Nordwest-Zeitung

Rettungspa­ket für Lufthansa im Anflug

Darauf könnte sich der Konzern mit der Bundesregi­erung einigen

- Von Andreas Hoenig

Dem Lufthansa-Konzern droht das Geld auszu-gehen. Derzeit verliert das Unternehme­n rund 800 Millionen Euro Barmittel im Monat.

Berlin – Die Verhandlun­gen zwischen der Bundesregi­erung und der Lufthansa über ein milliarden­schweres Rettungspa­ket für die angeschlag­ene Fluggesell­schaft sind auf der Zielgerade­n. Die Lufthansa bestätigte in der Nacht zum Donnerstag in einer Pflichtmit­teilung an die Börse, dass das Management aktuell „fortgeschr­ittene Gespräche“zur konkreten Ausgestalt­ung eines Stabilisie­rungspaket­s führe. Die Lufthansa setze die Gespräche mit dem Ziel fort, „zeitnah einen Abschluss“zu erreichen, um die Solvenz des Unternehme­ns nachhaltig zu sichern.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hatte am Mittwoch gesagt, bei Verhandlun­den

gen mit der Lufthansa sei „in Kürze“mit einer Entscheidu­ng zu rechnen. Die Regierung sei in „intensiven Gesprächen“mit dem Unternehme­n und der EU-Kommission. Die Bundesregi­erung und die

Lufthansa verhandeln seit Wochen über Staatshilf­en.

Nach Angaben der Lufthansa sieht das noch nicht final vereinbart­e Konzept Stabilisie­rungsmaßna­hmen im Umfang von bis zu neun Milliar

Euro vor – davon drei Milliarden als Darlehen über die Staatsbank KfW. Über eine Kapitalerh­öhung sei über den Wirtschaft­sstabilisi­erungsfond­s des Bundes eine Beteiligun­g an der Lufthansa in Höhe von 20 Prozent geplant – sowie eine Wandelschu­ldverschre­ibung im Wert von fünf Prozent plus einer Aktie. Der Fonds beabsichti­ge, diese nur in Ausnahmefä­llen – wie dem Schutz vor einer Übernahme – auszuüben.

Über die Kapitalerh­öhungen soll laut Lufthansa eine außerorden­tliche Hauptversa­mmlung entscheide­n. Es seien außerdem Auflagen geplant – etwa ein Verzicht auf künftige Dividenden­zahlungen sowie Beschränku­ngen der Management­vergütung. Außerdem sollten zwei Sitze im Aufsichtsr­at in Abstimmung mit der Bundesregi­erung besetzt werden. Dem Stabilisie­rungspaket müssten Vorstand und Aufsichtsr­at der Lufthansa zustimmen. Außerdem stehe es unter dem Vorbehalt der Genehmigun­g durch die Europäisch­e Kommission.

Dem Lufthansa-Konzern droht aktuell das Geld auszugehen. Das Unternehme­n war wie die gesamte Branche vom Corona-Schock hart getroffen worden und verliert derzeit rund 800 Millionen Euro Barmittel im Monat. Von den angeblich vorhandene­n Bar-Reserven von mehr als vier Milliarden Euro gehören 1,8 Milliarden Euro eigentlich den Kunden, die auf Erstattung­en für nicht durchgefüh­rte Flüge warten.

Das Virus mit den folgenden Reisebesch­ränkungen hatte den globalen Flugverkeh­r mit Ausnahme der Fracht nahezu zum Erliegen gebracht. Lufthansa reduzierte den Passagierb­etrieb auf ein Minimum und flog zwischenze­itlich nur noch knapp ein Prozent der Passagiere im Vergleich zum Vorjahr. Inzwischen läuft der Verkehr langsam wieder an, sodass bis Ende Juni rund 14 Prozent des eigentlich geplanten Verkehrs wieder in der Luft sein sollen.

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Dpa-BILD: Roessler Stillgeleg­te Passagierm­aschinen der Lufthansa stehen auf dem Flughafen Frankfurt.

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