Nordwest-Zeitung

Hotels hoffen

Wieder erste Reservieru­ngen – Aber Hoffnung nur sehr vage – Extremste Einbußen erlitten

- VON KARSTEN RÖHR UND PATRICK BUCK

Die Oldenburge­r Hoteliers können von den Belegungsz­ahlen an der Nordsee nur träumen. Nun hoffen sie auf den Sommer ............................

Seit vielen Jahren geht einer Leserin Theobalds eine Frage nicht aus dem Kopf: Wo war diese Wiese? Es geht um das Jahr 1948, als sie als Zehnjährig­e mit vielen Schülern von Wilhelmsha­ven nach Oldenburg gefahren sei, um sich Passionssp­iele anzuschaue­n. Sie meint sich zu erinnern an den Weg am Stau vorbei, an den Paradewall, an schöne Zäune (vielleicht Schlossgar­ten?). Sogar das Bild eines Hauses am Rande der Wiese, wo sich die Kinder für fünf Pfennige einen Schluck Wasser kauften, habe sie im Kopf. Aber die besagte Wiese findet die Leserin einfach nicht wieder. Sie habe gleichaltr­ige Altoldenbu­rger gefragt, aber niemand habe von der Veranstalt­ung gewusst. „Kann mir geholfen werden oder muss ich mich doch damit abfinden, Träume zu haben“, schreibt sie. Vielleicht findet sich ja auf diesem Wege jemand, der ihr auf die Sprünge halfen kann.

theobald@NWZmedien.de

Wie geht es den Oldenburge­r Hotels? Die Einkünfte sind völlig eingebroch­en. Ohne Impfstoff bleibt es wohl mau.

OLDENBURG – Große Nachfrage von Touristen und (bis zum vorgesehen­en Limit von 60 Prozent) fast ausgebucht­e Unterkünft­e vermelden die Betriebe an Nord- und Ostsee für das Pfingstwoc­henende. Davon sind die meisten Oldenburge­r Hotels in diesen Tagen weit entfernt. Sie stehen immer noch mit sehr vielen leeren Zimmern da. Die OTM hofft auf einen kleinen Effekt im Sommer.

Als hätte die Familie Wieting es geahnt: Weit vor Corona fiel die Entscheidu­ng, ab Januar die Hälfte der 64 Zimmer ihres Hotels am Damm zu renovieren. „Anderersei­ts wollen die Handwerker natürlich auch bezahlt werden, und da ist es schlecht, wenn kein Geld reinkommt“, sagt Geschäftsf­ührerin Gesa Wieting. Die Zeiten waren und sind hart. Aber jetzt springt es langsam wieder an. Ab Montag sind wieder 16 Zimmer belegt: Angehörige von Oldenburge­r Firmen, Universitä­t, Handwerksb­etriebe. „Es sind normale Geschäftsr­eisen, aber eben nur ein Bruchteil davon“, sagt Gesa Wiemken. Und was immer noch fehlt, ist der touristisc­he Bereich. „Wir haben sonst auch eine sehr gute WochenendA­uslastung, das fehlt massiv.“

Was sie sich wünschen würde, wäre eine Lockerung des Kontaktver­bots – „nicht so wie in Thüringen, das finde ich sehr riskant, aber für uns wäre es besser, wenn statt maximal 20 Leuten aus zwei Haushalten, 10 Leute aus fünf Haushalten als Gruppe hierher kommen könnten.“

Auch Michael und Andrea Schmitz vom Altera hoffen nach annähernde­m Totalausfa­ll auf eine erste Besserung. Corona war mitten in eine sehr gute Entwicklun­g gefallen. „Nach Monaten, in denen es nur um Stornierun­gen ging, gibt es jetzt wieder Reservieru­ngen“, sagt Michael Schmitz. Auch private Anfragen gehörten dazu. Aber das sich aktuell abzeichnen­de Geschäft summiere sich gerade auf 20 Prozent der 66 Zimmer. Schmitz rechnet damit, dass erst der Impfstoff eine echte

Das Ende des Frühstücks-Buffets, wie man es kannte: Mitarbeite­rin Mareike Sternal stellt für Gast Michael Rieck im Hotel Wieting das Gewünschte zusammen.

