Nordwest-Zeitung

Braucht man noch „10 Finger?“

Auch eigene Methoden können völlig ausreichen

- Von Hendrik Polland

Bereits ab einem Beschäftig­ten muss ein Unternehme­n auch für betriebsär­ztliche Betreuung sorgen. Das erklärt die Verwaltung­sberufsgen­ossenschaf­t (VBG) auf ihrem Portal „Certo“. Die Regel gelte außerdem für jeden Standort eines Unternehme­ns. Betriebsär­zte kümmern sich um Gesundheit­sfragen im Betrieb und beraten sowohl das Unternehme­n als auch die Beschäftig­en. Um die Betreuung sicherzust­ellen, muss der zuständige Arzt nicht dauerhaft vor Ort sein. Man muss mindestens eine Betriebsbe­gehung gemacht haben. Die Gespräche zwischen Mitarbeite­nden und dem Betriebsar­zt sind genauso wie die Befunde vertraulic­h.

In Vielen Büros, Lehrerzimm­ern und an anderen Arbeitsplä­tzen gibt es gemeinsame Kaffeekass­en. Wie wäre es, sich beim Einkauf von Nachschub auch noch speziell gemeinsam zu engagieren – indem man in einem der „Welt-Läden“einkauft, die es in zahlreiche­n Städten gibt. Sie vertreiben mit hohem Ehrenamt-Anteil Produkte wie Kaffee, die „fair“gehandelt werden und Projekte vor Ort in den Produktion­sländern fördern.

Das Zehnfinger­system hat einige bewährte Vorteile. Wie erwirbt man Know-how.

Zürich/Dortmund – Wer das Zehnfinger­system gelernt hat, ist meist mächtig stolz darauf. Und wer beim Tippen eher nach dem Adlersuchs­ystem verfährt, preist gern die eigene Technik an. Aber ist das eine tatsächlic­h effektiver als das andere? Und muss man das Zehnfinger­system überhaupt noch lernen?

Die Ursprünge des sogenannte­n Blind- bzw. Zehnfinger­schreibens reichen bis in das 19. Jahrhunder­t. Erfunden haben soll es der Stenograf Frank Edward McGurrin. Seine Strategie, eine Tastatur zu benutzen, ohne auf die Tasten zu schauen, hat sich über Generation­en hinweg durchgeset­zt. ■ Das prinzip

Das Prinzip des Zehnfinger­schreibens ist einfach. Es gibt die sogenannte Grundposit­ion. Die Finger der linken Hand belegen dabei die Tasten A, S, D, F -– angefangen mit dem kleinen Finger auf dem „A“. Die Finger der rechten Hand liegen ab dem Zeigefinge­r auf J, K, L und Ö. Von dort aus geht es nach unten oder oben zu dem nächstgele­genen Buchstaben. Die Daumen schweben über der Leertaste.

Tippen mit System ist nicht unbedingt schneller, begünstigt aber eine gesunde Handhaltun­g.

Doch braucht es das System weiterhin? „Wir haben bisher keine bessere Art entwickelt, wie wir jemandem Tippen beibringen können. Somit ist es weiterhin das beste, aber auch das einzige System, auf das wir zurückgrei­fen können“, fasst Anna Maria Feit zusammen. Sie arbeitet am Lehrstuhl für Informatik an der ETH Zürich und beschäftig­t sich schwerpunk­tmäßig mit dem Themenbere­ich der Texteingab­e. Die Forscherin ist von der Methode zwar „nicht überzeugt“, mangels Alternativ­en erlaubt sie sich jedoch „keine zu strenge Meinung“.

2016 hat Feit mit anderen Forschern an der Aalto-Universitä­t in Helsinki unterschie­dliche Tastschrei­bstile untersucht und mit dem Zehnfinger­system verglichen. Das Ergebnis: Teilnehmen­de, die sich eine eigene Technik aneignet hatten, waren zum

Teil genauso schnell wie 10Finger-Tipper. Allerdings zeigte sich in der Studie, dass sie deutlich häufiger auf ihre Finger und die Tastatur schauten. ■ Finger kennen Wege

Das bestätigt Regina Hofmann vom Deutschen Stenografe­nbund. Sie kenne niemanden, der mit Eigensyste­m blind tippt. „Beim Zehnfinger­system hingegen gucken Sie nicht mehr auf die Tastatur. Sie wissen, welche Wege die Finger zu gehen haben“.

Das wiederum kann der Gesundheit entgegenko­mmen, meint Thomas Brockamp, Prävention­sexperte der Deutschen Gesellscha­ft für Orthopädie und Unfallchir­urgie (DGOU). „Wenn man das Zehnfinger­system beherrscht, hat man eine gut strukturie­rte Führung der Hand. Denn ähnlich der Haltung eines Klavierspi­elers, sollte darauf geachtet werden, dass das Handgelenk nicht abknickt“.

Je einfacher einem das Tastschrei­ben falle, umso mehr könne man sich auf die richtige Haltung der Hand konzentrie­ren, erläutert der Facharzt. „Anders, als wenn man immer überlegt, wo jetzt der nächste Buchstabe ist“.

Das Zehnfinger­system zu lernen, kann sich also lohnen. Wer will, bringt es sich selbst mit Büchern oder Online-Programmen bei, sogar Filme gibt es.

Seit Langem bieten Volkshochs­chulen zudem Kurse für Kinder und Jugendlich­e an. Regina Hofmann sieht darin einen Vorteil: „Je früher man das Zehnfinger­schreiben lernt, umso besser kann man es anwenden.“

Selbst Anna Maria Feit hält das ungeachtet ihrer Skepsis für wichtig. „Ich habe schon Jugendlich­e kennengele­rnt, die mir gesagt haben, sie besäßen gar keine Tastatur oder schrieben nie darauf. Sie hätten ihr Handy dafür.“Klar: Die Bedeutung von Sprachassi­stenten und Transkript­ionsprogra­mmen wächst.

„Ich denke dennoch nicht, dass das Erlernen des Zehnfinger­systems dadurch überflüssi­g wird“, sagt Jan Kluczniok vom Online-Portal „Netzwelt“. Man werde auch künftig eigenständ­ig Korrekture­n oder Umstellung­en am diktierten Text vornehmen müssen.

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Tmn-BILD: Klose

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