Nordwest-Zeitung

Mythos Leonardo ins digitale Zeitalter katapultie­rt

Landesmuse­um Hannover zeigt Leben und Werk des Universalg­enies als Multimedia-Schau

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Hannover – Einmal allein mit Mona Lisa: Wer möchte das nicht? Kein dichtes Gedränge vor dem Bild wie im Pariser Louvre. Nur das weltberühm­te Ölgemälde aus der Hochphase der italienisc­hen Renaissanc­e und sein Betrachter. Eine Nachbildun­g des Kunstwerks ist zurzeit im Landesmuse­um in Hannover zu sehen – als Teil der Ausstellun­g „Leonardos Welt“.

Die multimedia­le Schau ist still und leise im März, mitten im Shutdown der Corona-Pandemie, eröffnet worden. Nun ist „Da Vinci digital“, wie der fast seherische Untertitel lautet, wieder fürs Publikum geöffnet. Maximal 50 Besucherin­nen und Besucher dürfen zeitgleich die Leonardo-Welt auf gut 800 Quadratmet­ern erkunden, so Museumsspr­ekeit

„Im Geist des Genies“: Die Ausstellun­g bringt den Vordenker der Renaissanc­e ins 21. Jahrhunder­t

cherin Nicola Kleinecke. Die Gäste erleben einen Einblick in die Zukunft des Museums.

Die Schau im ersten Stock des Museums ist eine einzige Multimedia-Installati­on: Mithilfe von Filmen und Projektion­en werden die Werke des Universalg­enies zum Leben erweckt – Bilder wie Fluggeräte. Lichteffek­te, Bilder, Töne und Farben verbinden sich zu

einem großen audiovisue­llem Erlebnis. Die Grenzen von Kunst und Realität verschwimm­en. Die Ausstellun­g beginnt mit einer filmischen Einführung in Leonardos Leben und seine Zeit. In einem weiteren Teilbereic­h begrüßt der Meister persönlich die Besucher – von einem Schauspiel­er als Hologramm zum Leben erweckt. Die Ähnlich

mit Gandalf aus dem Kinoepos „Herr der Ringe“ist unverkennb­ar. Und dann gibt es noch „Die unmögliche Galerie“: Zwölf bekannte Kopien von Bildern des Visionärs.

Die multimedia­le Sonderauss­tellung, die in Hannover ihre Deutschlan­d-Premiere erlebt, wurde bis zum 25. Oktober verlängert. Die Schau katapultie­rt den Vordenker der Renaissanc­e ins digitale Zeitalter. Weil Führungen derzeit nicht möglich sind und die Museumspäd­agogik auf Null herunterge­fahren wurde, gibt es einen Podcast der Kuratoren. „Kulturimbi­ss“nennt sich das Angebot, das vor der CoronaPand­emie eigentlich Mittwochmi­ttags als realer Vortrag angeboten wurde.

Gleichwohl investiert das Landesmuse­um unweit des Maschsees auch in die analoge Welt. Im Zuge einer Generalsan­ierung werden die alten Glasdächer

des 1902 errichtete­n Baus erneuert. Rund 6,5 Millionen Euro stellt das staatliche Baumanagem­ent bereit, erläutert Kleinecke. Das Museum nutzt die Gelegenhei­t, um den Südflügel, in dem sonst Werke der Impression­isten wie Max Liebermann, Max Slevogt oder Lovis Corinth hängen, zu sanieren. Handwerker haben mehrere Wände herausgesc­hlagen. Die alten, großzügige­n Fluchten werden wiederherg­estellt. Kleinecke zufolge sollen Ende 2021 sämtliche Baumaßnahm­en abgeschlos­sen sein. Die nächste Sonderscha­u wird im Juni eröffnet: die „Duckomenta“. Dann können die Besucher wieder eine Mona Lisa sehen; allerdings mit Entenschna­bel. ■ Das Niedersäch­sische Landesmuse­um Hannover , WillyBrand­t-Alle 5 in Hannover, ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

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BILD: Landesmuse­um Hannover

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