Mit Herz und Verstand auf nächster Stufe
Rainer Stamm seit zehn Jahren Direktor des Landesmuseums Oldenburg – Erfolgreiche Bilanz
In der nationalen Kunstwelt läuft Oldenburg zu oft unterm Radar. Dank Bauhaus und Radziwill stieg das Ansehen enorm.
OLDENBURG – „Wenn man irgendwann die Geschichte der Museen schreibt, wird dieses Datum vorkommen müssen.“
Prof. Dr. Rainer Stamm ist zwar selbstbewusst genug, aber nicht größenwahnsinnig, deshalb nimmt seine Aussage Bezug auf die Corona-Pandemie – und nicht auf seinen Amtsantritt als Direktor des Landesmuseums Oldenburg vor zehn Jahren. Dabei kann sich seine Bilanz seit Mai 2010 absolut sehen lassen.
Da in dieser Krisenzeit alles verzerrt daherkommt, bietet sich als Feiergrund dieser Tage allein schon die Wiedereröffnung seiner drei Häuser Schloss, Augusteum und Prinzenpalais an. Zudem ist nach langer Verzögerung die umfangreiche Ausstellung „Franz Radziwill – 125 Werke zum 125. Geburtstag“zu bewundern,
Böttcherstraße Bremen und des Paula Modersohn-Becker-Museums den Sprung über die Weser zu wagen, hat das Kind des Ruhrgebiets nach eigener Aussage nicht bereut. „Das Bemerkenswerte an Oldenburg ist der große Gemeinsinn. Für mich ist der Begriff ,bürgerlich‘ hier positiv besetzt und wird gelebt. Man kommt gern zusammen: auf dem Wochenmarkt, in Cafés, bei Kulturveranstaltungen“, so Stamms persönlicher Eindruck.
Daraus könne nach außen der Eindruck entstehen, man sei hier lieber für sich. Das hemme bisweilen beim Rest der Republik die Wahrnehmung auf diesen Kulturstandort. „Oldenburg existiert nicht“, musste Stamm in vielen Gesprächen feststellen.
Für die Zukunft wünscht sich Rainer Stamm eine noch größere Schnittmenge im Publikumsinteresse. „Daran werden wir arbeiten: Wer zur World-Press-Photo-Schau kommt, muss wissen wollen, was sich im Landesmuseum sonst noch so tut. Die Neugier ist unser größtes Kapital.“