Hotels hoffen
Wieder erste Reservierungen – Aber Hoffnung nur sehr vage – Extremste Einbußen erlitten
Die Oldenburger Hoteliers können von den Belegungszahlen an der Nordsee nur träumen. Nun hoffen sie auf den Sommer ............................
Seit vielen Jahren geht einer Leserin Theobalds eine Frage nicht aus dem Kopf: Wo war diese Wiese? Es geht um das Jahr 1948, als sie als Zehnjährige mit vielen Schülern von Wilhelmshaven nach Oldenburg gefahren sei, um sich Passionsspiele anzuschauen. Sie meint sich zu erinnern an den Weg am Stau vorbei, an den Paradewall, an schöne Zäune (vielleicht Schlossgarten?). Sogar das Bild eines Hauses am Rande der Wiese, wo sich die Kinder für fünf Pfennige einen Schluck Wasser kauften, habe sie im Kopf. Aber die besagte Wiese findet die Leserin einfach nicht wieder. Sie habe gleichaltrige Altoldenburger gefragt, aber niemand habe von der Veranstaltung gewusst. „Kann mir geholfen werden oder muss ich mich doch damit abfinden, Träume zu haben“, schreibt sie. Vielleicht findet sich ja auf diesem Wege jemand, der ihr auf die Sprünge halfen kann.
theobald@NWZmedien.de
Wie geht es den Oldenburger Hotels? Die Einkünfte sind völlig eingebrochen. Ohne Impfstoff bleibt es wohl mau.
OLDENBURG – Große Nachfrage von Touristen und (bis zum vorgesehenen Limit von 60 Prozent) fast ausgebuchte Unterkünfte vermelden die Betriebe an Nord- und Ostsee für das Pfingstwochenende. Davon sind die meisten Oldenburger Hotels in diesen Tagen weit entfernt. Sie stehen immer noch mit sehr vielen leeren Zimmern da. Die OTM hofft auf einen kleinen Effekt im Sommer.
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Als hätte die Familie Wieting es geahnt: Weit vor Corona fiel die Entscheidung, ab Januar die Hälfte der 64 Zimmer ihres Hotels am Damm zu renovieren. „Andererseits wollen die Handwerker natürlich auch bezahlt werden, und da ist es schlecht, wenn kein Geld reinkommt“, sagt Geschäftsführerin Gesa Wieting. Die Zeiten waren und sind hart. Aber jetzt springt es langsam wieder an. Ab Montag sind wieder 16 Zimmer belegt: Angehörige von Oldenburger Firmen, Universität, Handwerksbetriebe. „Es sind normale Geschäftsreisen, aber eben nur ein Bruchteil davon“, sagt Gesa Wiemken. Und was immer noch fehlt, ist der touristische Bereich. „Wir haben sonst auch eine sehr gute WochenendAuslastung, das fehlt massiv.“
Was sie sich wünschen würde, wäre eine Lockerung des Kontaktverbots – „nicht so wie in Thüringen, das finde ich sehr riskant, aber für uns wäre es besser, wenn statt maximal 20 Leuten aus zwei Haushalten, 10 Leute aus fünf Haushalten als Gruppe hierher kommen könnten.“
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Auch Michael und Andrea Schmitz vom Altera hoffen nach annäherndem Totalausfall auf eine erste Besserung. Corona war mitten in eine sehr gute Entwicklung gefallen. „Nach Monaten, in denen es nur um Stornierungen ging, gibt es jetzt wieder Reservierungen“, sagt Michael Schmitz. Auch private Anfragen gehörten dazu. Aber das sich aktuell abzeichnende Geschäft summiere sich gerade auf 20 Prozent der 66 Zimmer. Schmitz rechnet damit, dass erst der Impfstoff eine echte
Das Ende des Frühstücks-Buffets, wie man es kannte: Mitarbeiterin Mareike Sternal stellt für Gast Michael Rieck im Hotel Wieting das Gewünschte zusammen.
Änderung bringt. Er geht von „einem Übergangszeitraum von bis zu 18 Monaten“aus. Dinge wie das Frühstücks-Buffet werden gerade komplett verändert. Und wegen der Zunahme von Home-Office-Aktivitäten in manchen Bereichen werden neue Modelle entwickelt, weniger reine Übernachtungen, dafür mehr schöne Verbindungen von Gastronomie, Wein und Genuss, sagt Michael Schmitz. Mit einem „halbwegs normalen Geschäft“rechnet er erst „ab Mitte, Ende nächsten Jahres“– dieses Jahr gerade einmal mit der Hälfte anderer Jahre.
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„Für das Pfingstwochenende ist fast alles storniert worden“, sagt Doris Dierkhüse, Inhaberin des Hotel Sprenz am Pferdemarkt. Gerade der Mai sei im Bereich der Gruppenreisen ein wichtiger Monat, das sei alles weggefallen. Was ihr Sorgen macht, ist, dass bereits jetzt Gäste für August stornierten. „Wir können nur hoffen, dass es an der Nordsee ausgebucht ist und die Leute dann in Oldenburg ein Zimmer suchen.“
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Sehr pessimistisch ist auch Holger Kruse, Geschäftsführer der City Club Hotel Oldenburg GmbH. Neben dem CCH an der Weser-Ems-Halle führte er das Antares (Staugraben), das Acara im CCO und das Hotel Alexander an der Alexanderstraße. Bei Letzterem habe
man noch Glück gehabt, weil hier die Arbeiter des Bahnstrecken-Ausbaus untergebracht seien. Ansonsten sehe er „noch nicht mal einen Silberstreif“. Das Antares und das Acara blieben zuletzt sogar komplett geschlossen.
Geschäftsreisen, wichtiger
Faktor für Oldenburger Hotels, seien zwar noch möglich gewesen. Doch viele Unternehmen hätten Reiseverbote für ihre Mitarbeiter ausgesprochen. Hier ist Kruse unsicher, ob solche Reisen selbst nach der Pandemie noch in dem Maße stattfinden.
Aus touristischer Sicht ist für ihn der Lambertimarkt eine sehr wichtige Veranstaltung, die hoffentlich stattfinde. Ansonsten hofft er auf ein gutes Sommergeschäft. Es gebe Gespräche mit der OTM, ein gutes Rahmenprogramm, etwa mit Ausflügen, zu bieten. ■
Die Oldenburg Tourismus und Marketing (OTM) hofft nämlich, dass Oldenburg davon profitiert, dass viele Deutsche im Sommer nicht ins Ausland fahren können oder wollen. Daher wolle man die Stadt gemeinsam mit der Region als „interessanten Produktmix“anpreisen, so Geschäftsführerin Silke Fennemann. Oldenburg habe eine schöne Innenstadt, ein grünes Umland und sei nah am Meer. Wenn die Kapazitäten an der Nordsee erschöpft seien, könnten die Gäste dann hierher auswichen, so der Plan.
Derzeit werde die Tourist Info wieder regelmäßig aufgesucht, „aber bei Weitem noch nicht auf dem ursprünglichen Niveau.“Erste kleine Stadtführungen starten wieder. Und es gibt großes Interesse an Radrouten. Insgesamt sei die Unsicherheit bei Besuchern und Hoteliers aber noch groß, weshalb selbst ein perfekter Sommer den Verlust in keinster Weise wettmachen könne.