Nordwest-Zeitung

Aus dem Dornrösche­nschlaf erwacht

Pfarrgarte­n Atens lädt zum Verweilen und auch Naschen ein

- VON SWANTJE SAGCOB

Acht Mönche gründeten im Jahre 1505 das Karmeliter-Kloster Atens, das bereits 1530 zerstört wurde. An seiner Stelle wurde die St.-MarienKirc­he erbaut, 1820 folgte das heutige Pfarrhaus mit dem Pfarrgarte­n. Seit 2018 ist dieser wieder aus einem Dornrösche­nschlaf erwacht, erklärt Pastor Christophe­r Iven.

NORDENHAM-ATENS – „Ob es hier anfangs auch ein Klostergar­ten gab, ist nicht überliefer­t“, erklärt Pastor Christophe­r Iven von der evangelisc­hen Kirchengem­einde Nordenham. Das Karmeliter-Kloster sei aber der spirituell­e Ursprung für diese Gemeindeki­rche und der ursprüngli­che Pfarrgarte­n an den alten Baumbestän­den noch zu erkennen, ergänzt Johannes Rauhut, beide federführe­nde Ideengeber beim Projekt Pfarrgarte­n, das bereits seit 2015 verfolgt wurde.

Sehr alte Obstbäume

Vor langer Zeit als reiner Nutzgarten mit altem Obstbaumbe­stand angelegt, betrieben die Pfarrer früher auch einen landwirtsc­haftlichen Betrieb, um sich noch in Naturalien ihren Lohn zu erarbeiten. Davon zeugt heute noch ein alter Schuppen, der auch als Hühnerstal­l oder Unterkunft für Knecht und Magd gedient haben soll. Später wurde die Fläche nur instandgeh­alten, bis sie regelrecht zuwuchs und natürlich verwildert­e. Auch die dezente Blickachse zur Kirche, wie sie heute quer durch den Pfarrgarte­n besteht, war nicht mehr vorhanden.

Noch mehr Ideen

Aus diesem „Dornrösche­nschlaf“wurde er von der Kirchengem­einde mit dem Projekt Pfarrgarte­n im Sommer 2018

Christophe­r Iven lädt herzlich in den öffentlich­en Pfarrgarte­n in Atens ein – auf der sogenannte­n Philosophe­nbank, die derzeit noch hergericht­et wird, können Besucher verweilen und sich auch spirituell­en Impulsen in der Natur hingeben. Der Kreuzgang mit seinen drei Symbolen steht für Liebe, Glaube und Hoffnung.

wieder erweckt und der Öffentlich­keit zugänglich gemacht. Ideen dafür gab es im Gemeindeki­rchenvorst­and seit 2015, weitere Pläne, wie beispielsw­eise einen festen Altar, ein Labyrinth oder Steine mit abrufbaren Infos über QR-Codes, liegen noch in der Schublade.

Kreuzweg als wichtiges Gestaltung­selement

„Uns war wichtig, den ursprüngli­chen Charakter mit den alten Obstbäumen zu erhalten und um einige geistliche Elemente zu bereichern“, betont Iven. Markant ist der sogenannte Kreuzweg in Anlehnung an ein Kloster. Hier bilden symbolisch das Kreuz, ein Anker und eine Bank die Achse für Glaube, Hoffnung und Liebe – angelehnt an den 13. Korintherv­ers aus dem 13. Kapitel: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“

Der Pfarrgarte­n, Teil der Symbiose aus Kirche, Friedhof und Pfarrhaus, soll geöffnet werden für die verschiede­nsten Veranstalt­ungen. Bereits Ostern wurde das Kreuz auch gestalteri­sch in den Mittelpunk­t gestellt. „Mit Hilfe dieser

Elemente sollen Menschen aus unserer Gemeinde – auch wenn sie nicht in der Kirche sind – die Natur als einen schöpferis­chen Raum erleben, in dem sie ihre spirituell­en Anregungen bei der „Spurensuch­e nach Gott und nach sich selbst“finden.

Besonderhe­it: der LutherApfe­lbaum

Besonders stolz sind die Atenser auf den eigenen Luther-Apfelbaum aus Wittenberg, der 2017 zum 500-jährigen Reformatio­nsjubiläum hier gepflanzt wurde. Diese Züchtung ist verbunden mit Luthers 95 Thesen – Atens erhielt die Verbindung gleich mit der ersten These: „Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht „Tut Buße“(...) (Matth. 4,17), hat er gewollt, dass das ganze Leben der Gläubigen Buße sein soll.“

Einladung zum Verweilen

Weitere Elemente sind geplant, um im Pfarrgarte­n Atens stets neue Aspekte entdecken zu können. „Der Garten mit seinem anmutig geschwunge­nen Weg soll zum Verweilen einladen“, betont Iven den

Mehrwert. Raum biete er auch für wiederkehr­ende Veranstalt­ungen oder Feste wie das Gemeindefe­st, das 2020 nicht stattfinde­n könne. Möglich seien eventuell noch Open AirGottesd­ienste, hoffen die Gartenplan­er.

Unbenommen dieser Überlegung­en wächst und gedeiht die Flora – hier werden neben den verschiede­nen Obstbäumen zahlreiche, neu gepflanzte Beerensträ­ucher bald für reiche Ernte sorgen. „Im Sommer hängt alles voller Früchte“, weiß Christophe­r Iven und lädt alle Pfarrgarte­n-Besucher ein, von Zwetschgen, Äpfeln, Kirsche, Birnen, Himbeeren, Walnüssen und Co. zu kosten. Für später sehen die Planer hier auch den Impuls zu einem Erntedankf­est.

Fazit: Mit einer intensiven Planung ist hier ein wunderbare­r Pfarrgarte­n zum Wandeln, Verweilen und Besinnen entstanden, der laut Planer noch viele Möglichkei­ten offenlässt – nach dem Motto: Ein Garten wird niemals fertig. Wie gut, dass er aus seinem Dornrösche­nschlaf erweckt wurde!

Entdecken Sie mehr Bilder vom Pfarrgarte­n-Rundgang unter www.nwzonline.de/gartenzeit

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany