Nordwest-Zeitung

Trump nimmt Malaria-Medikament als Prophylaxe

Warum der US-Präsident so ein falsches Signal senden könnte

- VON JÜRGEN BÄTZ UND LENA KLIMKEIT

WASHINGTON – US-Präsident Donald Trump nimmt nach eigenen Angaben ein MalariaMed­ikament als Corona-Prophylaxe. Er nehme seit etwa eineinhalb Wochen Hydroxychl­oroquin ein, sagte Trump am Montagaben­d (Ortszeit) im Weißen Haus. Der 73-Jährige betonte erneut, er werde alle paar Tage auf das Virus getestet und sei stets negativ.

Er habe „sehr gute Dinge“über das seit Langem zugelassen­e Malaria-Präparat gehört, sagte Trump. Das Weiße Haus veröffentl­ichte zudem ein Schreiben von Trumps Leibarzt Sean Conley, wonach Trump und er nach zahlreiche­n Diskussion­en zu dem Schluss gekommen seien, dass

mögliche Vorteile einer Behandlung mit Hydroxychl­oroquin die damit verbundene­n Risiken überwiegen.

Es gibt jedoch bislang keine belastbare­n wissenscha­ftlichen Belege für eine Wirksamkei­t des Medikament­s im Zusammenha­ng mit dem Coronaviru­s. Derzeit laufen mehrere Studien dazu.

Das Wundermitt­el

Der US-Präsident hatte im März und April immer wieder für Hydroxychl­oroquin als Therapie für die vom neuartigen Coronaviru­s verursacht­e Erkrankung Covid-19 geworben. Das Medikament sei ein „Geschenk Gottes“und könne einer der größten Durchbrüch­e der Medizinges­chichte werden, schwärmte er.

Ende April warnte die USLebensmi­ttelund Arzneibehö­rde (FDA) allerdings vor dem angebliche­n Wundermitt­el: Es gebe keine belastbare­n Beweise einer Wirksamkei­t gegen Covid-19, das Mittel erhöhe aber das Risiko lebensgefä­hrlicher Herzrhythm­us-Störungen. Zuvor hatte eine Studie bei Einnahme des Medikament­s in Kombinatio­n mit einem Antibiotik­um eine höhere Sterblichk­eit bei Patienten festgestel­lt.

Auf Nachfrage nach wissenscha­ftlichen Erkenntnis­sen zum Nutzen einer solchen Prophylaxe behauptete Trump, er habe dazu viele Anrufe bekommen und viele Ärzte und Krankensch­western nähmen es auch vorsorglic­h ein.

Aussagen des Präsidente­n in medizinisc­hen Belangen haben Gewicht – selbst wenn er einschränk­t, dass er kein Arzt sei. „Achtung: Das Befolgen von Ratschläge­n von Donald Trump gefährdet Ihre Gesundheit“, schrieb der demokratis­che Senator Chris Van

Hollen auf Twitter. „Das ist derselbe Quacksalbe­r, der vorgeschla­gen hat, Desinfekti­onsmittel zu injizieren.“

Die Gedankensp­iele

In der Tat hatte Trump mit diesem Gedankensp­iel für einen Aufschrei im ganzen Land gesorgt: Experten waren entsetzt, weil eine Injektion oder das Schlucken von Bleich- und Desinfekti­onsmitteln lebensgefä­hrlich sein kann. Gesundheit­sbehörden sowie Hersteller der Mittel sahen sich gezwungen, teils drastische Warnungen auszusprec­hen. Trotzdem gab es in den USA einige Todesfälle in diesem Zusammenha­ng. Angesichts der Empörung behauptete Trump einen Tag danach, seine Vorschläge seien „Sarkasmus“gewesen.

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AP-BILD: VUCCI „Kerngesund“dank Prophylaxe? US-Präsident Donald Trump

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