Nordwest-Zeitung

Wenn der Engel einen Kuli spendiert

ADAC-Pannenhelf­er Andreas Reineke und sein Alltag in der Corona-Krise

- VON STEFAN IDEL, BÜRO HANNOVER

Der Pannenhelf­er fährt 20 000 Kilometer pro Jahr. Auf dem Pannenstre­ifen wird mit Mundschutz gearbeitet.

HANNOVER – Dankbarkei­t zu zeigen ist in diesen Tagen manchmal nicht so einfach: „Gerade erst lief eine Autofahrer­in auf mich zu und wollte mich vor Freude umarmen“, erzählt Andreas Reineke. Dann blieb die Frau abrupt stehen. Das Abstandsge­bot! Szenen wie diese erlebt der Mann im grau-gelben Overall nahezu täglich. Andreas Reineke ist ein „gelber Engel“, einer von bundesweit 1710 Straßenwac­htfahrern des Automobilc­lubs ADAC. Sein Alltag hat sich während der Corona-Krise stark verändert.

Der 49-jährige KfZ-Mechatroni­ker aus Hannover meistert seinen Job mit viel Herzblut. „Seit 25 Jahren bin ich dabei, und habe noch keinen Tag bereut“, erzählt er. Rund 20 000 Kilometer im Jahr ist er mit seinem gelben Kombi in der Region Hannover unterwegs. Diverse schwere Unfälle hat Reineke schon gesehen.

Wenn Autos liegen bleiben, liege das in der Mehrzahl der Fälle an der Elektronik.

Während der Corona-Krise ist der Verkehr in der Landeshaup­tstadt und auf den Autobahnen zwischenze­itlich spürbar weniger geworden. „Die Leute sind entspannte­r“, sagt Reineke. Das liege wohl auch daran, dass es weniger Staus gebe und Pendler ihre Stre

cken schneller zurücklege­n. „Auch auf den Rastplätze­n kann man sich jetzt unterhalte­n, ohne zu schreien.“

Ganz ungefährli­ch ist der Job allerdings nicht: Wenn der „gelbe Engel“an der Unfallstel­le ankommt, streift er sich zunächst den Nasen-MundSchutz auf. Das Abstandsge­bot gilt auch für ihn. Brenzlig wird es bei Liegenblei­bern auf

der Autobahn: Reineke kann nicht an der Fahrbahnse­ite gehen, muss also auch entlang der Leitplanke. Da aber stehen auch die Autofahrer; einer müsse also ausweichen. Sind Kinder an Bord, sei es meistens noch komplizier­ter.

Die Hygiene-Vorschrift­en hält der ADAC-Pannenhelf­er penibel ein: Regelmäßig werden Hände gewaschen und desinfizie­rt. Dafür hat er zusätzlich­e Kanister an Bord. Wenn Kunden etwas bezahlen müssen, beispielsw­eise für eine neue Batterie, tippen sie die Geheimzahl per Kuli ein, den sie von Reineke geschenkt bekommen. „Den Kugelschre­iber dürfen sie natürlich behalten“, sagt Reineke. Er weiß, wie sich die „Engel“Sympathien erhalten.

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BILD: KRUSE/ADAC Ausnahmswe­ise ohne Maske zu sehen: ADAC-Pannenhelf­er Andreas Reineke am Kofferraum seines Fahrzeugs. In der Corona-Zeit wurde das Equipment aufgestock­t.

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