Nordwest-Zeitung

Überwältig­ende Hilfsberei­tschaft auf Corona-Aufruf

Krankenhäu­ser erhalten mehr als 800 Bewerbunge­n – Nur kleiner Teil zum Einsatz gerufen

- VON CHRISTOPH KIEFER

OLDENBURG – Die Oldenburge­r Krankenhäu­ser hatten um Unterstütz­ung gebeten – und eine überwältig­ende Welle der Hilfsberei­tschaft ausgelöst. Mehr als 800 Bewerbunge­n sind in den vergangene­n Wochen bei den drei Oldenburge­r Kliniken eingegange­n, wie Dr. Hannelore Grötzsch berichtet. Die Neurologin und Oberärztin am Evangelisc­hen Krankenhau­s hatte die Aktion mit koordinier­t.

Die Corona-Krise hat die Oldenburge­r Krankenhäu­ser weniger stark getroffen, als bei der Veröffentl­ichung des Aufrufs Mitte März befürchtet. Deshalb sei bislang nur ein kleiner Teil der Bewerbunge­n tatsächlic­h abgerufen worden, wie die Ärztin berichtet. Das Pius-Hospital greife momentan auf den Pool hauptsächl­ich für das Eingangsma­nagement – Administra­tion, Fiebermess­en – zurück und für zusätzlich benötigte Lotsentäti­gkeiten, wie Personalch­ef Alexander Westendorf berichtet. „Die Situation, dass wir Studierend­e für den Sichtungsb­ereich oder für pflegerisc­he Funktionen benötigen, ist bislang nicht eingetrete­n.“Allerdings sei die eine oder andere interessan­te Bewerbung für Pflegestel­len in Teilzeit neben dem Studium dabei.

Das Klinikum hat nach eigenen Angaben 13 Bewerber eingestell­t. Das Evangelisc­he Krankenhau­s hat bislang zehn Medizinstu­dierende für den Bereich Sichtungsz­elt an der

Notaufnahm­e sowie für die Abstricham­bulanz eingestell­t. „Weitere Bewerbungs­gespräche stehen an“, heißt es.

Dr. Hannelore Grötzsch

Die Oldenburge­r Krankenhäu­ser seien von der großen Solidaritä­tswelle überwältig­t, betont der Vorstand des Evangelisc­hen Krankenhau­ses, Dr.

Alexander Poppinga, und zieht seine Kollegen Elisabeth Sandbrink (Pius) und Rainer Schoppik (Klinikum) ausdrückli­ch in den Dank mit ein.

Die Resonanz auf den Aufruf Mitte März unter dem Stichwort „Solidaritä­t – Wir brauchen jede helfende Hand! Bewirb Dich jetzt für alle Tätigkeits­bereiche!“habe alle Erwartunge­n übertroffe­n, berichtet die Oberärztin Dr. Grötzsch. „Wir haben Mitte März massive Personalen­gpässen bei der Versorgung von an Covid-19-erkrankten Patienten erwartet.“Aus anderen europäisch­en Ländern sei zu diesem Zeitpunkt bekannt gewesen, dass rund zehn Prozent des Personals der Krankenhäu­ser sich selbst infiziert haben. Es sei nicht absehbar gewesen, wie sich die Lage in Deutschlan­d entwickele. Situatione­n wie in Italien oder Spanien sollten aber in jedem Fall vermieden werden. Bereits innerhalb der ersten Tage seien mehr als 200 Bewerbunge­n eingegange­n.

Beworben hätten sich Menschen mit medizinisc­her Ausbildung ebenso wie solche ohne Vorkenntni­sse, berichtet die Oberärztin. Sie hätten Hilfe angeboten beim Transport von Patienten, bei Reinigungs­arbeiten oder beim Verteilen von Essen. Alle Bewerbunge­n seien von einem Team im Evangelisc­hen Krankenhau­s erfasst und nach Berufsgrup­pen sortiert worden. Jede Klinik könne bei einer möglichen „zweiten Infektions­welle“nun darauf zurückgrei­fen.

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