Die Beatles nannten ihn ihren Lehrer
Tony Sheridan wurde vor 80 Jahren geboren – Sohn Felim als Sänger auf Vaters Spuren unterwegs
Die Skiffle-Legende starb 2013. Tochter Wendy trat bei „The Voice of Germany“auf, Felim hat gerade seine erste Single „Burn“veröffentlicht.
HAMBURG – In diesen Tagen fällt der Blick der eher älteren Musikfreunde auf den runden Geburtstag von Tony Sheridan, den legendären SkiffleMusiker, der Anfang der Sechzigerjahre den Beatles in Hamburg gewissermaßen die Bühne bereitete, und der am 21. Mai 80 Jahre alt geworden wäre. Seinen Tod 2013 nach schwerer Krankheit beklagten Fans und Weggefährten weltweit. Die Trauerfeier fand im Hamburger Michel statt.
Sheridans Musik lebt durch seine Familie weiter. Tochter Wendy Clare und Sohn Felim Sheridan McGinnity haben denselben Weg eingeschlagen: Sie nahm 2013 an „The Voice of Germany“mit dem Titel „Tangled Up“von Carol Emerald teil, ihr jüngerer Bruder hat gerade unter dem Namen Oti seine erste Single „Burn“veröffentlicht. „Letztendlich sind es diese Gene meines Vaters, denen ich es zu verdanken habe, dass Musik auch zu meinem Lebensmittelpunkt geworden ist“, sagt Felim. Abseits des Rampenlichts hatte der 28-Jährige übrigens in aller Bescheidenheit vor zwei Jahren sein Abitur am OldenburgKolleg absolviert.
Wobei man weder auf den ersten Blick bemerkt, wer da vor einem steht, noch hilft dieser sperrige Name irischer Herkunft kaum weiter. Felim – sein Vorname bedeutet im Gälischen „Der Erfolgreiche“– ist in einem Musikerhaushalt „mit drei Geschwistern und viel klassischer Musik“in Schleswig-Holstein aufgewachsen. Über die obligatorische Blockflöte kam er ans Schlagzeug („Darauf habe ich herumgedroschen“) und landete bei der Gitarre. Im Gegensatz zu seinen Mitschülern kannte er die Kunstlieder von
Franz Schubert genauso gut wie Rap-Musik von Kollegah.
Zum Vater hatte er ein sehr gutes Verhältnis. „Ich habe viel gelernt von ihm. Und er fand es toll, dass ich seine Musik und seine Arbeit mochte.“Tony Sheridan respektierte wiederum die Biografien seiner Kinder. „Obwohl er mehrmals verheiratet war und dadurch mehrere Familien hatte, gab es eine innige Beziehung zu ihm. Ich habe viele bekannte Künstler kennengelernt. Wenn er nicht auf Tournee war, fanden bei uns zu Hause Konzerte statt.“
Ein persönlicher Schatz ist der Song „Tell me if you can“, den sein Vater im Jahr 1962 gemeinsam mit Paul McCartney geschrieben hat. Der Linkshänder aus Liverpool mit dem Rickenbacker-Bass bezeichnete ihn stets als „Teacher“(Lehrer). So war Tony Sheridan auch an den ersten kommerziellen Aufnahmen der Beatles als Sänger beteiligt.
Den größten Erfolg hatten Tony Sheridan & The Beat Brothers 1961 mit dem Titel „My Bonnie“, der am 22. und 23. Juni 1961 für die Plattenfirma Polydor in Hamburg eingespielt
wurde, darunter „The Saints (When The Saints Go Marching In)“. Die Band begleitete ihn damals unter dem alten Namen. Nach der Rückkehr aus Hamburg nahm die Weltkarriere der Vier ihren Lauf: Auf Bitte des neuen Managers Brian Epstein wurden die Beatles am 25. Mai 1962 aus ihrem Vertrag entlassen. Der Rest ist Musikgeschichte.
„Auch nach dem Durchbruch der Beatles blieb der Kontakt bestehen“, weiß Felim. Einige Male bestritt Vater Tony das Vorprogramm bei deren Auftritten. Und der Sohn hat weitere bemerkenswerte Personalien zu bieten: „Mein Vater lebte einige Zeit in Australien, wo er ab und zu seinen Freund Alex Young von den ,Easybeats’ besuchte. Der hatte wiederum zwei kleine Brüder namens Angus und Malcolm, denen brachte mein Vater Tricks auf der Gitarre bei.“Von Sydney aus starteten sie dann als Hardrocker von „AC/DC“ihren weltweiten Siegeszug.