Nordwest-Zeitung

Spaltet Corona die Regionalli­ga Nord?

Eine Saison mit 22 Teams wäre vielleicht nur in zwei Staffeln zu meistern

- Von Jan Zur Brügge Und Wolfgang Wittig

Dass nach dem Abbruch der aktuellen Spielzeit die kommende Saison nicht mit 18, sondern mit 22 Vereinen stattfinde­n wird, steht so gut wie fest. Wie kann ein solches Projekt gelingen?

Oldenburg – Nachdem der Abbruch der Fußball-Saison 2019/20 in der Regionalli­ga Nord aufgrund der CoronaKris­e wohl nur noch formal auf einem digital stattfinde­nden außerorden­tlichen Verbandsta­g am 25. Juni vollzogen werden muss, wird eifrig gerätselt und spekuliert, wie eine folgende Spielzeit mit 22 Mannschaft­en überhaupt zu bewältigen ist. Eine starke Mehrheit der Vereine hatte sich für ein Ende mit einem Aufsteiger (der VfB Lübeck geht in die 3. Liga) und ohne Absteiger entschiede­n, so dass zu den 17 verbleiben­den Mannschaft­en fünf Neulinge aus den vier darunter angesiedel­ten Oberligen hinzukomme­n sollen.

Was würde eine Saison mit 22 Teams bedeuten

„Das würde bedeuten, dass wir pro Verein 42 Spiele plus die Pokalrunde­n zu absolviere­n hätten“, erklärt Jürgen Stebani, Spielaussc­hussvorsit­zender des Norddeutsc­hen FußballVer­bandes, im Gespräch mit der Ð: „Spiele mit mehr als 18 Teams in der Liga durchzufüh­ren, wird illusorisc­h sein. Wir werden in den Beratungsg­remien darüber zu diskutiere­n haben, wie das zu wuppen ist.“

Wie könnte dieses Problem gelöst werden

Aufspaltun­g der Liga in zwei 11er-Staffeln. Eine könnte die sieben Regionalli­gisten aus Schleswig-Holstein und Hamburg zusammen mit den Aufsteiger­n von dort – Phönix Lübeck und Teutonia Ottensen – sowie den beiden geografisc­h am nächsten liegenden niedersäch­sischen Vereinen Lüneburger SK und SV Drochterse­n/Assel bilden. Mit sechs anderen Regionalli­gisten aus Niedersach­sen und Bremen würden dann der VfB Oldenburg und der SSV Jeddeloh auf die drei Neulinge VfV Hildesheim,

Atlas Delmenhors­t (beide Niedersach­sen) und FC Oberneulan­d (Bremen) treffen.

Wäre eine solche Aufteilung attraktiv und gerecht

„Da gäbe es tolle Derbys“, meint der angehende VfBCheftra­iner Dario Fossi zu diesen Aufteilung­sspekulati­onen: „Ich weiß aber nicht, ob die Stärken gerecht verteilt wären.“Auch Stebani macht gleich deutlich, dass eine strikte Einteilung nach geografisc­hen Gesichtspu­nkten für unterschie­dliche Leistungss­tärken und Unmut bei einigen Vereinen sorgen könnte. Dabei wäre bei der genannten

Staffel-Einteilung zum Beispiel die durchschni­ttliche Regionalli­ga-Platzierun­g aus der Saison 2019/2020 gleich. Addiert man nämlich alle erreichten Plätze und teilt das Ergebnis durch die Zahl der Vereine, ergibt sich für Schleswig-Holstein/Hamburg (90/9=10) sowie Niedersach­sen/Bremen (80/8=10) das gleiche Ergebnis.

Gibt es noch andere Lösungsweg­e

Eine weitere Variante, die auch von einigen Vereinen ins Spiel gebracht wurde, wäre eine einfache Runde (jeder Verein spielt nur einmal gegen jeden) mit Auslosung des jeweiligen Heimrechts. „Wir werden in den nächsten zwei bis drei Wochen in den verschiede­nen Ausschusss­itzungen versuchen, eine möglichst gerechte Entscheidu­ng zu treffen“, sagt Stebani: „Vielleicht gibt es ja auch noch andere Modelle – in spätestens drei Wochen sehen wir sicher klarer.“

Ist eine mögliche Aufteilung der 3. Liga vom Tisch

Mit der vorläufige­n Entscheidu­ng des DFB, den auch von vielen Nordvertre­tern unterstütz­ten Antrag des Saarländis­chen Fußballver­bandes, die 3. Liga zukünftig in zwei Staffeln spielen zu lassen, abzulehnen, kann sich Stebani derweil gar nicht anfreunden. „Die Drittliga-Vereine haben das mit großer Mehrheit abgelehnt. Die Art, wie sich einige Vereine der 3. Liga in diesen Wochen präsentier­en, zeugt von mangelnder Solidaritä­t“, sagt er zu dem misslungen­en Vorstoß, durch den die Regionalli­ga-Meister künftig immer direkt ohne Relegation aufsteigen könnten, und ergänzt: „Das Thema ist für die Zukunft aber längst nicht vom Tisch.“

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Grafik: Ricarda Pinzke So könnten die zwei Staffeln in der Regionalli­ga Nord aussehen. Die beiden niedersäch­sischen Vereine aus Drochterse­n und Lüneburg würden dabei der Hamburg/SchleswigH­olstein-Staffel zugeschlag­en werden.

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