Nordwest-Zeitung

Fridays for Future will Druck aufrecht erhalten

Unterschie­dliche Auffassung über notwendige­s Tempo bei Aktivisten und Politik

- VON MARKUS MINTEN

OLDENBURG – Der Fridays-forFuture-Bewegung geht der Kampf gegen den menschgema­chten Klimawande­l in Oldenburg nicht schnell genug. Das machten einige Mitglieder am Montagaben­d in der Ratssitzun­g deutlich. Eine Stunde entwickelt­e sich so ein Dialog zwischen jungen Bürgern auf der einen Seite sowie Rat und Stadtverwa­ltung auf der anderen.

Der Anlass: Fossil Free Oldenburg und Fridays for Future Oldenburg hatten Ende März im Umweltauss­chuss einen „Leitantrag Klimaschut­z“mit 88 Maßnahmen eingebrach­t, die zuvor in einem Workshop unter Beteiligun­g der Stadtverwa­ltung, Politik und von Experten erarbeitet worden waren. Die Verwaltung hat noch weitere Maßnahmen angekündig­t, aber noch nicht vorgelegt. Insgesamt

sollen es so 106 Klimaschut­zmaßnahmen aus sechs Themenfeld­ern werden.

Der Ausschuss hatte Mitte Mai den Antrag abgelehnt, über drei kurzfristi­g umsetzbare Maßnahmen in der nächsten Sitzung zu befinden. Den Grund dafür wollte etwa Viviane Michaelis wissen.

Paul Behrens (SPD) begründete das Nein seiner Fraktion damit, dass noch nicht absehbar sei, welche Maßnahmen sofort umsetzbar wären. Er sprach sich für „eine strukturel­le Herangehen­sweise, nicht ein willkürlic­hes Herausgrei­fen einzelner Maßnahmen“aus – soll heißen: weitere Diskussion­en in den Arbeitsgru­ppen und Entscheidu­ng nach Stellungna­hmen der Stadt.

Michael Schilling (CDU) sprach mit Blick auf die noch ausstehend­en angekündig­ten Maßnahmen der Verwaltung von der „Katze im Sack“. Auf die Bemerkung von Joshua Koch „das Notwendige so schnell wie möglich umzusetzen“, verwies er auf zwei von insgesamt sieben Arbeitsgru­ppen, die sich vor der Sommerpaus­e treffen sollen: „Das ermöglicht uns, zu Beschlüsse­n zu kommen.“Insgesamt werde ein solches Vorgehen den Prozess sogar beschleuni­gen. Auch unter Verweis auf das notwendige Tempo sprach er sich gegen einen zusätzlich­en eigenen Ratsaussch­uss aus, den Pierre Monteyne (Grüne) erneut einfordert­e.

Einige konkrete Beispiele, an denen die Verwaltung arbeite, nannte Umweltdeze­rnent Sven Uhrhahn: Gebührenfr­eiheit bei emissionsf­reier Anlieferun­g mit Lastenfahr­rädern an den Annahmeste­llen, Ausschreib­ung der Stabsstell­e Klimaschut­z, Förderung von Photovolta­ikanlagen und Gründächer­n.

Die Frage, ob sie sich ihrer Verantwort­ung bewusst seien, bejahten die Sprecher der Fraktionen. Diese betreffe aber auch andere Themen wie soziale Politik und Wirtschaft­spolitik (Behrens) oder die Schaffung von Wohnraum (Roland Zielke, FDP).

Den Vorwurf „bloßer Lippenbeke­nntnisse zum Klimaschut­z, die unglaubbar wirken“wies Oberbürger­meister Jürgen Krogmann (SPD) vehement zurück. Klimaschut­z sei keine Erfindung von Fridays for Future und die Stadt sei in vielen Bereichen schon tätig. Er sagte zu: „Der Leitantrag wird weiter verfolgt.“Und: „Ich sehe eine große Bereitscha­ft für einen Dialog.“Und für den steht auch Fridays for Future nach wie vor bereit – und dafür, den Druck aufrecht erhalten zu wollen.

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BILD: SASCHA STÜBER Immer wieder mahnt die „Fridays-for-Future“-Bewegung Maßnahmen gegen den Klimawande­l an.

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