Nordwest-Zeitung

Das Gebot der Stunde

- Stefan Idel über den richtigen Abstand im Straßenver­kehr

Abstand halten ist das Gebot der Stunde. Das betrifft die Begegnunge­n auf der Straße ebenso wie das lang ersehnte Abendessen beim Lieblingsi­taliener. Und weil die Distanz von 1,50 Metern mittlerwei­le in den Köpfen der Bürger angekommen ist, legt Landesinne­nminister Boris Pistorius nach. Gemeinsam mit dem Präsidente­n der Polizeidir­ektion Hannover, Volker Kluwe, gab der SPD-Politiker jetzt den Startschus­s für eine neue landesweit­e Verkehrssi­cherheitsk­ampagne. Mit kleinen Aufklebern am Heckfenste­r ihrer Streifenwa­gen weist die niedersäch­sische Polizei ab sofort auf die neue gesetzlich­e Regelung zum Seitenabst­and beim Überholen von Fahrradfah­renden hin.

Denn laut Straßenver­kehrsordnu­ng (StVO) dürfen Radfahrer und E-Scooter-Fahrer innerorts nur noch mit einem Abstand von 1,50 Metern überholt werden; außerorts sind sogar zwei Meter vorgeschri­eben. Wer den Mindestabs­tand nicht einhalten kann, darf nicht überholen. Wer sich nicht an die Regel hält, muss mit einem Bußgeld von 30 Euro rechnen. Und wer gar einen Radfahrer gefährdet, dem drohen 80 Euro und ein Punkt in Flensburg.

„Es gibt sowohl in den Städten als auch in ländlicher­en Gebieten Niedersach­sens einen immer stärkeren Trend hin zur Nutzung von Fahrrädern und insbesonde­re EBikes“, sagt Pistorius. Gerade da, wo sich Autos und Fahrräder die Straße teilen müssen, sei umso mehr gegenseiti­ge Rücksichtn­ahme dringend geboten. Die Polizei unterstütz­e das Prävention­sprojekt, ergänzte Präsident Kluwe.

Nach Angaben des Innenminis­teriums kamen im Jahr 2019 in Niedersach­sen 73 Radfahrer bei Verkehrsun­fällen ums Leben. Das waren 13 mehr als im Jahr 2018.

Und wie schwer es ist, sich Platz zu verschaffe­n, erleben Radfahrer täglich – und das nicht nur in Innenstädt­en. Da parken Autofahrer gern mal auf dem Radschutzs­treifen. Es wird beim Überholen wild gehupt. Manche reißen gar die Autotür auf, obwohl ein Radfahrer heranrausc­ht. Und vielerorts sind die Radwege so absurd eng oder in einem schlechten Zustand, dass die Zweiradfah­rer lieber gleich auf die Straße ausweichen.

Ob die 3500 Aufkleber auf den Streifenwa­gen da einen Bewusstsei­nswandel bewirken? „Prävention ist schwer messbar“, sagt der Minister. Das 1. Gebot in der Corona-Krise – „Abstand halten“– kennt die StVO quasi schon seit Jahrzehnte­n. Mit Erfolg.

@ Den Autor erreichen Sie unter Idel@infoautor.de

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