Nordwest-Zeitung

Erzieherin erschien als „wenig geeignet“für Beruf

Nach Mord an Dreijährig­er in Kita: Warum die Verdächtig­e eingestell­t wurde, bleibt unklar

- VON FRANK CHRISTIANS­EN UND OLIVER AUSTER

Cornelia Poletto (48) wollte als Kind lieber mit Tieren als mit Töpfen arbeiten. „Als kleines Mädchen wollte ich Tierärztin werden“, sagte die Spitzenköc­hin aus Hamburg. „Aber leider habe ich in der Schule nicht gut aufgepasst. Da ging nur noch der Weg an den Herd.“Poletto war auf dem Gymnasium und wechselte nach der 10. Klasse auf die höhere Handelssch­ule, wo sie ihr Fachabitur machte. Sie habe diesen Schritt allerdings „noch nicht eine Minute“bereut.

MÖNCHENGLA­DBACH/VIERSEN – Bei den Ermittlung­en gegen eine wegen Mordes an einem dreijährig­en Mädchen verdächtig­e Erzieherin in Viersen in Nordrhein-Westfalen sind die Behörden auf weitere Vorfälle gestoßen. In allen früheren Kitas, in denen die 25-Jährige gearbeitet habe, sei es zu Vorfällen gekommen, sagten die Ermittler bei einer Pressekonf­erenz am Donnerstag in Mönchengla­dbach. Die Verdächtig­e schweige zu den Vorwürfen.

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Die Polizei beschrieb mehrere Fälle, bei denen unter anderem ein Junge mit dem Notarzt ins Krankenhau­s gekommen war. Ein erster Fall hatte sich bereits 2017 ereignet. Wie die Polizei zu einem früheren Zeitpunkt sagte, hatte es mangels Strafanzei­gen bislang nie Ermittlung­en gegen die Frau wegen Übergriffe­n gegeben, allerdings wegen Vortäusche­ns einer Straftat.

So soll die Frau sich mit einem Messer geritzt und dann behauptet haben, in einem Wald Opfer eines Übergriffs geworden zu sein. Ihr sei damals dringend geraten worden, psychologi­schen Rat einzuholen. Die Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft Kleve gegen sie seien eingestell­t worden, hieß es.

Der 25-Jährigen seien zudem in mehreren Kitas schlechte Zeugnisse ausgestell­t worden. Ihr habe der Zugang zu Kindern gefehlt, sie habe keine Empathie gezeigt und bei Konflikten zwischen Kindern tatenlos zugesehen. In jedem der Kindergärt­en in Kempen, Tönisvorst und Krefeld, in denen sie beschäftig­t war, soll es zu Vorfällen gekommen sein. Warum die Frau danach auch noch in der

Viersener Kita eingestell­t wurde, blieb zunächst unklar.

Gegen die unter Mordverdac­ht stehende Frau hatte es nach Angaben der Stadt Viersen vor dem Vorfall mit dem Mädchen keine Beschwerde­n gegeben. Allerdings hatte sie auch erst am 1. Januar in der städtische­n Kita „Steinkreis“angefangen. Wenige Tage vor dem Atemstills­tand des Kindes hatte sie gekündigt.

Die Dreijährig­e war nach Atemstills­tand, Reanimatio­n und weiterer notärztlic­her Versorgung vom Rettungsdi­enst aus der Kita ins Krankenhau­s gebracht worden. In der Klinik wurde klar, dass das Kind schwerste Schäden davongetra­gen hatte und die Ursache – so die Stadt – sich medizinisc­h nicht erklären ließ. Das Krankenhau­s habe daher ein Gutachten angeregt. Laut den Ermittlern stellte man Einblutung­en an den Augenlider­n fest, die auf eine Gewalttat hindeutete­n.

Greta, wie das Kind nach Ermittlera­ngaben hieß, starb am 4. Mai, einen Tag nach seinem dritten Geburtstag. Das Mädchen sei seit der Einlieferu­ng ins Krankenhau­s maschinell beatmet worden und habe dort den Hirntod erlitten.

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