Wenn der Engel einen Kuli spendiert
ADAC-Pannenhelfer Andreas Reineke und sein Alltag in der Corona-Krise
Der Pannenhelfer fährt 20 000 Kilometer pro Jahr. Auf dem Pannenstreifen wird mit Mundschutz gearbeitet.
HANNOVER – Dankbarkeit zu zeigen ist in diesen Tagen manchmal nicht so einfach: „Gerade erst lief eine Autofahrerin auf mich zu und wollte mich vor Freude umarmen“, erzählt Andreas Reineke. Dann blieb die Frau abrupt stehen. Das Abstandsgebot! Szenen wie diese erlebt der Mann im grau-gelben Overall nahezu täglich. Andreas Reineke ist ein „gelber Engel“, einer von bundesweit 1710 Straßenwachtfahrern des Automobilclubs ADAC. Sein Alltag hat sich während der Corona-Krise stark verändert.
Der 49-jährige KfZ-Mechatroniker aus Hannover meistert seinen Job mit viel Herzblut. „Seit 25 Jahren bin ich dabei, und habe noch keinen Tag bereut“, erzählt er. Rund 20 000 Kilometer im Jahr ist er mit seinem gelben Kombi in der Region Hannover unterwegs. Diverse schwere Unfälle hat Reineke schon gesehen.
Wenn Autos liegen bleiben, liege das in der Mehrzahl der Fälle an der Elektronik.
Während der Corona-Krise ist der Verkehr in der Landeshauptstadt und auf den Autobahnen zwischenzeitlich spürbar weniger geworden. „Die Leute sind entspannter“, sagt Reineke. Das liege wohl auch daran, dass es weniger Staus gebe und Pendler ihre Stre
cken schneller zurücklegen. „Auch auf den Rastplätzen kann man sich jetzt unterhalten, ohne zu schreien.“
Ganz ungefährlich ist der Job allerdings nicht: Wenn der „gelbe Engel“an der Unfallstelle ankommt, streift er sich zunächst den Nasen-MundSchutz auf. Das Abstandsgebot gilt auch für ihn. Brenzlig wird es bei Liegenbleibern auf
der Autobahn: Reineke kann nicht an der Fahrbahnseite gehen, muss also auch entlang der Leitplanke. Da aber stehen auch die Autofahrer; einer müsse also ausweichen. Sind Kinder an Bord, sei es meistens noch komplizierter.
Die Hygiene-Vorschriften hält der ADAC-Pannenhelfer penibel ein: Regelmäßig werden Hände gewaschen und desinfiziert. Dafür hat er zusätzliche Kanister an Bord. Wenn Kunden etwas bezahlen müssen, beispielsweise für eine neue Batterie, tippen sie die Geheimzahl per Kuli ein, den sie von Reineke geschenkt bekommen. „Den Kugelschreiber dürfen sie natürlich behalten“, sagt Reineke. Er weiß, wie sich die „Engel“Sympathien erhalten.