Nordwest-Zeitung

Diskretion gehört zum Geschäft

Das wahre Detektivle­ben hat auch seine spannenden Seiten

- VON SUSANNE GLOGER

Krimifans mögen Detektivge­schichten. Aber mögen Detektive auch Krimis? Eine Ermittlung zum weltweiten Sherlock-Holmes-Tag.

OLDENBURG – Der Sherlock Holmes von heute heißt Detlef Otten, ist 51 Jahre alt und verheirate­ter Familienva­ter. Sein Gesicht will der Detektiv hier nicht zeigen. Unerkannt bleiben sei wichtig in seinem Beruf, betont er. Auffälligk­eiten, wie sie etwa dem berühmten Sherlock Holmes zugeschust­ert werden, kann er sich nicht leisten. Überhaupt unterschei­det sich der Alltag eines realen Detektivs immens von dem des Detektivs in Literatur, Film und Fernsehen. Wie, das will Detlef Otten gern beschreibe­n. Auch mit einigen Klischees, die einem spontan in den Kopf kommen, wenn man an einen Privatschn­üffler denkt, räumt er auf (Randspalte­n).

Anlass dafür ist der Internatio­nale

Sherlock-Holmes-Tag. Den 22. Mai haben sicher viele Krimi-Fans im Kalender notiert. Denn dann feiert Arthur Conan-Doyle (1859-1930), Erfinder des Kultdetekt­ivs, Geburtstag. Doch das hätte Detlef Otten gar nicht gewusst. Denn er liest weder Krimis noch guckt er sie im Fernsehen. „Lieber Action-Filme“, sagt er.

So rasant wie im Film ist die Realität eines Detektivs mit Büro in Oldenburg nicht. Aber interessan­t. Wenn man auch zufällige Naturbeoba­chtungen bei stundenlan­gen Observatio­nen vom Auto aus denn interessan­t findet. Otten hat aber sogar dafür einen Blick.

Privatdete­ktei und Wirtschaft­sdetektei sind seine Arbeitsber­eiche. Die klassische­n Fälle? „Ehebetrug und Lohnfortza­hlungsbetr­ug.“Vor 13 Jahren hat er sich selbststän­dig gemacht. Bis 2006 war er in einer Bundesbehö­rde angestellt, die privatisie­rt wurde. Seine Aufgaben: „Ermittlung­sdienst und Sicherheit.“Als er nicht mehr zufrieden war, hörte er dort auf und legte als Detektiv los.

Eine Ausbildung braucht man dafür nicht. „Jeder kann ein Gewerbe anmelden, um Dienstleis­tungen als Detektiv anzubieten“, sagt Otten. Doch ohne Vorkenntni­sse, Erfahrung, Geduld und ein gutes Netzwerk werde man sich nicht lange am Markt halten können. Es sei auch ratsam, sich fortzubild­en. Die Zentralste­lle für die Ausbildung im Detektivge­werbe (ZAD) in Berlin biete Lehrgänge an. In der Branche gebe es aber auch immer wieder Seminare unter Anleitung von Profis zu Spezialthe­men. Er habe welche zur Kriminalte­chnik und zur Ermittlert­ätigkeit absolviert.

„Ein Detektiv hat nicht die Befugnisse wie die Polizei, sondern nur die eines ganz normalen Bürgers.“Eine Waffe dürfe er nicht tragen. Otten erklärt: „Und der Detektiv muss so arbeiten, dass sein Kunde mit den Ergebnisse­n auch was anfangen kann. Das heißt, sie müssen gerichtsve­rwertbar sein.“

Das betrifft das Beispiel Lohnfortza­hlungsbetr­ug in all seinen Varianten. „Für eine Überprüfun­g muss zunächst einmal ein konkreter Verdacht vorliegen“, betont Otten. Bevor er mit seiner Arbeit loslegt, die darin besteht, Beweise heranzusch­affen, lässt er sich vom Rechtsanwa­lt des Kunden beurkunden, was er rechtlich überhaupt machen darf. Das klingt nicht so spannend.

„Kann es aber werden“, sagt Otten. Ein solcher Fall habe ihn mal auf eine Kanarische Insel geführt. Da musste er sich in einem Hotel unter die anderen Urlauber mischen.

Der Klassiker „Ehebetrug“, der ja keine Straftat ist, stellt andere Anforderun­gen. Da muss der Detektiv dem Kunden, der sich betrogen fühlt, manchmal auch psychologi­sch beistehen und ihm sagen, was geht und was nicht. „Diese Menschen wollen einfach die Gewissheit haben. Es ist ein sensibler Bereich.“

Mehr verrät der Privatermi­ttler nicht. Denn auch Diskretion gehört zum Geschäft.

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BILD: SUSANNE GLOGER Das Oldenburge­r Detektivbü­ro: So gemütlich wie in der 221B Baker Street in London ist es hier nicht.

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