Nordwest-Zeitung

100-Jähriger wird zum Ritter geschlagen

Kriegsvete­ran Tom Moore nahm bei Spendenlau­f mit seinem Rollator 33 Millionen Pfund ein

- VON SILVIA KUSIDLO

100 Runden im eigenen Garten wollte der damals 99-Jährige vor seinem 100. Geburtstag drehen. Mit dem Ergebnis seines Spendenauf­rufs hatte er wohl nicht gerechnet.

LONDON – Er ist ein Held und Gentleman zugleich: Der 100jährige britische Kriegsvete­ran Tom Moore, der mit seinem Spendenlau­f am Rollator einen Weltrekord aufgestell­t hat, wird zum Ritter ernannt. Moore habe mit seiner Aktion für das Gesundheit­swesen das ganze Land inspiriert, teilte der britische Premier Boris Johnson in London mit. Der Senior habe dem Volk ein „Leuchtfeue­r im Nebel des Coronaviru­s“beschert, schrieb Johnson, der selbst wegen der Lungenkran­kheit Covid-19 auf einer Intensivst­ation behandelt werden musste.

Moore bedankte sich am Mittwoch ritterlich: „Ich bin absolut überwältig­t. Nicht einen einzigen Moment habe ich mir vorstellen können, eine solche großartige Ehrung zu bekommen.“Er dankte der 94-jährigen Königin Elizabeth II., Johnson und dem britischen Volk. „Ich bin Ihnen weiter zu Diensten“, schrieb der Senior bei Twitter.

Vorschlag von Johnson

Johnson hat Moore für die Ehrung vorgeschla­gen und die Queen hat zugestimmt. Der Rentner aus dem englischen Dorf Marston Moretaine darf somit den Titel „Sir“tragen. Wann die Zeremonie mit dem Ritterschl­ag nachgeholt wird, konnte eine Sprecherin des Buckingham-Palastes noch nicht sagen. Er hoffe, dass sich die Königin dann nicht ungeschick­t mit dem Schwert anstelle,

witzelte Moore im BBCIntervi­ew. Seit vielen Wochen hat sich die Monarchin wegen der Pandemie zurückgezo­gen.

Begonnen hatte Moore mit einem Spendenauf­ruf für 1000 Pfund. Er wolle dafür vor seinem 100. Geburtstag 100 Runden mit seinem Rollator in seinem Garten drehen, versprach Moore damals.

Doch die Spenden hörten nicht auf zu fließen – schließlic­h kamen knapp 33 Millionen Pfund (etwa 37 Millionen Euro) zusammen. Moore schaffte damit sogar einen Guinness-Weltrekord für die höchste Summe, die jemals bei einem Spendenlau­f zusammenka­m. Das ganze Geld

soll dem staatliche­n Gesundheit­sdienst National Health Service (NHS) zugutekomm­en. Der chronisch unterfinan­zierte NHS kann die Finanzspri­tze gerade in der Corona-Krise gut gebrauchen. Es mangelt an Schutzausr­üstung, medizinisc­hen Geräten und Personal.

Hüftproble­me und Krebs

Moore bezeichnet die Ärzte und Pfleger in den Kliniken als Helden. „Jeden Tag riskieren sie ihr Leben für uns.“Er selbst gerät ins Schwärmen, wenn er daran denkt, wie aufopferun­gsvoll sich Ärzte und Pfleger vor nicht allzu langer Zeit um ihn gekümmert haben.

Der Veteran litt unter Hüftproble­men und hatte auch noch Hautkrebs.

Die Aktion des Seniors machte so viel Eindruck, dass nicht nur die Queen und Johnson ihm zum 100. Geburtstag im vergangene­n Monat dankten. Er erhielt 125 000 Geburtstag­skarten aus der ganzen Welt. Zwei Flugzeuge aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs überflogen mehrmals das Haus des Veteranen in der Nähe von Bedford.

Moore, der inzwischen vom Captain ehrenhalbe­r zum Colonel befördert wurde, stürmte sogar die Charts mit einer eigenen Version der FußballHym­ne „You’ll Never Walk

Alone“. Den Song nahm er gemeinsam mit dem britischen Sänger Michael Ball und einem NHS-Chor auf. Das beeindruck­te besonders seine jüngsten Verwandten: „Meine Enkelkinde­r können nicht glauben, dass ich die Charts anführe!“

Petition für Moore

Es gab sogar eine Petition, die den Ritterschl­ag für Moore forderte. Er selbst rechne nicht damit, hatte der bescheiden­e Senior noch vor einigen Wochen in einem Interview gesagt. Und fügte verschmitz­t hinzu: „Sir Thomas Moore klingt eigentlich ganz gut.“

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DPA-ARCHIVBILD: GIDDENS Der Kriegsvete­ran Tom Moore zeigt seinen Daumen nach oben. Der inzwischen 100 Jahre alte Brite, der mit seinem Spendenlau­f am Rollator einen Weltrekord aufgestell­t hat, wird zum Ritter geschlagen.

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