FDP rutscht unter Fünf-Prozent-Marke
Erstmals in dieser Wahlperiode – Auch Parteichef Lindner negativ bewertet
Die Corona-Krise beschäftigt die Bürger sehr: Die meisten sind zufrieden mit den gerade geltenden Maßnahmen – aber längst nicht alle.
BERLIN – Die FDP ist zum ersten Mal in dieser Wahlperiode in einer Umfrage unter die Fünf-Prozent-Marke gefallen. Nach dem Politbarometer, das die Forschungsgruppe Wahlen für unsere Zeitung und das ZDF ermittelt hat, käme sie im theoretischen Fall einer Bundestagswahl am Sonntag auf lediglich vier Prozent, ein Prozentpunkt weniger als vor zwei Wochen. Bei der Wahl 2017 hatte sie noch 10,7 Prozent erreicht.
CDU und CSU blieben mit Abstand stärkste Kraft und könnten mit 39 Prozent (plus eins) rechnen, die Grünen auf Platz zwei mit 19 Prozent (plus eins). Die SPD bliebe unverändert bei 15 Prozent, die Linke ebenso bei acht. Die AfD verschlechterte sich auf neun Prozent (minus eins). Damit hätte sowohl eine Koalition aus Union und Grünen eine Mehrheit als auch eine aus Union und SPD.
Für das Politbarometer wurde 1377 Menschen befragt. Was darin sonst noch thematisiert wurde:
■ BELIEBTE POLITIKER
Bei der Beurteilung nach Sympathie und Leistung („Was halten Sie von?“) der zehn wichtigsten Politikerinnen und Politiker liegt Angela Merkel (CDU) mit deutlichem Abstand weiterhin auf Platz eins. Auf der Skala von +5 bis -5 erhält sie einen Durchschnittswert von 2,5 (Anfang Mai: 2,6). Es folgen Markus Söder (CSU) mit 2,0 (2,1) und Olaf Scholz (SPD) mit 1,8 (1,9). Die beiden
Neuzugänge Peter Altmaier (CDU) und Hubertus Heil (SPD) steigen jeweils mit 1,2 ein, und ebenfalls mit 1,2 wird Jens Spahn (CDU, Anfang Mai: 1,3) beurteilt. Robert Habeck (Grüne) kommt auf 1,0 (1,2), Horst Seehofer (CSU) auf 0,6
(0,6) und Armin Laschet (CDU) auf 0,5 (0,6). Schlusslicht der Top Ten bleibt FDP-Chef Christian Lindner, der mit minus 0,3 (minus 0,3) als Einziger erneut negativ bewertet wird.
■ LOCKERUNGSPLÄNE
Die große Mehrheit der Bundesbürger lehnt die CoronaLockerungspläne des Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) ab. 72 Prozent sprachen sich im Politbarometer dagegen aus. Ein Viertel der Befragten unterstützt den Vorstoß. Ramelow hatte sich in den vergangenen Tagen für eine neue Strategie ausgesprochen, wonach es keine vom Land einheitlich verordneten Corona-Beschränkungen mehr geben sollte.
■ CORONA-MAßNAHMEN Vielmehr beurteilen die meisten
Befragten (56 Prozent) die jetzt geltenden Lockerungen bei den Einschränkungen in der Corona-Pandemie als gerade richtig. Knapp einem Drittel (32 Prozent) gehen die Lockerungen zu weit, für elf Prozent der Bundesbürger gehen sie nicht weit genug.
■ KRANKHEITSGEFAHR
44 Prozent der Befragten sehen ihre eigene Gesundheit durch das Coronavirus gefährdet, für 54 Prozent ist das nicht der Fall. Hinsichtlich der Ausbreitung von Sars-CoV-2 glauben 42 Prozent, das Schlimmste sei in Deutschland schon überstanden. Rund die Hälfte der Befragten (51 Prozent) bezweifelt dies.
■ SOMMERURLAUB
31 Prozent sagen, dass sie ihren Urlaub in Deutschland
verbringen wollen, 13 Prozent zieht es im Sommer ins europäische Ausland, und ein Prozent plant außerhalb Europas zu verreisen. Weitere 37 Prozent geben an, keinen Urlaub zu machen, und 18 Prozent wissen das noch nicht.
■ EU-HILFEN
Nach Ansicht der Mehrheit der Bundesbürger (61 Prozent) sollen von der Corona-Krise besonders betroffene EU-Länder generell unterstützt werden – auch wenn Deutschland dafür einen großen Beitrag leisten muss. 34 Prozent sind dagegen.
56 Prozent sprachen sich dabei dafür aus, die Gelder im Rahmen eines europäischen Aufbauprogramms ausschließlich als Kredite zu vergeben. 37 Prozent plädierten für zusätzliche Zuwendungen.