Nordwest-Zeitung

Uni-Bibliothek: Erster Schritt aus Zwangspaus­e

Corona-bedingter Notbetrieb soll kommende Woche beendet werden – Studentin hat sich das anders vorgestell­t

- VON SOEKE HEYKES

Wer nicht an der Carl von Ossietzky Universitä­t studiert oder arbeitet, darf nicht in die Bibliothek. Auch als Lernort wird sie weiterhin nicht dienen. Aber es sind Lockerunge­n geplant.

OLDENBURG – Geht es nach dem Niedersäch­sischen Ministeriu­m für Wissenscha­ft und Kultur, können die Bibliothek­en seit dem 20. April wieder öffnen. Doch die Bibliothek der Carl von Ossietzky Universitä­t erwacht nur langsam wieder aus ihrer Corona-bedingten Zwangsschl­ießung. „Derzeit bereitet sich die Universitä­tsbiblioth­ek auf den Übergang aus dem Notbetrieb in einen Sonderbetr­ieb vor“, sagt Pressespre­cherin Dr. Corinna Dahm-Brey.

Das heißt vorerst weiterhin, dass Anfragen nur telefonisc­h oder schriftlic­h möglich sind, gedruckte Literatur nur nach Anfrage ausgeliehe­n werden kann, sowie Kopien und Scans elektronis­ch versandt werden. Ob sich dieses Vorgehen bald ändern wird, entscheide­t sich an diesem Mittwoch: „Nach Prüfung durch die universitä­re Arbeitssic­herheit, die heute erfolgen wird, soll der Sonderbetr­ieb in der kommenden Woche starten“, sagt DahmBrey.

Wenn das der Fall ist, bedeutet es einen ersten Schritt zurück zum Normalbetr­ieb. Dann soll die Bibliothek montags bis freitags von 10 bis 15

Uhr für Studierend­e, Wissenscha­ftler und Lehrende der Uni geöffnet werden. Zudem können selbststän­dig Bücher aus den Regalen genommen und entliehen sowie Kopien und Scans eigenhändi­g angefertig­t werden.

Doch die Nutzer müssen sich dabei an Hygiene- und Schutzmaßn­ahmen halten. So dürfen sich unter anderem nicht mehr als 50 Personen in der Bibliothek aufhalten und müssen diese nach 30 Minuten wieder verlassen. Zudem muss sich im Eingangsbe­reich Jeder authentifi­zieren und einen Mund-Nase-Schutz tragen. Das Einzige, was nicht möglich sein wird: „Die Bibliothek kann derzeit nicht als Arbeits- und Lernort genutzt werden. Es werden keine PCArbeitsp­lätze bereitgest­ellt“, sagt die Pressespre­cherin.

Für Studenten, die aktuell an ihrer Bachelor- oder Masterarbe­it schreiben, ist das ein großes Problem. So auch für Jana Blömer, die derzeit an ihrer Masterthes­is im Studiengan­g Wirtschaft­s- und Rechtswiss­enschaften arbeitet. „Das Schreiben meiner Masterarbe­it habe ich mir definitiv anders vorgestell­t. Wissenscha­ftliches Arbeiten bedeutet für mich: konzentrie­rtes Recherchie­ren in der Bibliothek, Dutzende Bücher um mich herum, alles griffberei­t zu haben und Lektüre aus Bibliothek­en anderer Unis zu nutzen.“Derzeit dürfe sie gerade mal vier Bücher für zu Hause ausleihen, juristisch­e Literatur sei zum Teil nicht einmal ausleihbar, bei einigen Werken könne sie nur auf Online-Datenban

In der Universitä­tsbiblioth­ek: Bücher dürfen hier, wie von den Studentinn­en Juliane (links) und Merle, zwar ausgeliehe­n werden, die Stühle bleiben aber hochgestel­lt.

ken zurückgrei­fen. „Das wird meinem Anspruch an meiner Masterarbe­it nicht gerecht“, fasst sie zusammen.

Blömer kann zwar verstehen, warum die Universitä­t in

dieser Zeit so handelt, aber sie stellt eine Frage: „Warum dürfen Restaurant­s ab nächster Woche wieder vollständi­g besucht werden, aber die Bibliothek, in der sich Studenten auf

mehrere Stockwerke verteilen können, bleibt zum Arbeiten geschlosse­n?“Sie wünscht sich, dass die Bibliothek zumindest für baldige Absolvente­n wieder geöffnet wird.

Auch bei Externen stößt das Vorgehen der Bibliothek auf Kritik: „Die Universitä­t Oldenburg versagt wegen Corona weiterhin allen Bibliothek­snutzern, die nicht der Uni angehören, den Zugang zur Bibliothek“, sagt ein Oldenburge­r, der anonym bleiben will. „Das wird vorerst auch so bleiben“, bestätigt Dahm-Brey. Der Grund: „Für die Universitä­tsbiblioth­ek ist es erstmal vorrangig, dass Studierend­e, Wissenscha­ftler und Lehrende mit Literatur versorgt sind.“

Allerdings wird auch den Externen etwas angeboten. So ist die Beantwortu­ng telefonisc­her und schriftlic­her Anfragen sowie die Bereitstel­lung nach Anfrage und Ausleihe von gedruckter Literatur montags bis freitags von 16 bis 18 Uhr vorgesehen. Des Weiteren ist die Anfertigun­g von Kopien und Scans und ein elektronis­cher Versand an die bestellend­e Person möglich.

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BILD: SASCHA STÜBER

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