ist. Das 2017 in Kraft getretene Gesetz zur Sicherung von Arbeitnehmerrechten in der Fleischwirtschaft hat zweifelsohne Verbesserungen für Beschäftigte gebracht. Wer jedoch erneut allein auf schärfere Arbeitsstandards und die unsichtbare Hand des Marktes setzt, macht es sich zu einfach.
Wir müssen das Übel an der Wurzel packen. Insbesondere der Preisdruck beim Fleisch ist für die prekären Beschäftigungsverhältnisse mit den daraus resultierenden Gesundheitsund Hygienerisiken verantwortlich.
Weil Fleisch ein weitgehend homogenes Gut ist, kaufen Verbraucher in der Regel dort, wo es am billigsten angeboten wird. Anbieter versuchen also, durch Billigpreise beim Fleisch die Frequenz im Markt zu erhöhen und von „Mitnahmeeffekten“zu profitieren.
Preise für Schweinefleisch von beispielsweise 4,44 Euro pro Kilo halte ich für unethisch. Ein besonders wirksames Mittel dagegen wäre, den
wöchentlichen Preiswettbewerb über die Werbung für Fleisch endlich zu beenden, beispielsweise durch eine freiwillige Verpflichtung des Handels.
Wenn stattdessen mit qualitativen Differenzierungsmerkmalen geworben wird, erhöht das in der Folge den Schutz der Verbraucher, verbessert die Situation der Beschäftigten und nützt dem Tierwohl.
Außerdem sehe ich den Handel in der Pflicht, Fleisch zu einem Preis anzubieten, der nicht zulasten der Beschäftigten in der Fleischwirtschaft, der Erzeuger und nicht zuletzt der Tiere geht.
Deshalb begrüße ich die „Initiative Tierwohl“ausdrücklich.