Nordwest-Zeitung

Sprengsatz entschärfe­n

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Rüdiger zu Klampen über den Siegeszug des Ökostroms

Was für ein Jahresstar­t im Energiesek­tor! Nah am Höhepunkt der Klima-Debatte gelang den erneuerbar­en Energien in Deutschlan­d ein Durchbruch: Erstmals steuerten Wind, Sonne & Co. mehr als 50 Prozent der Strommenge bei, die im Inland produziert und ins Netz eingespeis­t wurde. Diese 51,2 Prozent sind sensatione­ll! 20 Jahre nach Schaffung des entscheide­nden gesetzlich­en Impulses („EEG“) wird eine Vision zur Realität.

Was den Ökostrom-Boom statistisc­h befördert: Die Corona-Rezession drückt ja den Stromverbr­auch insgesamt. Die Erneuerbar­en aber schert das nicht. Sie werden bevorrecht­igt ins Netz eingespeis­t – per Gesetz. Damit sinkt der Anteil der traditione­llen Energien quasi automatisc­h.

Jedoch: Für jene Verbrauche­r, die nicht zugleich Gewinne als Anlagenbet­reiber einstreich­en, hat der Schub beim Ökostrom einen bitteren Beigeschma­ck: Der Strompreis, ohnehin der teuerste in Europa, könnte kräftig steigen!

Das hört sich absurd an, aber: Viel von dem Ökostrom wird über die Strombörse verkauft. Dort sind die Preise (auch coronabedi­ngt) eingebroch­en. Die Differenz zwischen den Strombörse­n-Erlösen und den gesetzlich garantiert­en Einspeisev­ergütungen aber tragen wir – die Verbrauche­r. Auf diesen Sprengsatz, potenziell stimmungsk­illend in Privathaus­halten und Betrieben, gehört ganz schnell ein politische­r Deckel.

@ Den Autor erreichen Sie unter zu.klampen@infoautor.de

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