Das Gebot der Stunde
Abstand halten ist das Gebot der Stunde. Das betrifft die Begegnungen auf der Straße ebenso wie das lang ersehnte Abendessen beim Lieblingsitaliener. Und weil die Distanz von 1,50 Metern mittlerweile in den Köpfen der Bürger angekommen ist, legt Landesinnenminister Boris Pistorius nach. Gemeinsam mit dem Präsidenten der Polizeidirektion Hannover, Volker Kluwe, gab der SPD-Politiker jetzt den Startschuss für eine neue landesweite Verkehrssicherheitskampagne. Mit kleinen Aufklebern am Heckfenster ihrer Streifenwagen weist die niedersächsische Polizei ab sofort auf die neue gesetzliche Regelung zum Seitenabstand beim Überholen von Fahrradfahrenden hin.
Denn laut Straßenverkehrsordnung (StVO) dürfen Radfahrer und E-Scooter-Fahrer innerorts nur noch mit einem Abstand von 1,50 Metern überholt werden; außerorts sind sogar zwei Meter vorgeschrieben. Wer den Mindestabstand nicht einhalten kann, darf nicht überholen. Wer sich nicht an die Regel hält, muss mit einem Bußgeld von 30 Euro rechnen. Und wer gar einen Radfahrer gefährdet, dem drohen 80 Euro und ein Punkt in Flensburg.
„Es gibt sowohl in den Städten als auch in ländlicheren Gebieten Niedersachsens einen immer stärkeren Trend hin zur Nutzung von Fahrrädern und insbesondere EBikes“, sagt Pistorius. Gerade da, wo sich Autos und Fahrräder die Straße teilen müssen, sei umso mehr gegenseitige Rücksichtnahme dringend geboten. Die Polizei unterstütze das Präventionsprojekt, ergänzte Präsident Kluwe.
Nach Angaben des Innenministeriums kamen im Jahr 2019 in Niedersachsen 73 Radfahrer bei Verkehrsunfällen ums Leben. Das waren 13 mehr als im Jahr 2018.
Und wie schwer es ist, sich Platz zu verschaffen, erleben Radfahrer täglich – und das nicht nur in Innenstädten. Da parken Autofahrer gern mal auf dem Radschutzstreifen. Es wird beim Überholen wild gehupt. Manche reißen gar die Autotür auf, obwohl ein Radfahrer heranrauscht. Und vielerorts sind die Radwege so absurd eng oder in einem schlechten Zustand, dass die Zweiradfahrer lieber gleich auf die Straße ausweichen.
Ob die 3500 Aufkleber auf den Streifenwagen da einen Bewusstseinswandel bewirken? „Prävention ist schwer messbar“, sagt der Minister. Das 1. Gebot in der Corona-Krise – „Abstand halten“– kennt die StVO quasi schon seit Jahrzehnten. Mit Erfolg.
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