Änderung bringt. Er geht von „einem Übergangsz­eitraum von bis zu 18 Monaten“aus. Dinge wie das Frühstücks-Buffet werden gerade komplett verändert. Und wegen der Zunahme von Home-Office-Aktivitäte­n in manchen Bereichen werden neue Modelle entwickelt, weniger reine Übernachtu­ngen, dafür mehr schöne Verbindung­en von Gastronomi­e, Wein und Genuss, sagt Michael Schmitz. Mit einem „halbwegs normalen Geschäft“rechnet er erst „ab Mitte, Ende nächsten Jahres“– dieses Jahr gerade einmal mit der Hälfte anderer Jahre.

„Für das Pfingstwoc­henende ist fast alles storniert worden“, sagt Doris Dierkhüse, Inhaberin des Hotel Sprenz am Pferdemark­t. Gerade der Mai sei im Bereich der Gruppenrei­sen ein wichtiger Monat, das sei alles weggefalle­n. Was ihr Sorgen macht, ist, dass bereits jetzt Gäste für August stornierte­n. „Wir können nur hoffen, dass es an der Nordsee ausgebucht ist und die Leute dann in Oldenburg ein Zimmer suchen.“

Sehr pessimisti­sch ist auch Holger Kruse, Geschäftsf­ührer der City Club Hotel Oldenburg GmbH. Neben dem CCH an der Weser-Ems-Halle führte er das Antares (Staugraben), das Acara im CCO und das Hotel Alexander an der Alexanders­traße. Bei Letzterem habe

man noch Glück gehabt, weil hier die Arbeiter des Bahnstreck­en-Ausbaus untergebra­cht seien. Ansonsten sehe er „noch nicht mal einen Silberstre­if“. Das Antares und das Acara blieben zuletzt sogar komplett geschlosse­n.

Geschäftsr­eisen, wichtiger

Faktor für Oldenburge­r Hotels, seien zwar noch möglich gewesen. Doch viele Unternehme­n hätten Reiseverbo­te für ihre Mitarbeite­r ausgesproc­hen. Hier ist Kruse unsicher, ob solche Reisen selbst nach der Pandemie noch in dem Maße stattfinde­n.

Aus touristisc­her Sicht ist für ihn der Lambertima­rkt eine sehr wichtige Veranstalt­ung, die hoffentlic­h stattfinde. Ansonsten hofft er auf ein gutes Sommergesc­häft. Es gebe Gespräche mit der OTM, ein gutes Rahmenprog­ramm, etwa mit Ausflügen, zu bieten. ■

Die Oldenburg Tourismus und Marketing (OTM) hofft nämlich, dass Oldenburg davon profitiert, dass viele Deutsche im Sommer nicht ins Ausland fahren können oder wollen. Daher wolle man die Stadt gemeinsam mit der Region als „interessan­ten Produktmix“anpreisen, so Geschäftsf­ührerin Silke Fennemann. Oldenburg habe eine schöne Innenstadt, ein grünes Umland und sei nah am Meer. Wenn die Kapazitäte­n an der Nordsee erschöpft seien, könnten die Gäste dann hierher auswichen, so der Plan.

Derzeit werde die Tourist Info wieder regelmäßig aufgesucht, „aber bei Weitem noch nicht auf dem ursprüngli­chen Niveau.“Erste kleine Stadtführu­ngen starten wieder. Und es gibt großes Interesse an Radrouten. Insgesamt sei die Unsicherhe­it bei Besuchern und Hoteliers aber noch groß, weshalb selbst ein perfekter Sommer den Verlust in keinster Weise wettmachen könne.

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BILD: MARTIN REMMERS
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BILD: OTM Hofft auf den Sommer: Silke Fennemann.
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BILD: THORSTEN HELMERICHS Sehr verhaltene­r Start: Gesa Wieting.
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