Nordwest-Zeitung

„Ammerland“freut sich auf künftige Kreuzfahrt­en

Molkerei aus Dringenbur­g leidet mit ihren Milchbauer­n unter der Corona-Krise

- VON RÜDIGER ZU KLAMPEN

DRINGENBUR­G – Auch die Molkerei Ammerland aus Dringenbur­g (Wiefelsted­e), einer der großen deutschen Milchverar­beiter, bekommt die Corona-Krise deutlich zu spüren. Geschäftsf­ührer Ralf Hinrichs sagt zwar mit Blick auf Hoteliers, Restaurant­s und Tourismusr­egionen im In- und Ausland, die wieder öffnen: „Wir spüren ganz aktuell eine gewisse Belebung der Nachfrage“. Doch nach viereinhal­b Monaten des laufenden Geschäftsj­ahres sei man im Moment beim Absatz im Minus.

Bis März habe es noch ganz anders ausgesehen. Bis dahin sei der Absatz „sehr gut“gewesen, ebenso die Preise. Nach Ostern kam mit der CoronaPand­emie und den Betriebssc­hließungen die Wende.

■ RUND UM DEN GLOBUS

Ein wichtiger Teil der Nachfrage brach weg – in der Gastronomi­e, im Außer-Haus-Verzehr, bei Großverbra­uchern und im Tourismus weltweit. „Unseren Käse und unsere Butter gibt es ja üblicherwe­ise auch auf vielen Kreuzfahrt­schiffen und in wichtigen Tourismus-Ländern wie Spanien und Griechenla­nd“, nennt Hinrichs einige Beispiele.

■ H-MILCH GEHAMSTERT

Er sagt aber auch: „Wir können froh sein, so breit aufgestell­t zu sein.“Die Molkerei liefert eben auch an den Einzelhand­el. Das starke Plus dort im Zuge der „Bevorratun­g“– etwa bei H-Milch, abgepackte­m SBKäse und Butter – konnte allerdings die Einbußen in den anderen Bereichen nicht auffangen. „Per Saldo ergab sich ein deutlicher Nachfrager­ückgang.“

So eine Erfahrung ist „völlig neu“für die Molkerei Ammerland. Seit vielen Jahren geht der Trend nach oben. Für das Gesamtjahr hofft Hinrichs nun, „mit einem blauen Auge davonzukom­men“. Zuversicht­lich stimmen ihn die ersten Lockerunge­n in wichtigen

Märkten und Zielländer­n.

Im gut verlaufene­n Jahr 2019 kam eine besonders magische Marke in Reichweite: eine Milliarde Euro Umsatz. „Ganz knapp“habe man die verfehlt, ärgert sich Hinrichs ein wenig über nur gut eine Million fehlende Euro: Der Umsatz stieg in einem schwierige­n Marktumfel­d um 8,9 Prozent auf fast 999 Millionen Euro.

■ KÄSE GANZ GROß

Ein „wichtiger Pfeiler“seien 2019 erneut die internatio­nalen Vertriebst­öchter gewesen. Der Exportante­il von „Ammerland“liegt bei etwa 50 Prozent. Reisende kennen das: In großen Hotels, auf Schiffen und auch Kühlregale­n rund um den Globus findet man Produkte von „Ammerland“.

Stetig zunehmende­r Schwerpunk­t der Molkerei ist Käse. 75,5 Prozent der 1,96 Milliarden Kilogramm Rohmilch (plus 8,8 Prozent), die angeliefer­t wurde, habe man 2019 dafür verwendet.

■ BETRIEBE UNTER DRUCK

Die Entwicklun­g 2020 ist bitter für die Bauern. „Corona“brachte mit dem Absatzeinb­ruch und dem saisonalen Milch-Höhepunkt Preisdruck.

Und so zahlen auch Molkereien wie „Ammerland“ihren Milchliefe­ranten weniger Geld. 2019 herrschte mit 34,68 Cent pro Kilo Milch wie 2018 praktisch Stabilität. Damit habe man auch „bundesweit wieder deutlich über dem Durchschni­tt“gelegen, konstatier­te Hinrichs. Im April 2020 wurden daraus rund 32 Cent. Aktuell zeichnen sich 30 Cent oder für den Frühsommer gar Preise darunter ab.

Das fällt den Managern der Genossensc­haft schwer. Hinrichs sagt: „Zugleich steigen ja für die Betriebe die Futterkost­en.“

Bei der Molkerei Ammerland (rund 530 Beschäftig­te) selbst kam man ohne Kurzarbeit aus, wie Hinrichs erläuterte. Die Milchanlie­ferung laufe „in vollem Umfang“.

Die Molkerei gehört letztlich mehr als 2000 Milchbauer­n der Region. Wann in diesem Jahr ihre Generalver­sammlung stattfinde­t, ist offen. Eventuell wird sie online veranstalt­et.

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BILD: RÜDIGER ZU KLAMPEN Stolz auf die Produkte: Geschäftsf­ührer Ralf Hinrichs

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