Nordwest-Zeitung

FDP rutscht unter Fünf-Prozent-Marke

Erstmals in dieser Wahlperiod­e – Auch Parteichef Lindner negativ bewertet

- VON CHRISTIAN ANDRESEN UND STEFANIE DOSCH

Die Corona-Krise beschäftig­t die Bürger sehr: Die meisten sind zufrieden mit den gerade geltenden Maßnahmen – aber längst nicht alle.

BERLIN – Die FDP ist zum ersten Mal in dieser Wahlperiod­e in einer Umfrage unter die Fünf-Prozent-Marke gefallen. Nach dem Politbarom­eter, das die Forschungs­gruppe Wahlen für unsere Zeitung und das ZDF ermittelt hat, käme sie im theoretisc­hen Fall einer Bundestags­wahl am Sonntag auf lediglich vier Prozent, ein Prozentpun­kt weniger als vor zwei Wochen. Bei der Wahl 2017 hatte sie noch 10,7 Prozent erreicht.

CDU und CSU blieben mit Abstand stärkste Kraft und könnten mit 39 Prozent (plus eins) rechnen, die Grünen auf Platz zwei mit 19 Prozent (plus eins). Die SPD bliebe unveränder­t bei 15 Prozent, die Linke ebenso bei acht. Die AfD verschlech­terte sich auf neun Prozent (minus eins). Damit hätte sowohl eine Koalition aus Union und Grünen eine Mehrheit als auch eine aus Union und SPD.

Für das Politbarom­eter wurde 1377 Menschen befragt. Was darin sonst noch thematisie­rt wurde:

■ BELIEBTE POLITIKER

Bei der Beurteilun­g nach Sympathie und Leistung („Was halten Sie von?“) der zehn wichtigste­n Politikeri­nnen und Politiker liegt Angela Merkel (CDU) mit deutlichem Abstand weiterhin auf Platz eins. Auf der Skala von +5 bis -5 erhält sie einen Durchschni­ttswert von 2,5 (Anfang Mai: 2,6). Es folgen Markus Söder (CSU) mit 2,0 (2,1) und Olaf Scholz (SPD) mit 1,8 (1,9). Die beiden

Neuzugänge Peter Altmaier (CDU) und Hubertus Heil (SPD) steigen jeweils mit 1,2 ein, und ebenfalls mit 1,2 wird Jens Spahn (CDU, Anfang Mai: 1,3) beurteilt. Robert Habeck (Grüne) kommt auf 1,0 (1,2), Horst Seehofer (CSU) auf 0,6

(0,6) und Armin Laschet (CDU) auf 0,5 (0,6). Schlusslic­ht der Top Ten bleibt FDP-Chef Christian Lindner, der mit minus 0,3 (minus 0,3) als Einziger erneut negativ bewertet wird.

■ LOCKERUNGS­PLÄNE

Die große Mehrheit der Bundesbürg­er lehnt die CoronaLock­erungsplän­e des Thüringer Ministerpr­äsidenten Bodo Ramelow (Linke) ab. 72 Prozent sprachen sich im Politbarom­eter dagegen aus. Ein Viertel der Befragten unterstütz­t den Vorstoß. Ramelow hatte sich in den vergangene­n Tagen für eine neue Strategie ausgesproc­hen, wonach es keine vom Land einheitlic­h verordnete­n Corona-Beschränku­ngen mehr geben sollte.

■ CORONA-MAßNAHMEN Vielmehr beurteilen die meisten

Befragten (56 Prozent) die jetzt geltenden Lockerunge­n bei den Einschränk­ungen in der Corona-Pandemie als gerade richtig. Knapp einem Drittel (32 Prozent) gehen die Lockerunge­n zu weit, für elf Prozent der Bundesbürg­er gehen sie nicht weit genug.

■ KRANKHEITS­GEFAHR

44 Prozent der Befragten sehen ihre eigene Gesundheit durch das Coronaviru­s gefährdet, für 54 Prozent ist das nicht der Fall. Hinsichtli­ch der Ausbreitun­g von Sars-CoV-2 glauben 42 Prozent, das Schlimmste sei in Deutschlan­d schon überstande­n. Rund die Hälfte der Befragten (51 Prozent) bezweifelt dies.

■ SOMMERURLA­UB

31 Prozent sagen, dass sie ihren Urlaub in Deutschlan­d

verbringen wollen, 13 Prozent zieht es im Sommer ins europäisch­e Ausland, und ein Prozent plant außerhalb Europas zu verreisen. Weitere 37 Prozent geben an, keinen Urlaub zu machen, und 18 Prozent wissen das noch nicht.

■ EU-HILFEN

Nach Ansicht der Mehrheit der Bundesbürg­er (61 Prozent) sollen von der Corona-Krise besonders betroffene EU-Länder generell unterstütz­t werden – auch wenn Deutschlan­d dafür einen großen Beitrag leisten muss. 34 Prozent sind dagegen.

56 Prozent sprachen sich dabei dafür aus, die Gelder im Rahmen eines europäisch­en Aufbauprog­ramms ausschließ­lich als Kredite zu vergeben. 37 Prozent plädierten für zusätzlich­e Zuwendunge­n.

 ?? IMAGO-BILD: SPICKER ?? In Erklärungs­not: FDP-Vorsitzend­er Christian Lindner sieht sich mit sinkenden Umfragewer­ten konfrontie­rt.
IMAGO-BILD: SPICKER In Erklärungs­not: FDP-Vorsitzend­er Christian Lindner sieht sich mit sinkenden Umfragewer­ten konfrontie­rt.

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