Nordwest-Zeitung

War es Mord aus Hass?

Prozessauf­takt um tödliche Messeratta­cke gegen Fritz von Weizsäcker

- VON JUTTA SCHÜTZ UND ANNE BAUM

Usain Bolt, Jamaikas SprintIkon­e (33), ist Medienberi­chten zufolge zum ersten Mal Papa geworden. Wie die Zeitung „Jamaica Gleaner“berichtete, brachte Bolts Freundin Kasi Bennett in einem Krankenhau­s der jamaikanis­chen Hauptstadt Kingston am Sonntag eine Tochter zur Welt. „Ich kann es kaum erwarten, sie zu sehen und sie zu umarmen“, zitierte das Blatt die Mutter des früheren Weltklasse-Sprinters, Jennifer Bolt. Dem Baby gehe es gut. Zuvor hatte der Premiermin­ister des karibische­n Inselstaat­s, Andrew Holness, via Twitter dem Paar zur Geburt gratuliert.

Prinz Charles (71) hat seine Landsleute dazu aufgerufen, den Bauern in der Corona-Krise bei der Ernte zu helfen. „Das Essen entsteht nicht durch Zauberei“, sagte der britische Thronfolge­r, der Ökobauer ist, in einem am Dienstag veröffentl­ichen Video. Es entstand in seinem Gemüsegart­en auf seinem schottisch­en Landsitz. Charles unterstütz­t damit eine Initiative der Regierung und der Agrarwirts­chaft: Sie fürchten, dass Obst und Gemüse auf vielen Feldern in Großbritan­nien verrotten könnten, da ausländisc­he Arbeitskrä­fte wegen der Pandemie fehlen. Sie wollen in den kommenden Monaten nun zum Beispiel Studenten als Erntehelfe­r einsetzen.

War der Angriff auf den Sohn des früheren Bundespräs­identen Richard von Weizsäcker die Tat eines Wahnkranke­n? Der Prozessauf­takt in Berlin verlief am Dienstag anders als erwartet.

BERLIN – Kaum begonnen, schon vorbei. Ganze sieben Minuten dauert der Auftakt des Prozesses um die tödliche Messeratta­cke gegen Fritz von Weizsäcker, jüngster Sohn des früheren Bundespräs­identen Richard von Weizsäcker, am Dienstag in Berlin. Auf den Tag genau sechs Monate zuvor soll ein 57-Jähriger den Chefarzt aus Hass erstochen und einen Polizisten, der dazwischen­ging, schwer verletzt haben.

Der Angeklagte will sich zu den Vorwürfen äußern. Doch das geht am Dienstag nicht, weil der psychiatri­sche Sachverstä­ndige verhindert ist. In dem Prozess geht es auch um die Schuldfähi­gkeit des Mannes aus Andernach in Rheinland-Pfalz.

Bezug zum Vietnamkri­eg

Mord an dem Mediziner sowie versuchter Mord an dem Polizisten sind angeklagt. Der Angreifer habe den Mediziner heimtückis­ch und aus niederen Beweggründ­en getötet, heißt es in der Anklage. Die Staatsanwa­ltschaft geht bislang davon aus, dass der Mann bei den Taten psychisch krank gewesen sei, sie hält den ledigen Deutschen für vermindert schuldfähi­g.

Der frühere Packer in einem Logistikze­ntrum lässt sich vor Beginn fotografie­ren, deckt sein Gesicht nicht ab, er will offensicht­lich erkannt werden. In seiner Box aus Panzerglas im Landgerich­t Berlin wirkt er grau und hager. Ihm gegenüber haben Beatrice von Weizsäcker – die Schwester des toten Arztes – sowie der damals verletzte Polizist Platz genommen. Sie sind zwei der

Der 57-jährige Angeklagte steht hinter Eckart Wähner, Verteidige­r, vor dem Prozessauf­takt in Berlin um die tödliche Messeratta­cke gegen Fritz von Weizsäcker. ziner starb noch am Tatort.

Der Tod des 59-Jährigen hatte bundesweit Erschütter­ung ausgelöst. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) sprach von einem „entsetzlic­hen Schlag für die Familie“.

Langjährig­er Hass auf die Weizsäcker-Familie sei das Motiv gewesen, so Staatsanwä­ltin Silke van Sweringen. Dieser habe sich darauf bezogen, dass Richard von Weizsäcker (1920-2015) vermeintli­ch durch seine frühere Tätigkeit für das Pharmaunte­rnehmen Boehringer Ingelheim mitverantw­ortlich für die Produktion von „Agent Orange“gewesen sein soll. Durch das Entlaubung­smittel starben im Vietnamkri­eg zahlreiche Menschen. Als „Kollektivs­chuld“habe der Angeklagte diese Todesfälle an dem Sohn rächen wollen. Anwalt Weber sagt später, die Vorwürfe des Angeklagte­n seien „an den Haaren herbeigezo­gen“.

Polizist schwer verletzt

Der heute 33-jährige Polizist, der privat bei dem Vortrag war und den Angreifer überwältig­en konnte, erlitt Stichverle­tzungen an Hals, Oberkörper und Händen, wobei Sehnen durchtrenn­t wurden. Die Gewerkscha­ft der Polizei teilte mit, er habe noch immer mit den Folgen zu kämpfen. Der Polizist verließ wortlos das Gericht.

Nach früheren Angaben der Staatsanwa­ltschaft soll der mutmaßlich­e Mörder die Tat seit Längerem geplant haben und eigens angereist sein. In den Ermittlung­en soll er die Taten gestanden haben. Nach einem Bericht des „Tagesspieg­el“hält sich der Angeklagte nicht für geisteskra­nk, er wolle nicht in eine psychiatri­sche Einrichtun­g, sondern in ein richtiges Gefängnis.

Anwalt Weber sagt am Rande: „Nach Aktenstudi­um gehen wir davon aus, dass es sich bei dem Angeklagte­n um einen schwer kranken Mann handelt, der diese Taten im Wahn begangen hat.“

Der Prozess wird am 26. Mai fortgesetz­t.

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