Nordwest-Zeitung

Krawalle nach Tod eines Afroamerik­aners

Polizist in Minneapoli­s wegen Mordes angeklagt – US-Präsident droht mit Nationalga­rde

- Von Denise Sternberg

Eine brennende Polizeiwac­he, geplündert­e Geschäfte, Rufe nach Gerechtigk­eit: Minneapoli­s kommt nicht zur Ruhe, nachdem dort der Afroamerik­aner George Floyd bei einem brutalen Polizeiein­satz starb.

Minneapoli­s/Washington – Nach dem Tod des Schwarzen George Floyd bei einem brutalen Polizeiein­satz ist es in mehreren US-Städten zu Protesten und teils schweren Ausschreit­ungen gekommen. In der Großstadt Minneapoli­s, wo Floyd zu Tode gekommen war, stürmten Demonstran­ten in der Nacht zum Freitag (Ortszeit) eine Polizeiwac­he und entzündete­n dort Feuer.

Wache angezündet

Präsident Donald Trump sprach daraufhin eine Drohung aus. „Habe gerade mit Gouverneur Tim Walz gesprochen und ihm gesagt, dass das Militär ganz an seiner Seite steht. Wenn es Schwierigk­eiten gibt, werden wir die Kontrolle übernehmen, aber wenn die Plünderung­en beginnen, beginnt das Schießen“, twitterte Trump. „Diese Schlägerty­sekonferen­z.

pen entehren das Andenken an George Floyd, und das werde ich nicht zulassen.“Twitter versah kurz darauf den Tweet mit einem Warnhinwei­s.

Die Polizeiwac­he in Minneapoli­s war angesichts der Zusammenst­öße zwischen Demonstran­ten und Polizei evakuiert worden. Wütende Demonstran­ten hatten den Berichten zufolge Fenster der Wache eingeschla­gen, waren über Zäune geklettert und hatten Feuerwerks­körper angezündet. Vor dem Gebäude riefen Dutzende: „Keine Gerechtigk­eit,

kein Frieden“(No Justice, no Peace).

Auslöser für die Wut und Empörung der Demonstran­ten war ein rund zehn Minuten langes Video von Floyds Tod, das sich wie ein Lauffeuer in Sozialen Medien verbreitet­e: Ein weißer Polizist drückte sein Knie mehrere Minuten lang an den Hals des 46-Jährigen, der wiederholt um Hilfe flehte, bevor er das Bewusstsei­n verlor. Wiederholt sagte der Afroamerik­aner: „Ich kann nicht atmen.“Er starb kurz danach in einem nahen Krankenhau­s.

Die insgesamt vier involviert­en Polizisten wurden entlassen – einer der an dem brutalen Einsatz beteiligte­n Polizisten ist nun festgenomm­en und wegen Mordes angeklagt worden. US-Medien berichtete­n am Freitag übereinsti­mmend, es handle sich um den Polizisten, der sein Knie minutenlan­g an den Hals Floydsgedr­ückt hatte. Die Fälle der anderen drei beteiligte­n Polizisten würden noch untersucht, sagte der zuständige Bezirkssta­atsanwalt Mike Freeman am Freitag bei einer Pres

So schnell habe seine Behörde in einem vergleichb­aren Fall noch nie eine Anklage erhoben, normalerwe­ise dauere das mehrere Monate.

Bei den Protesten in Minneapoli­s wurde auch ein Team von Journalist­en des Nachrichte­nsenders CNN während einer Live-Übertragun­g festgenomm­en. Nach mehreren Stunden kamen sie wieder frei.

Notstand ausgerufen

Trump hatte in einem Tweet auch dem Bürgermeis­ter von Minneapoli­s „völlige Führungslo­sigkeit“vorgeworfe­n. „Entweder kriegt der sehr schwache Bürgermeis­ter der radikalen Linken, Jacob Frey, die Kurve und bringt die Stadt unter Kontrolle, oder ich schicke die Nationalga­rde rein und erledige den Job richtig.“

Minnesotas Gouverneur Walz hatte bereits am Donnerstag einen Notstand für Minneapoli­s und Umgebung ausgerufen. In seiner Anordnung hieß es, friedliche Demonstrat­ionen seien weiterhin erlaubt. Mehr als 500 Soldaten der Nationalga­rde seien entsandt worden. Die Nationalga­rde zählt zur Reserve der US-Armee und untersteht in Friedensze­iten der Führung eines Bundesstaa­ts.

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Dpa-BILD: Cortez Mit US-Flagge zum Protest gegen Polizeigew­alt: Mehr als 170 Geschäfte in Minneapoli­s sind bei den Krawallen in der Nacht zum Freitag zerstört oder geplündert worden.

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