Überwältigende Hilfsbereitschaft auf Corona-Aufruf
Krankenhäuser erhalten mehr als 800 Bewerbungen – Nur kleiner Teil zum Einsatz gerufen
OLDENBURG – Die Oldenburger Krankenhäuser hatten um Unterstützung gebeten – und eine überwältigende Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst. Mehr als 800 Bewerbungen sind in den vergangenen Wochen bei den drei Oldenburger Kliniken eingegangen, wie Dr. Hannelore Grötzsch berichtet. Die Neurologin und Oberärztin am Evangelischen Krankenhaus hatte die Aktion mit koordiniert.
Die Corona-Krise hat die Oldenburger Krankenhäuser weniger stark getroffen, als bei der Veröffentlichung des Aufrufs Mitte März befürchtet. Deshalb sei bislang nur ein kleiner Teil der Bewerbungen tatsächlich abgerufen worden, wie die Ärztin berichtet. Das Pius-Hospital greife momentan auf den Pool hauptsächlich für das Eingangsmanagement – Administration, Fiebermessen – zurück und für zusätzlich benötigte Lotsentätigkeiten, wie Personalchef Alexander Westendorf berichtet. „Die Situation, dass wir Studierende für den Sichtungsbereich oder für pflegerische Funktionen benötigen, ist bislang nicht eingetreten.“Allerdings sei die eine oder andere interessante Bewerbung für Pflegestellen in Teilzeit neben dem Studium dabei.
Das Klinikum hat nach eigenen Angaben 13 Bewerber eingestellt. Das Evangelische Krankenhaus hat bislang zehn Medizinstudierende für den Bereich Sichtungszelt an der
Notaufnahme sowie für die Abstrichambulanz eingestellt. „Weitere Bewerbungsgespräche stehen an“, heißt es.
Dr. Hannelore Grötzsch
Die Oldenburger Krankenhäuser seien von der großen Solidaritätswelle überwältigt, betont der Vorstand des Evangelischen Krankenhauses, Dr.
Alexander Poppinga, und zieht seine Kollegen Elisabeth Sandbrink (Pius) und Rainer Schoppik (Klinikum) ausdrücklich in den Dank mit ein.
Die Resonanz auf den Aufruf Mitte März unter dem Stichwort „Solidarität – Wir brauchen jede helfende Hand! Bewirb Dich jetzt für alle Tätigkeitsbereiche!“habe alle Erwartungen übertroffen, berichtet die Oberärztin Dr. Grötzsch. „Wir haben Mitte März massive Personalengpässen bei der Versorgung von an Covid-19-erkrankten Patienten erwartet.“Aus anderen europäischen Ländern sei zu diesem Zeitpunkt bekannt gewesen, dass rund zehn Prozent des Personals der Krankenhäuser sich selbst infiziert haben. Es sei nicht absehbar gewesen, wie sich die Lage in Deutschland entwickele. Situationen wie in Italien oder Spanien sollten aber in jedem Fall vermieden werden. Bereits innerhalb der ersten Tage seien mehr als 200 Bewerbungen eingegangen.
Beworben hätten sich Menschen mit medizinischer Ausbildung ebenso wie solche ohne Vorkenntnisse, berichtet die Oberärztin. Sie hätten Hilfe angeboten beim Transport von Patienten, bei Reinigungsarbeiten oder beim Verteilen von Essen. Alle Bewerbungen seien von einem Team im Evangelischen Krankenhaus erfasst und nach Berufsgruppen sortiert worden. Jede Klinik könne bei einer möglichen „zweiten Infektionswelle“nun darauf zurückgreifen.