Abstrich künftig auch ohne Husten oder Fieber
Wie mehr Tests die Pandemie bekämpfen sollen – Was das kostet und wer dafür bezahlt
BERLIN – Ein schneller Abstrich in Mund, Nase oder Rachen, ab damit ins Labor: Wenig später ist klar, ob jemand mit dem Coronavirus infiziert ist oder nicht. Das soll künftig sehr viel öfter passieren, um etwa Krankenhäuser und Pflegeheime besser zu schützen – und den Bürgern in Deutschland schrittweise wieder einen halbwegs normalen Alltag zu ermöglichen. Die Grundlage dafür haben Bundestag und Bundesrat schon beschlossen. Nun ist Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) dabei, Details in einer Verordnung konkret zu machen.
Wer soll von jetzt an zusätzlich getestet werden
Spahn hat insbesondere Krankenhäuser und Pflegeheime im Blick. „Wenn Patienten und Bewohner aufgenommen
oder verlegt werden, sollten Sars-CoV-2-Tests die Regel sein“, sagte er der „Welt“. Gebe es in einem Heim oder einer Klinik einen Infektionsfall, müssten alle Mitarbeiter sowie Patienten oder Bewohner getestet werden. Zudem soll auch ein Anrecht auf einen Test auf Kassenkosten haben, wer zwar Kontakt mit einem Infizierten hatte, aber selbst keine Symptome hat. Die Kapazität dafür sei da: Vergangene Woche seien 425 000 Tests durchgeführt worden, mehr als doppelt so viele seien möglich.
Werden diese Tests dann überall Pflicht
Spahn kann sie mit seiner Verordnung nur ermöglichen. „Entschieden wird das von den Behörden vor Ort“, erklärte sein Sprecher. Die Ausweitung der Tests hat aber viele Fürsprecher. Regelmäßige und symptomunabhängige Tests seien nicht nur in Krankenhäusern notwendig, sondern auch in der Altenpflege und der Behindertenhilfe, heißt es bei der Gewerkschaft „Verdi“.
Wahllos solle man dabei aber nicht vorgehen, mahnt die Kassenärztliche Bundesvereinigung: „Es ist richtig, viel zu testen – aber gezielt und da, wo es medizinisch sinnvoll ist“, sagte ein Sprecher. „Häufige Tests bei medizinischem Personal und ihrem Umfeld durchzuführen, ist ein richtiger Ansatz.“
Was kosten die Tests und wer bezahlt dafür
In der Regel die Krankenkassen. Das will jedenfalls das Ministerium so festlegen – das gilt übrigens auch für Antikörper-Tests, die zeigen sollen, ob jemand schon eine Infektion durchgemacht hat. 59 Euro kostet ein Test. Es könnte aber noch Ärger um die Finanzierung geben. Denn die Kassen wollen das nicht auf sich sitzen lassen. „Wir sind gesetzlich verpflichtet, in vielen Fällen die Reihentests zunächst zu finanzieren“, erklärte ein Sprecher des Spitzenverbands der Gesetzlichen Kassen. Man wolle sich das Geld vom Bund zurückholen – denn die Pandemiebekämpfung sei eine staatliche Aufgabe. Auch „Verdi“mahnt, die Kosten dürften nicht den gesetzlich Versicherten aufgebürdet werden, sie müssten aus Steuermitteln bezahlt werden.
Das sehen die Kommunen anders. Die Kassen seien auch für Prävention zuständig, argumentiert der Deutsche Städtetag. „Außerdem sparen die Kassen letztlich erheblich Kosten, wenn weniger Menschen infiziert werden“, sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy. Sein Kollege Gerd Landsberg vom Städte- und Gemeindebund mahnte, Krankenkassen dürften breite Testverfahren nicht über Abrechnungsmodalitäten bremsen. „Die Eindämmung der Pandemie und damit die Überwindung der Krise darf nicht an den vergleichsweise geringen Kosten für die Testverfahren scheitern.“