Of(f)ener Streit um Ganztag
Politik will Entscheidung bei Ratssitzung im Juli erzwingen
Gemeinde und Grundschule Ofen streiten sich um ein Raumkonzept. Vor allem künftige Eltern sitzen zwischen den Stühlen.
BAD ZWISCHENAHN/OFEN – Eine um diplomatischen Ton bemühte Gemeindeverwaltung, sichtlich gereizte Politiker, völlig verständnislose Eltern und eine fehlende Schulleiterin: Die Voraussetzungen für eine Einigung um die Einführung einer Ganztagsschule an der Grundschule Ofen waren nicht gut in der Sitzung des Schulausschusses am Montagabend im Forum des Schulzentrums Bad Zwischenahn.
Planung seit Jahren
Gemeindeverwaltung und Politik wollen die Ganztagsschule in Ofen schon seit Jahren. Im Haushalt für die Jahre 2020 und 2021 stehen insgesamt 850 000 Euro für Umbaumaßnahmen an der Schule bereit. Ein Plan für den Umbau liegt vor – mit dem ist die Schule aber nicht einverstanden. Und so lange über den Umbau keine Einigkeit bestehe, so teilte die Verwaltung mit, wolle die Schule auch ihr bereits fertiges Konzept für den Ganztagsunterricht nicht an die Gemeinde aushändigen. Der Antrag für die Einrichtung einer Ganztagsschule für das Schuljahr 2021/22, so die Verwaltung, müsse bis zum 1. Dezember 2020 gestellt werden. Angesichts der Differenzen mit der Schule sah sich die Verwaltung offenbar nicht in der Lage, diesen Termin zu halten. Zudem gebe es Pläne der Bundesregierung, ein Anrecht auf Ganztagsbetreuung von Grundschulkindern ab 2025 umzusetzen – inklusive Förderprogramm.
Einführung verschieben?
Die Idee der Verwaltung: Die Einrichtung einer Ganztagsschule in Ofen aufzuschieben, übergangsweise weiter die Hortbetreuung über den Ofener Verein „För use Kinner“zu ermöglichen und Kinder mit Ganztagesbedarf teilweise auch an die Grundschule Petersfehn zu schicken.
Bei den Ausschussmitgliedern kam diese Idee allerdings nicht gut an, ebenso wenig bei einer Elterninitiative, die ein umfangreiches Ganztagsangebot an der Schule fordert und in Ofen bereits für die kommenden Jahre einen großen Bedarf ermittelt hat.
Blockiert die Schule?
Philipp Linnemann, für die CDU im Ausschuss und Schulleiter der Grundschule am Wiesengrund, wurde deutlich: „Mich würde interessieren, wo eigentlich das Problem liegt?“Er habe den Eindruck, die Schule wolle die Einführung der Ganztagsschule bewusst verschleppen. Auch Henning Dierks (SPD) nahm kein Blatt vor den Mund: „Wir haben die Mittel, den Bedarf, worauf warten wir? Martin Dress, der den Gemeindeelternrat im Ausschuss vertritt, sagte, die Eltern hätten überhaupt kein Verständnis dafür, dass die Schule die Einführung des Ganztagsangebotes mit „Blockadehaltung und Erpressung“verzögere. Arne Keil (Grüne) machte klar: Zu einem abgestimmten Konzept gehörten zwei Seiten, die Schule müsse Kompromisse eingehen.
Politik macht Druck
Die Politik will jetzt Druck machen. Bis zur Gemeinderatssitzung am 7. Juli soll die Verwaltung eine Einigung mit der Schulleitung finden, die Ganztagsschule auf jeden Fall für das Schuljahr 2021/22 beantragt werden. So hat es Dierks für die SPD beantragt und so hat es der Schulausschuss einstimmig beschlossen.
Wie es zu dieser Einigung kommen soll, blieb völlig unklar. Auf die Frage des Ofeners Stephan Meinecke, Vertreter der Elterninitiative, welche Lösungsmöglichkeiten es gebe, blieb die Verwaltung vage. Amtsleiter Wilfried Fischer sagte: „Die Schule hat offenbar keinen Druck.“Dieser Druck müsse vielleicht über die Landesschulbehörde erzeugt werden, meinte Philipp Linnemann.
Worum gestritten wird
Schulleiterin Barbara Schwarte war der Sitzung bewusst fern geblieben. Sie habe sich nicht mit ungerechtfertigten Vorwürfen bombardieren lassen wollen, sagte sie am Dienstag im Gespräch mit der Ð.
Inhaltlich sei die Haltung der Schule klar und eindeutig. Es gebe seit 2014 Vorbereitungen und seit 2016 den Beschluss des Schulvorstands, dass die Grundschule Ganztagsschule werden solle.
Bei der Einrichtung einer Mensa im Altbau seien sich Schule und Gemeinde einig – wobei die Gemeinde den Sanierungsbedarf im Altbau nicht berücksichtigt habe. Schwerer wiege aber der Wegfall von zwei Klassenzimmern im Altbau. Die Gemeinde will einen Klassenraum neu bauen, die Schule fordert drei, um künftig alle Klassen mit eigenen Räumen versorgen zu können.
Diese Menge an Räumen werde nur für eine begrenzte Zeit gebraucht, hält die Gemeinde dagegen. Derzeit besuchen noch Kinder aus der Flugplatzsiedlung auf Oldenburger Stadtgebiet die Schule in Ofen. Die Stadt plant aber auf dem Fliegerhorst-Gelände eine eigene Grundschule, in die künftig auch die Kinder aus der Flugplatzsiedlung gehen sollen.
Schulcontainer, die die Stadt Oldenburg für die Übergangszeit angeboten hat, lehnt Schwarte klar ab. „Unsere aktuellen Eltern werden gegen Container massiven Widerstand leisten“, ist sie überzeugt. Zudem sei nicht sicher, ob nicht auch zukünftig wieder mehr Schüler auf die Schule zukämen. „Wir wollen keine Luxuslösung, sondern nur ein Klassenzimmer für jede Klasse, betont Schwarte. Nicht umsonst sei das Konzept mit einem Berater der Landesschulbehörde entwickelt worden.
Zwischen den Stühlen sitzen nach wie vor die Eltern künftiger Grundschulkinder. Sie wollten natürlich eine gut ausgestattete Schule, sagte eine Mutter in der Sitzung, gleichzeitig aber auch eine Ganztagslösung, die ihren Bedürfnissen entspreche.
Die Verwaltung muss jetzt erneut das Gespräch mit Schulleitung und Schulvorstand suchen. Sie sei bereit, nach einem Kompromiss zu suchen, sagte Barbara Schwarte gegenüber der Ð.