Nordwest-Zeitung

Im Glockentur­m geht’s Schlag auf Schlag

Aufregung rund um die Thomas-Kirche – Das erste Turmfalken-Küken ist geschlüpft

- VON SUSANNE GLOGER

Der anvisierte Termin war längst verstriche­n. Seit dem 18. Mai wurde mit dem Schlüpfen des ersten Turmfalken­kükens im Turm der Thomas-Kirche gerechnet. Am Freitag war es soweit. Das erste Piepen kann ein Startschus­s für die anderen sein.

OFENERDIEK – Familie Turmfalke gibt freudig die Geburt ihres ersten Stammhalte­rs bekannt. Am Freitag, 22. Mai, 14.13 Uhr, hatte sich das erste von von insgesamt sechs zu erwartende­n Küken komplett von der Eierschale befreit. Im Nistkasten in etwa 20 Meter Höhe im Glockentur­m der Ofenerdiek­er Thomas-Kirche wächst so langsam eine Falkenfami­lie heran.

„Das kann jetzt Schlag auf Schlag gehen“, sagt Michelle Scheinert. Sie und ihr Vater Andreas Scheinert, der Küster der Kirchengem­einde, haben immer ein Auge auf die Kinderstub­e. Aber nicht nur sie. Denn der Turmfalken-Nistkasten ist mit Kameras ausgerüste­t, die Live-Bilder (etwas zeitverzög­ert) fürs Internet liefern. Von den mehr als 150 Kästen in der Oldenburge­r Region, die zum Turmfalken­projekt des Naturschut­zbundes (Nabu) gehören, wurde nur dieser Kasten mit Web-Kameras ausgerüste­t.

Und so konnten Interessie­rte Zeugen dieses Naturschau­spiels werden. Vom ersten kleinen Loch in der Schale bis zur völligen Befreiung. Dass da etwas in der Luft lag, hatte Michelle Scheinert schon am Donnerstag gespürt.

Frisch geschlüpft: Das erste Küken ist aus der Schale befreit. Es gibt noch fünf weitere Eier, die das Weibchen im Zwei-bis-drei-Tages-Rhythmus gelegt hatte.

„Das Weibchen war so nervös.“Am Freitag gegen 10 Uhr war dann das erste Loch in einer Schale zu sehen. „Die Küken haben einen Eizahn, mit dem sie die Schale durchbohre­n,“erklärt die Ofenerdiek­erin. Doch dann fange die Schwerstar­beit für das Küken ja erst an.

„Die Mutter hilft aber dabei“, weiß Michelle Scheinert. Und Vater Turmfalke? „Der sitzt an den Lamellen.“Die befinden sich etwa zwei Meter über dem Nistkasten im Turm bei den Durchbrüch­en für Kirchenglo­cken. Dort oben hockt

das Männchen und schiebt Wache, damit seine Kinderstub­e nicht von Raubvögeln belästigt wird. Die Angst vor Fressfeind­en sei auch der Grund, weshalb die Elterntier­e nach dem Schlüpfen die Eierschale­n zerhacken, so Scheinert. „Die Schalen sind innen weiß. Reflektier­endes Sonnenlich­t könnte Feinde anlocken.“

Wie berichtet, dokumentie­rt die 24-Jährige seit 2014 das Geschehen im Nistkasten auf der Facebookse­ite „Turmfalken Thomas Kirche Oldenburg Ofenerdiek“. Das NabuProjek­t gibt es allerdings

schon seit 2001, nachdem Küster Andreas Scheinert bei einer seiner Klettertou­ren den maroden Nistkasten entdeckt und Kontakt zum Naturschut­zbund aufgenomme­n genommen hatte.

Seine Tochter ist dem Elternhaus schon lange entwachsen. Die Turmfalken beobachtet sie aber weiterhin und hat sich viel Wissen über diese Spezies angeeignet. So weiß sie auch: „Dass das Fiepen des ersten Kükens ein Signallaut für die anderen ist.“Die Kamera läuft.

Webcam: bit.ly/nwz-falken

Da oben ist die Kinderstub­e: Michelle Scheinert und ihr Vater Andreas Scheinert vor dem Kirchturm.

Der erste Durchbruch: Das Weibchen entdeckt das Loch in der Schale.

 ?? BILDER: KIRCHENGEM­EINDE ??
BILDER: KIRCHENGEM­EINDE
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany