Nordwest-Zeitung

Malaise trägt einen Namen

- Gernot Heller über den Zustand der FDP

Die FDP ist erstmals seit gefühlten Ewigkeiten im Politbarom­eter unter die kritische Überlebens­marke von fünf Prozent gefallen. Da merkt man doch kurz auf. Denn für viele im Lande gehören die Liberalen, ohne dass man sich dessen richtig bewusst ist, zum Grundbesat­z unserer Parteienla­ndschaft. Doch, einmal ehrlich: Eine echte Überraschu­ng ist das ziemlich geräuschlo­se Absacken der Freidemokr­aten in den vergangene­n zweieinhal­b Jahren nicht.

Sie haben zwei Mega-Probleme: ein personelle­s und ein inhaltlich­es. Wenn das Bild einer Partei allein von einer Spitzenper­son bestimmt wird, dieser aber der politische Instinkt nach und nach verloren geht, dann ist das fatal. Die FDP-Malaise trägt den Namen Christian Lindner. Der hat die FDP zwar vor Jahren – Respekt – aus einem tiefen Loch geholt. Doch er hat es in der Folge nicht zugelassen, dass um ihn herum ein attraktive­s Führungsmo­saik entstand, das die politische Debatte im Lande mit neuen, originelle­n Beiträgen befeuerte. Er allein schafft das nicht – und leistet sich zudem immer mehr Fehler, wie etwa beim Umgang mit dem Thüringen-Problem.

Doch mindestens ebenso wichtig ist die Frage, wofür die deutsche Politik angesichts großer Herausford­erungen etwa beim Klimaschut­z die FDP unbedingt braucht. Die können die Liberalen momentan nicht befriedige­nd beantworte­n. Dabei sind die Zeiten für die, denen es ganz besonders um die Verteidigu­ng von Bürgerrech­ten und Freiheiten geht, gar nicht so schlecht.

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