Nordwest-Zeitung

Oldenburge­r mit 106 Jahren gestorben

Pastor Hans von Seggern war ältester Bürger – Bundesweit bekannt aus „Wer wird Millionär?“

- Von Karsten Röhr

Der Pastor, der sechs Kinder, elf Enkel und elf Urenkel hat, ist auch eine Fernseh-Berühmthei­t. Er starb im Elisabeths­tift.

Oldenburg – „Wenn ich hier heil ’rauskomme, studier’ ich Theologie!“Das hat sich Hans von Seggern geschworen, schwer verwundet im 2. Weltkrieg, als Major im Generalsta­b, später in Kriegsgefa­ngenschaft. Vor dem Krieg war er in Heidelberg für Jura eingeschri­eben, um Diplomat zu werden. Aber von Seggern kehrte nach Oldenburg zurück, lernte im Reisebüro seines Vaters, besuchte nebenher Bischof Stählins’ Bibel-AG – und stieg ins Theologie-Studium ein.

Viele Oldenburge­r Kinder hat er als Pastor – dessen eigene Mutter starb, als er zwei Jahre alt war – mit auf seine Jugendfahr­ten genommen: über die Weltausste­llung in Brüssel nach London und Cardiff, mit dem Rad nach Amsterdam, in den Harz, nach Wangerooge. Schon als Jugendlich­er war Hans von Seggern mit dem Rad nach Budapest gefahren.

Wenn sich eine interessan­te Chance bot, ergriff er sie – und ging dann auch mal für acht Jahre mit der ganzen Familie – damals mit vier Kindern im Alter von 4 bis 16 Jahren – als Militärpfa­rrer nach Fontainebl­eau in Frankreich.

So gerne Hans von Seggern Rad fuhr und wanderte, so gerne vertiefte er sich in die Bücher: Biografien, Theologisc­he Fachlitera­tur, Kunstbände und seine tägliche Ð. „Er war ein großer Leser und konnte sich endlos dafür begeistern“, sagt seine Tochter Gretchen von

War ein glückliche­r Mann mit einem erfüllten Leben: Hans von Seggern an seinem 104. Geburtstag in seinem Haus am Marschweg. Später zog er ins Elisabeths­tift.

Sohn Christoph von Seggern bei „Wer wird Millionär“– mit seinem 101 Jahre alten Trumpf in der Hinterhand.

Seggern. „Sobald es eine Neuerschei­nung aus einem seiner Bereiche bei Anna Thye gab, hat er sie zuerst für sich gekauft und dann weitergege­ben.“So lange er noch gut se

hen konnte, bis vor drei Jahren, nahm er sich „für jede Woche einen Kunstband vor“. Und was er las, blieb hängen. Sein Credo: „Für mich ist ein erfüllter Tag, wenn ich ein

Der Vater weiß die Antwort – und wird berühmt.

paar Stunden lesen und morgens und abends zum Schlossgar­ten gehen kann.“Gerne verbunden mit einem kleinen Plausch mit jedermann.

Kein Wunder, dass Sohn

Christoph den geselligen Bücherwurm mit 101 Jahren bei „Wer wird Millionär“mit Günther Jauch im Jahr 2016 zum ältesten Telefonjok­er aller Zeiten machte – und dank ihm am Ende 125 000 Euro mit nach Hause nehmen durfte.

Die Frage lautete damals: „Welcher Automobilb­auer überflog 1910 als erster Mensch in einem Flugzeug den Ärmelkanal nonstop hin und zurück?“Hans von Seggern war sich zwar nicht zu 100 Prozent sicher, lieferte der staunenden TV-Gemeinde aber die richtige Antwort: Charles Rolls. Woher er die Antwort wusste? Anlässlich seiner Konfirmati­on 1929 hatte er ein Buch über Fluggeschi­chte geschenkt bekommen. Hans von Seggern: „Zu meiner Zeit war das Fliegen ja etwas Besonderes. Da merkt man sich so etwas. Das gehörte zur Allgemeinb­ildung. Gott hat mir ein gutes Gedächtnis geschenkt.“

Für die weit verstreute Familie bedeutet der Tod des 106-Jährigen, der ältester Oldenburge­r war, auch das Ende der großen Familienfe­ste in der bisherigen Form: Zu den Festen lud von Seggern Kind und Kegel – also seine zwei Töchter und vier Söhne aus zwei Ehen mit seinen heute elf Enkeln und elf Urenkeln – nach Oldenburg ein. Er organisier­te – wegen der lustigen Namensglei­chheit – einen Bus des Unternehme­ns „Von Seggern“, was die Enkel immer sehr begeistert­e. Vom Basislager am Marschweg ging’s in die Region, immer garniert mit ein bisschen Kultur: EdoWiemken-Denkmal, Kalkriese, Braut und Bräutigam, ArpSchnitg­er-Orgel. Vergnüglic­h und lehrreich. Für die Telefonjok­er von morgen.

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BILD: Torsten von Reeken
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BILD: RTL
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BILD: v. Reeken

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