Nordwest-Zeitung

Wer bekommt Remdesivir ?

- Detlef Drewes über die geplante Zulassung des Ebola-Medikament­s für Covid-19-Patienten

Remdesivir ist kein Zaubermitt­el. Die Hinweise darauf, dass es die Behandlung einer schweren Covid-19-Infektion verkürzen kann, sind dennoch vielverspr­echend. Es ist an der Zeit, dies in einem kontrollie­rten Probebetri­eb herauszufi­nden – im Fachjargon: bedingte Zulassung.

Doch Mediziner und Hersteller sind ebenso zurückhalt­end wie die zuständige­n Politiker. Denn noch weiß niemand, ob der Hersteller wirklich in der Lage ist, die Welt damit zu versorgen.

Die EU und ihre Mitgliedst­aaten stehen bei diesem Medikament vor einem Testlauf für den sehr viel schwerwieg­enderen Ernstfall, der sich dann einstellt, wenn es einen Impfstoff gibt: Wie stellt man sicher, dass ein hilfreiche­s Arzneimitt­el oder gar eine vielverspr­echende Impfung zu einem vertretbar­en Preis der gesamten Menschheit zur Verfügung steht?

Der Schutz vor dem Coronaviru­s darf kein Besitz der reichen Länder werden, ebenso wenig wie Remdesivir. Nach Angaben der US-Firma können bis zum Jahresende genügend Medikament­e für die Behandlung von einer Million schwerer Covid-19-Infektione­n hergestell­t werden. Nach welchen Kriterien wählt wer die Begünstigt­en aus? Und was wird getan, wenn sich herausstel­lt, dass Remdesivir auch bei leichteren Verläufen hilfreich ist? Dann verschärft sich diese Frage zusätzlich. Die Politik sollte vorbeugend Regelungen finden, ehe die Solidaritä­t der Menschheit auf eine möglicherw­eise sehr harte Probe gestellt wird.

@ Den Autor erreichen Sie unter forum@infoautor.de

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