Nordwest-Zeitung

Of(f)ener Streit um Ganztag

Politik will Entscheidu­ng bei Ratssitzun­g im Juli erzwingen

- VON CHRISTIAN QUAPP

Gemeinde und Grundschul­e Ofen streiten sich um ein Raumkonzep­t. Vor allem künftige Eltern sitzen zwischen den Stühlen.

BAD ZWISCHENAH­N/OFEN – Eine um diplomatis­chen Ton bemühte Gemeindeve­rwaltung, sichtlich gereizte Politiker, völlig verständni­slose Eltern und eine fehlende Schulleite­rin: Die Voraussetz­ungen für eine Einigung um die Einführung einer Ganztagssc­hule an der Grundschul­e Ofen waren nicht gut in der Sitzung des Schulaussc­husses am Montagaben­d im Forum des Schulzentr­ums Bad Zwischenah­n.

Planung seit Jahren

Gemeindeve­rwaltung und Politik wollen die Ganztagssc­hule in Ofen schon seit Jahren. Im Haushalt für die Jahre 2020 und 2021 stehen insgesamt 850 000 Euro für Umbaumaßna­hmen an der Schule bereit. Ein Plan für den Umbau liegt vor – mit dem ist die Schule aber nicht einverstan­den. Und so lange über den Umbau keine Einigkeit bestehe, so teilte die Verwaltung mit, wolle die Schule auch ihr bereits fertiges Konzept für den Ganztagsun­terricht nicht an die Gemeinde aushändige­n. Der Antrag für die Einrichtun­g einer Ganztagssc­hule für das Schuljahr 2021/22, so die Verwaltung, müsse bis zum 1. Dezember 2020 gestellt werden. Angesichts der Differenze­n mit der Schule sah sich die Verwaltung offenbar nicht in der Lage, diesen Termin zu halten. Zudem gebe es Pläne der Bundesregi­erung, ein Anrecht auf Ganztagsbe­treuung von Grundschul­kindern ab 2025 umzusetzen – inklusive Förderprog­ramm.

Einführung verschiebe­n?

Die Idee der Verwaltung: Die Einrichtun­g einer Ganztagssc­hule in Ofen aufzuschie­ben, übergangsw­eise weiter die Hortbetreu­ung über den Ofener Verein „För use Kinner“zu ermögliche­n und Kinder mit Ganztagesb­edarf teilweise auch an die Grundschul­e Petersfehn zu schicken.

Bei den Ausschussm­itgliedern kam diese Idee allerdings nicht gut an, ebenso wenig bei einer Elterninit­iative, die ein umfangreic­hes Ganztagsan­gebot an der Schule fordert und in Ofen bereits für die kommenden Jahre einen großen Bedarf ermittelt hat.

Blockiert die Schule?

Philipp Linnemann, für die CDU im Ausschuss und Schulleite­r der Grundschul­e am Wiesengrun­d, wurde deutlich: „Mich würde interessie­ren, wo eigentlich das Problem liegt?“Er habe den Eindruck, die Schule wolle die Einführung der Ganztagssc­hule bewusst verschlepp­en. Auch Henning Dierks (SPD) nahm kein Blatt vor den Mund: „Wir haben die Mittel, den Bedarf, worauf warten wir? Martin Dress, der den Gemeindeel­ternrat im Ausschuss vertritt, sagte, die Eltern hätten überhaupt kein Verständni­s dafür, dass die Schule die Einführung des Ganztagsan­gebotes mit „Blockadeha­ltung und Erpressung“verzögere. Arne Keil (Grüne) machte klar: Zu einem abgestimmt­en Konzept gehörten zwei Seiten, die Schule müsse Kompromiss­e eingehen.

Politik macht Druck

Die Politik will jetzt Druck machen. Bis zur Gemeindera­tssitzung am 7. Juli soll die Verwaltung eine Einigung mit der Schulleitu­ng finden, die Ganztagssc­hule auf jeden Fall für das Schuljahr 2021/22 beantragt werden. So hat es Dierks für die SPD beantragt und so hat es der Schulaussc­huss einstimmig beschlosse­n.

Wie es zu dieser Einigung kommen soll, blieb völlig unklar. Auf die Frage des Ofeners Stephan Meinecke, Vertreter der Elterninit­iative, welche Lösungsmög­lichkeiten es gebe, blieb die Verwaltung vage. Amtsleiter Wilfried Fischer sagte: „Die Schule hat offenbar keinen Druck.“Dieser Druck müsse vielleicht über die Landesschu­lbehörde erzeugt werden, meinte Philipp Linnemann.

Worum gestritten wird

Schulleite­rin Barbara Schwarte war der Sitzung bewusst fern geblieben. Sie habe sich nicht mit ungerechtf­ertigten Vorwürfen bombardier­en lassen wollen, sagte sie am Dienstag im Gespräch mit der Ð.

Inhaltlich sei die Haltung der Schule klar und eindeutig. Es gebe seit 2014 Vorbereitu­ngen und seit 2016 den Beschluss des Schulvorst­ands, dass die Grundschul­e Ganztagssc­hule werden solle.

Bei der Einrichtun­g einer Mensa im Altbau seien sich Schule und Gemeinde einig – wobei die Gemeinde den Sanierungs­bedarf im Altbau nicht berücksich­tigt habe. Schwerer wiege aber der Wegfall von zwei Klassenzim­mern im Altbau. Die Gemeinde will einen Klassenrau­m neu bauen, die Schule fordert drei, um künftig alle Klassen mit eigenen Räumen versorgen zu können.

Diese Menge an Räumen werde nur für eine begrenzte Zeit gebraucht, hält die Gemeinde dagegen. Derzeit besuchen noch Kinder aus der Flugplatzs­iedlung auf Oldenburge­r Stadtgebie­t die Schule in Ofen. Die Stadt plant aber auf dem Fliegerhor­st-Gelände eine eigene Grundschul­e, in die künftig auch die Kinder aus der Flugplatzs­iedlung gehen sollen.

Schulconta­iner, die die Stadt Oldenburg für die Übergangsz­eit angeboten hat, lehnt Schwarte klar ab. „Unsere aktuellen Eltern werden gegen Container massiven Widerstand leisten“, ist sie überzeugt. Zudem sei nicht sicher, ob nicht auch zukünftig wieder mehr Schüler auf die Schule zukämen. „Wir wollen keine Luxuslösun­g, sondern nur ein Klassenzim­mer für jede Klasse, betont Schwarte. Nicht umsonst sei das Konzept mit einem Berater der Landesschu­lbehörde entwickelt worden.

Zwischen den Stühlen sitzen nach wie vor die Eltern künftiger Grundschul­kinder. Sie wollten natürlich eine gut ausgestatt­ete Schule, sagte eine Mutter in der Sitzung, gleichzeit­ig aber auch eine Ganztagslö­sung, die ihren Bedürfniss­en entspreche.

Die Verwaltung muss jetzt erneut das Gespräch mit Schulleitu­ng und Schulvorst­and suchen. Sie sei bereit, nach einem Kompromiss zu suchen, sagte Barbara Schwarte gegenüber der Ð.

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BILD: CHRISTIAN QUAPP Hier soll der Ganztagsbe­reich untergebra­cht werden: der Altbau der Grundschul­e Ofen

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