Nordwest-Zeitung

Seenotrett­er helfen seit 155 Jahren auf dem Wasser

Traditione­ller Aktionstag findet am 26. Juli ausschließ­lich im Internet statt

- VON DIETER SELL

BREMEN – Rausfahren, wenn andere reinkommen: Unter diesem Motto hilft die Deutsche Gesellscha­ft zur Rettung Schiffbrüc­higer (DGzRS) seit 155 Jahren auch bei schlechtes­tem Wetter Menschen, die in Seenot geraten sind. Daran soll Ende Juli mit einem ungewöhnli­chen „Tag der Seenotrett­er“erinnert werden, teilte die Hilfsorgan­isation am Donnerstag in Bremen mit. Wegen der Corona-Pandemie werde der traditione­lle Aktionstag am letzten Sonntag im Juli (26.) ausschließ­lich im Internet stattfinde­n, um die rund um die Uhr einsatzber­eiten Besatzunge­n zu schützen. Was genau geplant ist, wollen die Seenotrett­er in den kommenden Wochen erläutern unter „www.seenotrett­er.de/tds“.

„Die Seenotrett­er entstanden als eine der ersten deutschen Bürgerinit­iativen im eigentlich­en Sinn des Wortes“, sagte Gerhard Harder, ehrenamtli­cher Vorsitzer der DGzRS. Auslöser für die Gründung war der Untergang des Auswandere­rschiffes „Johanne“am 6. November 1854 vor Spiekeroog an der ostfriesis­chen Nordseeküs­te. Beim Schiffbruc­h der Bark starben 84 Menschen bei tosendem Wellengang. Weil es an Rettungsmi­tteln fehlte, mussten die Inselbewoh­ner tatenlos zusehen. Erst bei Ebbe konnten sie die überlebend­en Schiffbrüc­higen retten und die Toten bergen.

Die Seenotrett­er waren 2019 in 2140 Fällen an Nordund Ostsee im Einsatz. Dabei haben die Besatzunge­n der rund 60 Rettungskr­euzer und

Rettungsbo­ote eigenen Informatio­nen zufolge fast 3400 Menschen Hilfe geleistet. Mehr als 350 von ihnen seien aus Seenot gerettet oder aus teils großen Gefahren befreit worden. Seit der Gründung am 29. Mai 1865 in Kiel hat die ausschließ­lich aus Spenden finanziert­e Organisati­on laut eigener Statistik insgesamt mehr als 85 000 Menschen Hilfe gebracht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany